2 Seiten der Medaille
Androctonus, deine ganzheitliche Ausführungen finde ich sehr spannend und kann da vieles genauso nachempfinden und im Kontext erkennen.
Da ich Erfahrungen mit beiden "Seiten der Medaille" habe, möchte ich etwas aus meiner Erfahrung und Sicht ergänzen.
Du beschreibst Meditation als einen Weg zur geistigen "Leere". So ähnlich ist das wohl, wobei dieser Zustand der Leere gleichzeitig eine Fülle ist und Meditation aus meiner langjährigen Erfahrung nicht an das stille Kämmerchen gebunden ist, sondern durchaus auch in allen täglichen Situationen seinen Platz haben kann. Neben festen Zeiten der Meditation ist es aber auch eine innere Haltung der Achtsamkeit, der Präsenz / im Moment ganz da zu sein, des Beobachtens meiner Selbst ohne mich zu werten (ebenso andere nicht). Mich weder mit meinem Körper, noch mit meinen Gefühlen oder Gedanken zu identifizieren, also : wer denkt? Wer Fühlt? Wer handelt? Ein Prozess der Bewusstwerdung ist das. Eine Ent-Wicklung: heraus aus meinen Prägungen und Glaubensmustern.
Ohne das nun besonders zu zelebrieren versuche ich diese Einstellung in allen Bereichen zu leben - auch beim Sex. Egal, ob Tantra, BDSM, Vanilla, ....Ich erprobe mich gerne und liebe das Spielen mit den Möglichkeiten.
Die "Leere" erfahren viele BDSM-ler wohl während oder auch nach gelungenen Sessions:
@****it beschreibt es zum Beispiel als "Fliegen"....
Ein Akt der Selbstüberwindung - das Selbst zu überwinden ist ein Prozess der Bewusswerdung (in der Meditation und im Tantra ebenso) Dazu gabe es mal einen Austausch im Thread "SM - eine psychische Krankheit?" und daraus entwickelte sich dieser Thread.
Dort habe ich auch die Frage nach den Selbstkasteiungen gestellt, die aber nicht nur in westlichen Ländern anzutreffen sind!
Ebenso wie Meditation (zum Beispiel im Gebet - aber nicht nur dem christlichen) auch im Westen schon immer praktiiert wurde.
Rituale, welcher Art auch immer, gibt es in den meisten sexuellen Begegnungen - mehr oder weniger explizit ausgesprochen. Im BDSM wie auch im Tantra werden sich ganz klarer Rituale bedient, weil sie ein Einverstandensein, eine Sicherheit gewährleisten und dem ganzen auch einen schützenden Rahmen geben, aber es auch zu etwas Besonderem machen und damit auch eine besondere Wirkung haben auf den Ablauf und das Empfinden.
Nackt und bloß - tatsächlich oder im übertragenen Sinne - kann ich meinem Partner in jeder Variante gegenüber stehen. Also offenen Herzens sein und mich ehrlich und somit verletzlich und verletzbar zeigen.
Natürlich gibt es "Tantraparties" - also Trantrarituale/-sex in Gruppen. Dafür haben Trantriker doch ihren "Ruf"...
Im Ende geht es doch in beiden Varianten aus meiner Erfahrung um das Thema "Grenzüberschreitung/Selbstüberwindung" mittels Sex. Nicht umsonst wird der Orgasmus auch als "kleiner Tod" beschrieben. Es gibt einfach in vielen Menschen ein Sehnen nach tiefem Erleben von Einheit; Auflösung, "Fliegen", Erkennen; ...
Sex und Spiritualität sind die 2 Seiten der einen Medaille - und im Ende ist die Medaille eine Kugel....