Daneben
Völlig daneben, dein Beitrag, Düsseldorfer.
Bevor du jetzt innerlich aggressiv wirst, versuche ich, dir ein paar Gedanken zu geben. Entscheide dann danach.
„Sie ist doch so eine "anständige", vorzeigbare Frau.
Denn NUR so mögen die anderen sie.“
Deine Wortwahl und deine Formulierung zeigt: du bist im Schmerz. DU sehnst dich nach der Frau, die endlich sich und dir eingesteht, statt eine „anständige“ Frau etwa eine versaute Schlampe zu sein. Du hattest dich in eine „anständige“ Frau verliebt und gehofft, dass deine Liebe zu ihr auch ein wenig das „Unanständige“ rauskitzeln könnte. Das ist dir misslungen. Das tut weh.
Du flüchtest dich zur Rechtfertigung deines Schmerzes in Gesellschaftskritik. Das ist ein Reflex, den ich nur zu gut kenne. Deshalb antworte ich dir hier. Ich habe jahrelang meine eigene Unfähigkeit damit zu entschuldigen versucht, dass „die Gesellschaft“ eben vollkommen daneben sei („albern“, schreibst du).
Deine Argumentation fällt zurück auf den Stand der 1960er Jahre, als das Scheidungsrecht noch den „Schuldigen“ brauchte und Vergewaltigung in der Ehe im Gesetz noch nicht vorkam. Es gab damals Richter, die dem fremdgegangenen Mann die Schuld absprachen, weil seine aussereheliche Gespielin auch „bewusst“ eine Bluse mit tiefem Ausschnitt angezogen habe.
Die Sehnsucht mancher Frauen nach Rape-Play lässt sich nicht auf der Ebene verlogener gesellschaftlicher Moral diskutieren. Rom, einst – vor langer Zeit – eine Weltmacht wie heute die USA, überdauerte, nach der Legende, die Zeiten nur deshalb, weil die Römer die Weiber der Sabiner klauten, sie misshandelten, sie vergewaltigten und sie schwängerten, damit sie ihnen römische Nachfahren gebährten. Wollten wir – du und ich – heute noch einen solchen willkürgetriebenen rechtsfreien Raum wirklich? Würden wir das mühsam errungene Recht auf dem Altar unserer Schwanzeslust wirklich opfern wollen?
Ich unterstelle dir: du willst einfach auch mal „die Sau“ rauslassen dürfen. Wie ich. Und das ist heute schwerer als früher, als die Weiber von uns Männern noch abhängig waren und still vor sich hin litten, weil das besser war, als verstoßen zu sein.
Es ist wunderbar geil, sich einfach ein Weib zu nehmen und das Zepter ihrern Eierstöcken näher zu bringen. Und deine Sehnsucht, dass dieses Weib genau das geil finden könnte, teile ich voll und ganz. Allein: die Welt ist nicht so.
Damit Rape-Play zum Genuss des Weibes wird, das sich da seinen Gelüsten hingibt, erfordert es, von unseren Gelüsten gerade
abzusehen und maximal sensibel ihr erträumtes Spiel zu spielen; alles andere wäre für sie eine Katastrophe und für uns unser letzter Zug, Schachmatt.
Heute sagte ich meiner Liebsten einmal mehr, wie gerne ich sie ohrfeigen würde. Ich sagte ihr auch, dass ich es nicht tun würde. Ich weiss, sie würde mich verlassen.
Das wäre es mir wiederum nicht wert. So lebt jeder von uns, verehrter Düsseldorfer, seine eigenen Ängste.
stephensson
art_of_pain