********n_he:
Dies wäre eine Überlegung wert, warum freiwilliger Sex ohne inneren Einklang stattfindet?
Bei mir war das einmal die völlige Abwesenheit von sexueller Anziehung und Interesse an Sex, aber auch ein schlechtes Verhältnis zu Sex allgemein. Ich habe das in Kindheit/Jugend einfach nie als etwas Positives kennengelernt, sondern als etwas, dass die Frauen in meinem Umfeld benutzt haben, um Männer zu kontrollieren, und etwas, das die Männer in meinem Umfeld bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht haben, für sich einzufordern. Ich wurde im Alter von 13-15 Jahren auch massiv sexuell von älteren Männern belästigt, mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt meines Lebens.
Ich habe Sex bis ich 22 Jahre alt war völlig abgelehnt und bis vor einem halben Jahr immer noch kein Interesse daran gehabt. Ich habe meinem Freund damals nicht erzählt, dass ich noch Jungfrau bin, sondern habe mir das Jungfernhäutchen vor meinem ersten Mal mit ihm chirurgisch entfernen lassen. Ich hatte einfach so Angst, dass er keine Beziehung mit mir will, wenn er erstmal erfährt, dass ich Sex weder interessant finde, noch genieße.
Wir hatten anfangs viel Sex und ich habe mich wirklich bemüht, es irgendwie schön zu finden, wollte auch selbstständig Dinge ausprobieren, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was mir daran Spaß macht. Aber nach zwei Jahren waren für mich die Möglichkeiten erschöpft und wir hatten dann fünf Jahre am Stück keinen Sex miteinander.
Erst vor einem halben Jahr habe ich sexuelle Lust entwickelt und seitdem auch Spaß an Sex. Das kam aber nicht "einfach so", sondern durch den Ausbruch einer affektiven Störung, wodurch sich einfach auch mein Neurotransmitter- und Hormonhaushalt stark verändert hat.
Mir ist natürlich klar, dass es absolut kontraproduktiv ist, Sex zu haben, obwohl man ihn nicht will und schon gar nicht, um jemand anderen zufriedenzustellen und so etwas würde ich heute auch nicht mehr machen (mein Freund hat mich übrigens zu nichts gedrängt, er war lange Zeit komplett ahnungslos). Damals habe ich aber wirklich geglaubt, ansonsten mein Leben lang einsam zu bleiben, weil doch niemand eine Frau will, von der er von Anfang an weiß, dass Sex sie nicht interessiert.
Dass ich mittlerweile Lust auf und Spaß am Sex habe, ist in erster Linie für mich selbst eine Befreiung. Ob meine Sexualität anderen in den Kram passt oder nicht, das interessiert mich mittlerweile nicht mehr.