@jana_marie
Schöner Beitrag, dem wir nur ganz wenig hinzuzufügen haben.
Notorische Discofoxtänzer, regelgerechte Tanzschulabsolventen und steife Galants unmoderner Prägung möchte ich, wie teils auch eine Vorschreiberin schon, ganz entschieden
ausklammern... sie, ähm die sind damit nicht gemeint. Viel hilft eben nicht zwingend viel... vor allem nicht, wenn's eingleisig ist.
schulterzuck
Tanzen zu können heißt nicht, (bestenfalls) die Schritte zu beherrschen... und geht – für mich jedenfalls – weit darüber hinaus.
Das ist es. Was nützen uns Menschen auf Tanz- oer anderen Raumflächen, die sich dort ebenso konform und gedrechselt benehmen wie im Alltagsleben oder - schlimmstenfalls gar - beim nächtlichen "Matratzentango".
(NB: Mit der Frage "Tanzt ihr heute noch ober bleibt´s wie immer nur beim Matratzentango von euch beiden?" hat uns seinerzeit der Vater meiner ersten Freundin beim Abiball vor vielen Leuten die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
)
Ich habe nie einen Tanzkurs belegt und habe den "Anwerbeversuchen" meiner Schwester (Tango), jacky (Standard) und von Freundinnen (Salsa usw.) stets widerstanden. Vielleicht ist die Zeit für mich noch nicht reif, vielleicht auch habe ich Vorurteile wie Tanzkurse ablaufen. Und vielleicht habe ich einfach nur Lust, auf diesem Sektor einfach nicht schon wieder etwas lernen zu "müssen", nicht schon wieder "perfekt" sein zu wollen usw. Denn ich bin einer der ersten, der - je nach Laune - die Tanzflächen betritt, wenn ihm danach ist. Dann schere ich mich reichlich wenig über die Gedanken und Blicke der anderen, denn weder bin ich Bewegungslegastheniker noch beim Tanzen auf die neidischen oder mitleidigen oder wie auch immer gemeinten Blicke abhängig. Für mich ist Tanzen Lebensfreude und Ausdruck meiner selbst. Was u.a. eben bedeutet, daß man sich je nach Stimmung ganz unterschiedlich bewegt.
Neulich habe ich zwei farbige Frauen beobachtet, die miteinander tanzten. Erst tanzten sie auffälllig um mich herum und das Machoresthirn in mir dachte reflexartig "Ha, die wolln was von mir!".
Dann habe ich geblickt, daß sie nur was voneinander wollten, womit ich im übrigen nichts Sexuelles meine, sondern eben den Gleichklang der Körper, die Stimmung an diesem Abend, den gemeinsamen Ausdruck von Lebensfreude usw. Ich bin dann hinterher zu den beiden - Freundinnen - gegangen und habe ihnen ein Kompliment für ihren Tanzstil gemacht, das m.E. auch richtig verstanden wurde. Eben nicht als An-Mache, sondern als Mit-Teilung einer spontanen Begeisterung für einen innigen Tanz, der mir vor Begeisterung über so viel Präsenz und Lebensgefühl an diesem Abend fast die Tränchen in die Augen getrieben hätte.
Also: Tanzen: ja, bitte, wenn´s gut gemacht ist! Dann versuche ich auch dabei zu sein, selbst wenn ich - Farbige sehend - am liebsten immer von der Tanzfläche flüchten möchte. Von wegen der europäischen Bewegungsgene usw...