1. Klasse ICE - Eine heiße Zugfahrt im Juli
Es war ein anstrengender Tag gewesen auf der Tagung in Augsburg, dazu ein heißer Sommertag, und ich war froh, dass der ICE pünktlich in den Bahnhof einlief. Vier Stunden Fahrt standen mir noch bevor an diesem Dienstagabend, und ich würde vor Mitternacht nicht zu Hause sein. Wie immer hatte ich für Bahnreisen um diese Uhrzeit eine feste Platzreservierung in der 1. Klasse gebucht. Das war ein Luxus, den ich mir leistete, nicht nur weil ich ihn in Rechnung stellen konnte bei meinem Auftraggeber, sondern weil ich eine entspannte Rückreise sehr zu schätzen wusste. Die bequemen, breiten Sitze und die Beinfreiheit, vor allem war mir daran gelegen, meine Ruhe zu haben.
Den kleinen Rollkoffer hinter mich herziehend, ging ich durch das Großraumabteil, auf der Suche nach meinem Sitzplatz am Gang. Fensterplätze waren nicht mein Fall, zu zugig war dort die Klimaanlage.
Wie immer war das 1. Klasseabteil nur spärlich besetzt, der Teppichboden dämpfte meine Schritte und ich ging die Sitzplatznummern ab, den Blick nach oben auf die Anzeigen gerichtet.
Schon nach ein paar Metern fand ich meinen freien Platz und stutzte. Zu meiner Überraschung saß am Fenster eine Frau. Eine Asiatin. Sie nickte mir kurz zu, als ich höflich: „Guten Abend!“, sagte und, mehr aus Verlegenheit, ihr kurz meinen Reservierungsschein entgegen hielt. Denn es waren noch reichlich Zweierreihen frei, ohne direkten Sitznachbarn. Ich weiß leider aus Erfahrung, wie nervig es ist, einen Sitzplatz wieder verlassen zu müssen, weil ein anderer Fahrgast mich entschuldigend darauf hinweist, dass dies sein reservierter Platz sei. Und die Fahrt würde mich an einigen Großbahnhöfen vorbei führen.
Eine alleinreisende Frau, dazu noch attraktiv, verspricht immer … zumindest interessant zu werden, und so hob ich meinen Koffer in das Ablagebord über ihr, nahm die Dinge aus meiner Tasche, die ich brauchte, um es mir gemütlich zu machen, verstaute sie ebenfalls in dem Bord und setzte mich hin. Praktischerweise verfügt jeder Sitzplatz im ICE über eine eigene Steckdose und so schloss ich mein Handy an, schrieb ein paar Whatsapps, erhielt Antworten und nahm mir dann mein Buch zur Hand.
Die Frau neben mir hatte ihre Jacke über die Beine gelegt und hochgezogen. Anscheinend saß sie schon seit München in dem Zug, und nach einer Weile wird es tatsächlich immer etwas frisch durch die Klimatisierung. Sie knabberte aus einer Tüte diese seltsamen asiatischen Bohnencracker, die ich überhaupt nicht mag, und hielt den Blick aus dem Fenster gerichtet. Mich würdigte sie keines Blickes und schien auch nicht an Konversation interessiert. Tief in Gedanken schien sie versunken zu sein.
Nachdem sie die Crackertüte halb geleert wieder in ihrer Tasche verstaut hatte, lehnte sie sich zurück, schob ihre Unterarme und Hände ebenfalls unter die Jacke und schloss die Augen. Ich nutzte die Chance und besah sie mir genauer, musterte sie verstohlen und stellte fest, dass sie sehr attraktiv war. Sie sah gut aus, fast schon ein wenig modelmäßig makellos. Doch ich konnte beim besten Willen nicht erkennen, was für eine Staatsangehörigkeit sie besaß. Sie hatte weder die Merkmale einer Japanerin, Chinesin, Koreanerin, und auch nicht die der Thailänderin, Vietnamesin oder Indonesierin. Wer weiß wo sie her kam. Sie machte aber den Eindruck auf mich, als sei sie eine Art Hostess, die auf Messen arbeitet, denn elegant und teuer war ihre Kleidung, das konnte ich wohl erkennen, obwohl ihre schlanken Füße in Pantoletten steckten. Da ihre Knie und Unterschenkel unter der Jacke zu sehen waren, konnte ich entdecken, dass sie weder eine lange Hose noch eine Strumpfhose trug. Vermutlich einen Rock, denn obenherum trug sie ein weißes Top oder T-Shirt.
Ich vertiefte mich in meine Lektüre, einen Eifelkrimi, in der ein Journalist namens Baumeister seltsame Dinge aufspürt, genau das Richtige für eine lange Zugfahrt, zumal die Geschehnisse in dem Buch sich quasi bei mir um die Ecke abspielen. Und vergaß nach einer Weile meine schöne Nachbarin.
Erschrocken fuhr ich hoch, als sie mich plötzlich anstubste. Ich sah zu ihr hin und blickte in ein strahlendes Lächeln. Sie gab mir zu verstehen, dass sie mal durch müsste und schob die Jacke beiseite. Ich erhob mich und ließ sie vorbei. Nun konnte ich sie zum ersten Mal in ihrer ganzen Erscheinung sehen. Sie trug sehr enge, sehr kurze, weiße Hot Pants, die Beine gertenschlank, trotz des Sommers weiß wie Wachs, ebenmäßig. Dazu ein ebenso knappes T-Shirt, sündhaft teuer, wie das Label einer Luxusmarke auswies, und dazu eben diese Pantoletten. Drei silberfarbene Riemchen, die ihr über den Spann gingen, und oben mit einem weiteren Riemchen miteinander verbunden waren und mit kleinen, glitzernden Mosaiken versehen. Sind das etwa die Rockstuds von Valentino? Ich stieß einen kleinen Pfiff durch die Zähne, war beeindruckt, kannte mich aus in Modefragen. Die Asiatin wohl ebenso. Sie war genau so groß wie ich. Ihre langen, pechschwarzen Haare fielen ihr auf den Rücken und als sie sich mit ihrer Himbeer-Flieder-farbenen Handtasche - ebenfalls von Valentino, ich erkannte es auch hier an den aufgesetzten Pyramidennieten und an dem Kettenträger als Schultertasche - an mir vorbeidrängte, konnte ich ihr Parfum wahrnehmen. Gut roch sie, edel und fein, sehr weiblich. Womöglich auch von Valentino. Ich schmunzelte, kannte mich in den Parfums nun nicht wirklich gut aus, hätte aber gut sein können.
Ich stellte fest, dass die wenigen Fahrgäste in dem 1. Klasse Abteil zu ihr aufsahen, als sie durch den Gang schritt, Richtung Toilette. Sie war eine höchst bemerkenswerte und auffällige Frau. Dasselbe geschah, als sie nach einer Weile zurück kehrte. Mir war, als hätten die Mitreisenden auf sie gewartet, nur um nochmal einen Blick auf diese heiße Erscheinung zu werfen. Wieder erhob ich mich, um sie durch zu lassen, und wieder lächelte sie mich an, dass es mir vorkam, als würde die Sonne Asiens in mir aufgehen. Doch irgendetwas war anders an ihrem Lächeln. Natürlich ist es schwer, das Lächeln einer Asiatin zu deuten, doch kam es mir so vor, als hätte sich eine Spur Verwegenheit in den zauberhaften Gesichtsausdruck gemischt, und als sie Platz genommen, die Jacke wieder über die nackten schönen Beine gelegt und hochgezogen hatte, Hände und Unterarme ebenfalls darunter gesteckt, sah sie mich noch einmal an und biss sich auf die Unterlippe. Was war das denn? Ein Signal? Dann lehnte sie sich wieder zurück, schlug die Beine übereinander und schloss die Augen.
Ich konnte mich nicht mehr wirklich auf meinen Roman konzentrieren, zu sehr nahm mich dieses Wesen neben mir in Beschlag. Wenn man einmal die erotische Ausstrahlung einer attraktiven Frau wahrgenommen hat, zumal noch wenn sie direkt neben einem sitzt, ist es aus mit der Ruhe und Beschaulichkeit. Meine Gedanken fingen an zu rotieren, Begehren wuchs in mir, vermischt mit heimlichen Sehnsüchten und Wünschen. Ein erotisches Spiel während einer Zugfahrt mit einer exotischen, fremden Frau, still und heimlich in aller Öffentlichkeit … Oh Mann! Das wäre was. Ich grinste in mich hinein. Völlig abwegig, hör auf zu spinnen, schalt ich mich. Doch träumen war erlaubt. Und zugegeben, meine Erregung wuchs, denn solcherlei Träumereien haben auch etwas ganz Spezielles an sich. Konzentriert und auch ein wenig angespannt war ich fortan, die Dame neben mir machte mich nun doch nervös. Diskret hatte ich mich ein, zweimal umgeschaut, es gab weder direkte Sitznachbarn neben mir, noch vor und hinter mir. Doch nichts geschah. Die Asiatin döste vor sich hin, nahm mich nicht weiter wahr, und wäre da nicht dieses scharfe Signal eben von ihr gewesen, ich hätte sie glatt ausgeblendet, denn mein Roman kam in eine spannende Phase. So blieb ich aufmerksam und auch ein wenig angespannt, denn das Prickeln hatte zugenommen. Es war die Ausstrahlung, eine Art Hitze, die von ihr ausging und mich erreichte.
Als ich nach einiger Zeit etwas ganz merkwürdiges wahrnahm, glaubte ich zu spinnen, meinte, dass meine Fantasie mir einen Streich zu spielen beginnt, denn ich spürte plötzlich etwas. Zunächst nahm ich es gar nicht bewusst wahr, doch als ich mich ein wenig hin und her rückte, bemerkte ich es doch, denn unter meinem Gesäß und Gemächt war etwas zu spüren. So als würde Strom fließen. Ganz wenig nur, doch eindeutig vorhanden. Komisch, dachte ich, was kann das sein? Ich zog den Handyakku aus der Steckdose, verstaute es im Gepäcknetz vor mir am Sitz, doch das Merkwürdige war… ja, was war es nur? … Ich konnte es selbst nicht richtig orten … es war wie ein ganz feines, kaum spürbares Vibrieren. Und es kam aus dem Sitz. Ich legte meine linke Hand auf das Polster, nichts. Dann meine rechte Hand zwischen mir und der Asiatin. Und nun konnte ich es spüren. Der Sitz vibrierte. Leicht nur, doch jetzt deutlich spürbar. Wo kam das denn her?
Ich wendete den Kopf und blickte die Frau neben mir an. Doch die hatte die Augen geschlossen, schien zu dösen, allerdings… ihre Lippen waren ganz leicht geöffnet. Überrascht sah ich sie an, sah an ihr herunter. Sie wird doch nicht …? Doch durch die Jacke war nichts zu erkennen. Aber was sonst konnte es sein? Meine Gedanken rasten, und auch mein Kopfkino lief plötzlich auf Hochtouren. Denn es dämmerte mir.
Natürlich kannte ich diese Vibro-Eier, zumeist in Fernost hergestellt, die Frauen sich einführen können, wusste auch, was für ein Vergnügen diese Teile in den Damen auslösen können und auch, dass es diese Lustspender bestimmt mit kabelloser Fernbedienung gibt, doch so dreist, mitten in einem, wenn auch spärlich besetzten, Großraumabteil eines durch die Nacht rasenden ICEs?
Ich ließ meine rechte Hand dort wo sie war auf das Sitzpolster gedrückt, nahm das Vibrieren in mich auf, und gab mich meinen Gedanken hin. Doch wiederum nach kurzer Zeit, nahm das Vibrieren plötzlich zu! Und die Asiatin stellte die Füße zunächst nebeneinander, dann aber ein wenig auseinander.
Was sollte ich tun? Schoss es mir durch den Kopf, deutlich spürte ich meine Lust in meiner Hose anwachsen. Was wäre wenn ich mich täuschte? Wieder sah ich ihr ganz offen ins Gesicht. Ihr Atem hatte sich beschleunigt, das konnte ich erkennen. Ich rückte meine Hand noch näher an sie heran, schon berührte ich den Stoff der Jacke. Nun sah ich auch ganz leichte Bewegungen darunter. Als sie genau in diesem Augenblick ihre Augen öffnete, wollte ich vor Schreck meine Hand wegziehen, doch die Art wie sie mich ansah, mit was für einem Blick aus ihren mandelförmigen, dunkelbraunen Augen, und sich erneut lächelnd auf die Unterlippe biss, ließ mich innehalten, und doch war ich wie elektrisiert, als sie meine Hand mit ihren Fingerkuppen berührte.
© Walhorn August 2012, überarbeitet Juni 2018
t.b.c.