Vor gut einem Monat waren wir auf Studienfahrt mit einem Abiturienten-Leistungskurs in Barcelona - ich dabei nicht als Lehrerin, die ich gerne wäre, sondern als männliche Begleitung, mit einer Gruppe von einigen Jungs und einer etwas größeren Zahl von Mädchen.
Wie zu erwarten, verwendeten die Mädels ihre Zeit, um sich ausgiebig nach Handtaschen, Schuhen, Seidenschals, Tops und ähnlichen Dingen umzuschauen. Nachdem wir unser Tages-Kulturprogramm absolviert hatten, fragten mich einige von ihnen, ob ich denn noch mitkommen würde, um bei den Marokkanern nach Handtaschen zu sehen. Vielleicht gingen sie davon aus, dass ich mit meinen bescheidenen Spanisch-Kenntnissen besser würde handeln können.
Das tat ich denn auch, und dann habe ich sie beraten: über Größe, Form und Farbe von Handtaschen, welche denn besser zu ihren Klamotten passen würden, auf welche praktischen Dinge man denn beim Kauf einer Handtasche achten könnte usw.
Von diesem Kursus in Sachen Handtaschenkauf waren die so fasziniert, dass ich am nächsten Tag mit ein paar Anderen noch mal los mußte. Eine regelrechte Taschen-Orgie hatte die Gruppe erfaßt.
Am nächsten Morgen gab´s dann auch noch einen Tipp für eine unserer Schülerinnen, die schicke schwarze High-Heels in Größe 35 suchte.
Ein Transgender achtet natürlich auf solche Dinge, und da ich abends spät immer noch mal auf die Rambla ging oder in eine der Nebenstraßen, hatte ich zufällig den passenden Laden entdeckt.
Also beschrieb ich ihr den Laden, wo sie ihre Schuhe mit einer tollen Auswahl und zu vernünftigen Preisen würde kaufen können.
Abends kam sie freudestrahlend zurück und stellte sich in den neuen Schuhen vor. - Noch mehr staunten die Mädels, dass ich mich denn auch noch mit Flamenco-Kleidern auskannte.
Mehr konnte ich auf der Fahrt freilich nicht offenbaren, um nicht den Verdacht zu erwecken, mit mir stimme etwas nicht.
"Sie sind ja ein Charmeur", meinte einer unserer Jungs. "Von Ihnen kann man echt was lernen!" Irgendwann überkam mich schon fast das Gefühl, dass ich die Jungs auf der Fahrt doch etwas vernachlässigt hatte. So mußte schließlich ein Skatabend her, um den femininen Touch meiner Zuwendung etwas zu kompensieren.
Natürlich ahnten sie nicht den Hintergrund, warum ich mich um die Mädels so verständnisvoll kümmern konnte. Mit einem anderen männlichen Kollegen wäre die Sache ja wohl doch etwas anders verlaufen.
Ich selber aber habe mich bei dieser "Dienstreise" köstlich amüsiert. Noch lieber wäre ich natürlich selber als Frau in Barcelona unterwegs gewesen. Vielleicht läßt sich das ein anderes Mal nachholen.
Liebe Grüße,
Monika