Oh Mann - aus gegebenem Anlass
Über das JC fliegen recht viele Anfragen auf unserem Profil ein. Was sich aber dann entwickelt, ist manchmal nicht mehr ganz so schön. Deshalb eine Klarstellung von mir und zugleich die Frage, ob meine Einstellungen wirklich so abwegig und unverständlich sind.Um dieses Thema geht es:
Wo sind die hübschen Mädchen? Keine Ahnung. Wahrscheinlich alle bei mir. Dabei hätte ich wieder einmal große Lust, einen Mann zu fotografieren. Aber Männer trauen sich nicht so häufig, zieren sich und wenn, dann wollen sie von Tilla fotografiert werden. Hammerharte Männlichkeitsbeweise sind dann Sätze wie, „… ich bin doch nicht schwul“ oder „… mit bi kann ich nichts anfangen“. Prima, dieser Ansicht nach waren 90% aller Künstler der letzten 300 Jahre schwul, bi oder sexuell verunstaltet. Wer jetzt noch die Kunstbeflissenen hinzurechnet, die sich Abbildungen nackter Männlichkeiten gerne anschauen und dummerweise selbst männlich sind, dann ist es ein reines Wunder, dass sich die Menschheit überhaupt noch fortpflanzt.
Mir sind diese Kindereien egal. Ich fotografiere gerne Männer und sehr gerne schwule Männer. Warum auch nicht. Weil ich Mann bin? Oder gerade weil ich Mann bin? Abwaschbare Erotik brauche ich nicht. Ich will Tiefe und Verständnis, Emotion und Nachdenklichkeit, Freude und Erwartung. Darin findet sich Erotik für meine Bilder. Erotik ist Knistern und nicht Nacktheit. Gut, wenn das begriffen wird. Ich bin müde ständig Erklärungen darüber abzugeben. Natürlich ist auch das erotische, sogar das sexualgeprägte Bild mit Männern möglich. Nervig wird es nur, wenn Long Don ins Bild soll und der Stolze auf den Bildern dann wie Litte Willy aussieht. Nicht für mich, sondern für die Zeigenden scheinen dies wunde Punkte zu sein. Heute sollten wir eigentlich über diese Empfindlichkeiten hinweg sein, denke ich. Gerade die großen Künstler aus vergangen Zeiten haben vorgestaltet, wie schön auch Ungewaltiges aussehen kann.
Wenn ich schon einmal beim Aufräumen bin, dann ziehe ich gleich noch gegen zu enge Blutrückfußeinrichtungen zu Felde, die Standhaftigkeit verleihen soll, wenn Standesmaß erlangt werden soll. Es sieht wirklich unschön aus, wenn sich ein Körperteil dunkelrot, fast blau, verfärbt. Geschwollene Adern im Fingerformat wirken eher krank als schön. So, nun habe ich der Welt einmal Einblick in die Unsäglichkeiten der modernen Selbstdarstellung des Mannes gegeben. Übrigens ist es keine Pflicht, dass Männer vor meiner Kamera schwul sein müssen. Nicht einmal eine Bi-Neigung ist Voraussetzung. Wie kommen eigentlich Menschen auf solche Ideen? An der Kasse sind noch Eintrittskarten erhältlich, zur großen Mutmaßungsshow, welcher Sexualausrichtung ich angehöre. Wenn wir schon beim Thema Kasse sind, sage ich auch gleich, dass sogar die schönen Mädchen für einen Foto-Termin bei mir bezahlen müssen. So weit zur Klarstellung aller Fragen – ich liebe Euch doch alle.
Michael
(er von Trout)