*********orgen:
Warum kannst du Tausenden vom Joy dein Privates so offenlegen, Rede und Antwort über deine Befindlichkeit geben, während du gegenüber Smalltalk, beim "lockere Bekanntschaften-Knüpfen" wenig Tiefe empfindest ?"
Der Joy ist für mich zum größten Teil eine rein anonyme Masse, bei der für mich nur wenige Personen überhaupt rausstechen. Ich bin auch kein Profilschnüffler.
Diesen Thread hier empfinde ich auch nicht als Smalltalk, das ist für mich ein ernstes Gespräch über ein Thema, das mir sehr wichtig ist und mit dem ich mich viel beschäftige.
Hier kann ich mir aber auch die Sachen rauspicken, die mir wirklich weiterhelfen und kann die Dinge oder Menschen, die destruktiv sind, gekonnt ausblenden, ihr Gebashe nehme ich mir nicht zu Herzen, weil sie mich nicht interessieren. Das Internet gibt mir durch seinen virtuellen Charakter ein Sicherheitsgefühl, das mir im 1:1 Personenkontakt sehr schnell verlorengeht, wenn ich jemanden nicht kenne.
*********orgen:
Kein einziger, der hier schreibt, ist dein Freund, dein Vertrauter, eine irgendwie besondere Person für dich.
Nein, aber hier sind jede Menge Menschen mit jeder Menge Erfahrung, von denen ich vielleicht etwas lernen und mitnehmen kann. Hier ging und geht es mir nach wie vor um den Austausch, den ich privat in dieser Form nicht habe. Zum Beispiel ist es meinem besten Freund sehr unangenehm, mit mir über Sex zu sprechen, bzw eher über
meinen Sex. Der will gar nicht wissen, was ich so treibe, will sich das nicht vorstellen. Das behagt ihm nicht. Wenn ich ihm erzählen würde, dass mein Freund mir manchmal den Hintern blau schlägt und ein anderer Mann mich würgt, wüsste ich ehrlich nicht, wie er reagieren würde. Meine beste Freundin wiederum ist, was Beziehungen und Sex betrifft, ganz anders gestrickt - monogam und konservativ. Sie kann meine Situation und meine Gefühle dabei nicht richtig nachvollziehen und findet es total schräg, wenn jemand Sex mit jemandem hat, der nicht der eigene Partner ist und wie man sowas überhaupt wollen kann.
Ich habe also privat nicht viele Leute, mit denen ich darüber sprechen kann, meist nur meinen Freund und der ist in Vielem zu involviert. Mir tun andere Sichtweisen ganz gut. In der anonymen Masse "Internet" kann ich diese Dinge sehr sachlich besprechen. Emotional bespreche ich sie aber dann lieber mit mir vertrauten Menschen, bei denen ich mich wohlfühle.
*********orgen:
Aber auf einer Internetplattform - mit Gesichtsbildern im Profil - musst du doch damit rechnen, auch in der Großstadt erkannt und identifiziert zu werden.
Möglich. Ist mir bisher nicht passiert. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass mich jemand wirklich mal darauf ansprechen sollte, wenn er mich auf der Straße trifft. Und wenn, ist es sehr wahrscheinlich, dass ich ihn mir wie die meisten anderen Menschen auch vom Leib halte und er nicht Teil meines Lebens wird, auch nicht durch ein bisschen Mailkontakt.
*********orgen:
Wäre das kein Widerspruch zu dem Menschen Kailyn, der sehr vertraute und innige Kontakte mag und persönliches nur seltens mit Dritten teilt ?
Ich mag innige Kontakte, das heißt aber nicht, dass ich persönliches nicht mit Dritten teile. Die Umstände spielen eine große Rolle. Das Internet bietet mir eine Art Sicherheitspuffer. Ich stehe den Menschen nicht gegenüber und kann mich, wann immer ich will, aus der Diskussion zurückziehen. Keinen dieser Menschen hier muss ich auch nur ansatzweise emotional an mich ranlassen. Ich rede mit Fremden sachlich über persönliches, aber mein Herz schütte ich ihnen nicht aus. Irgendwelche Provokationen und Angriffe kann ich sehr schnell in die virtuelle Tonne schmeißen, ich weigere mich, das an mich heranzulassen.
Im realen Kontakt mit Menschen bin ich sehr anders, viel zurückhaltender, leiser und oft verunsichert und schüchtern.