Ich habe den Thread jetzt lange verfolgt und auch Kailyns Beiträge als Ganzes betrachtet.
Für mich sind zwei grundlegende Punkte hier maßgeblich für die Problematik.
Zum einen, wie schon Meisterderhexe schrieb, dass eine für Kailyn wichtige Facette ihrer Sexualität, das psychische D/s, das sie mit ihrem Dom auslebt, für ihren Lebensgefährten verschlossenbleibt.
Zum anderen, dass Kailyn eher polyamor fühlt und lebt, als in einer „herkömmlichen“ offenen Beziehung.
Gerade die von ihr beschriebene Tatsache, dass sie mit ihrem Dom auch sehr viele nicht-sexuelle Unternehmungen macht, zeigt, dass sie eine starke emotionale Bindung aufgebaut hat, ohne die D/s in der Form auch nicht möglich wäre.
Auch im polyamoren Kontext sind Bindungen und Gefühle zu den Partner immer individuell unterschiedlich, gerade was Intensität und Ausprägung anbelangt.
Das soll in keinster Weise wertend sein, sondern diese beiden Punkte passen sehr gut zu den Verhaltensmustern von Kailyn und ihrem Partner.
Der Partner lebt eher kurzfristige Affären, bei denen die Sexualität klar im Vordergrund steht.
Auf der anderen seite verunsichert ihn die, im Vergleich zu ihm, starke Bindung Kailyn zu ihrem Dom.
Er kompensiert die Verunsicherung durch Wettkampfverhalten: Mehr Sex, besserer Sex,...Er will der Bessere sein, gegenüber Kaily, aber auch gegenüber dem Dom, und vorallem für sich selbst, um seinen Anspruch zu bestätigen.
Das ist klares Streben nach Vormacht und Überlegenheit. Er möchte die dominante Position.
Auch seine Affären wählt er so, dass sie ihn als perfekten, dominanten Liebhaber bestätigen, und dass sie auch seine dominante Stellung anerkennen.
Aber ein klare Unsicherheit und gleichzeitig ein klarer Dominanzanspruch spiegelt sich auch in der Affäre von ihm vor der Öffnung der Beziehung.
Er musste der Erste sein, er hat entschieden und er hat bestimmt wer als erster darf.
Er bestimmt, er hat die Kontrolle.
Und in der dominanten Neigung des Partners liegt auch eine der Ursachen für seine Unzufriedenheit:
*P:
Das Konkurrenzdenken kam bei ihm auf, nachdem ich eine Affäre mit einem anderen Mann begonnen hatte. Dabei geht es auch nicht darum, dass diese Sexbeziehung langfristig angelegt ist und ich diesen Mann häufig sehe, sondern darum, dass ich andere Bedürfnisse an ihm stille.
[...]
Jetzt wurmt meinen Freund die Vorstellung, dass ich jemand anderen „glücklich machen“ will, ihn aber nicht.
Er kann das Bedürfnis von Kailyn nach psychischen D/s nicht befriedigen, er kann dies Situation auch nicht kontrollieren, das wiederspricht seiner dominanten Neigung.
Das Wettkampfverhalten, auch in der Beziehung, ist auch ein Ausdruck von Dominanz-Anspruch und Kontroll-Bedarf.
Nochdazu hat sich das Beziehungsumfeld und ihrer beider Leben in den letzten Jahren immer wieder stark verändert: Kind, Elternzeit, Ausbildung Job, Studium.
Wenn ich ein Bedürfnis nach Kontrolle habe ist andauernde, starke Veränderung auch eine Herausforderung.
Und das muss er alles auch garnicht bewusst tun, sondern ich würde es eher als unbewusste Reaktion auf den Kontrollverlust innerhalb der Beziehung zurückführen.