*****de2:
So wie es sich für mich darstellt machst du da einen sehr harten Bruch. Einerseits bist du bereit, Bekanntschaften oder mögliche Freundschaften komplett abzubrechen um deinem Partner entgegen zu kommen, aber wenn du dich mit jemandem triffst verbittest du dir quasi jegliche Einmischung in das was dann passieren darf - das wäre schon etwas was einen Partner belasten kann.
Alles, was ich tue, mache ich freiwillig. Ich will mir nichts aufzwingen lassen. Wenn ich Kontakte abbreche, dann aus freien Stücken. Das Unglück, das für mich damit einhergeht, ist meine Sache. Das habe ich meinem Freund nie aufgewalzt, das ist etwas, was ich in diesem Moment in Kauf nehme. Das heißt aber nicht, dass ich dieses Unglück nicht fühlen darf. Ich fühle es, aber gebe niemandem die Schuld außer mir, weil ich es ja selbst so entschieden habe. Ich versuche lediglich, Wege zu finden, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, ohne mir etwas aufzwingen zu lassen, noch meinem Partner etwas aufzuzwingen.
Ich mag aber nicht zu Dingen genötigt werden, die ich nicht tun will. Es geht nicht einfach darum, zu tun, was man will, sondern darum, lassen zu dürfen, was man nicht möchte. Und ich möchte mich nicht fremdbestimmen lassen, auch nicht von meinem Partner. Komme ich ihm entgegen, dann weil ich es will und nicht, weil es jemand fordert.
Ich mag es nicht, wenn fast schon selbstverständlich angenommen wird, dass einem, nur weil man in einer Beziehung ist, prinzipiell die Gefühle und der Körper des Partners "gehören", dass man da tatsächlich einen Anspruch darauf hat und sich jederzeit nehmen kann, was man will, oder verbieten kann, was man will. Wenn ich in einer Beziehung bin, schenke ich meine Zuneigung. Das ist nichts, was man sich einfach nimmt und auf das man einen selbstverständlichen Anspruch hat und was einem gehört wie ein Eigentum. Alles an mir gehört immer noch mir. Zu jeder Zeit. Ich entscheide selbst, was ich wem von mir gebe.
**********henke:
Du fragst uns um Rat, warum Dein Freund so tickt wie er tickt und Du bekommst von uns jede Menge Hinweise aus erster Hand, wie sich Leute in vergleichbaren Situationen fühlen oder gefühlt haben.
Ja. und es hilft mir sehr, die Situation und meinen Freund besser zu verstehen, mit ihm zu reden und Lösungen zu finden.
**********henke:
Gefühlt tausend Menschen rufen Dir zu: "Mädel, zieh die Notbremse!" , und Du antwortest seelenruhig: "Ach was, der Zug rollt gar nicht ins Tal, Eure Stühle sind nur schief, dass ihr das so seht!"
Leg mir doch nicht irgendwelche Worte in den Mund, nur weil dir das so besser passt. Menschen sind unterschiedlich und ich bin nicht verpflichtet, die Dinge so zu sehen wie du, so zu fühlen wie du, so zu handeln wie du.
Keiner von uns - weder ich noch mein Freund - sehen aktuell einen Anlass, die Beziehung als ernsthaft gefährdet zu betrachten. Es gibt Probleme, wir versuchen sie zu lösen. Aber wir sitzen nicht da und sagen uns "Wir sind so grundverschieden, das hat alles keinen Sinn."
Ich glaube ja, die meisten würden sich einfach bei sowas trennen. Ist bequemer. Der andere ist doof und will einem nichts gönnen, also einfach trennen. Oder sämtliche Bedürfnisse zurückstecken (oder das vom Partner verlangen) und dann jahrelang einfach vor sich hinleiden (oder den Partner leiden lassen), hauptsache es gibt keine Diskussionen.
Ich habe aber den Willen, an dieser Beziehung zu arbeiten, weil ich genau weiß, dass es sich lohnt.
**********henke:
Aber das ist ja nur die Meinung eines alten Mannes.
Nein, es ist lediglich deine Meinung. Aber eben nicht meine. Beide haben ihre Berechtigung.
Sich einig zu sein ist leicht. Es ist die Uneinigkeit, mit der so viele Menschen nicht zurechtkommen und die sie einfach nicht ertragen.