Ich betone nochmal, dass diese D/s Komponente in unserer Beziehung nicht funktioniert. Es ist für mich recht ermüdend, mich da noch einmal zu wiederholen (ich glaube, hier im Thread ist das jetzt das dritte Mal? Ich weiß nicht mehr...), aber andererseits ist dieser Thread so lang und mit so viel Text vollgeballert, dass ich auch verstehe, wenn jemand den Inhalt nur grob überfliegt.
Vielleicht ist es auch so, dass einige die Natur der Devotion - oder ich sage einfach mal die Natur MEINER Devotion - nicht richtig begreifen. Eventuell weil sie nicht devot sind? Ist ja möglich.
Also nochmal zur Wiederholung:
Ich war vorher nie devot. Ich BIN nicht devot. Devotion kann natürlich ein grundlegendes Persönlichkeitsmerkmal sein, eine grundlegende Neigung, aber ich wusste vorher nicht, dass ich das empfinden kann. Es ist personenbezogen, komplett, und hat mich genauso überrascht und mir anfangs sogar Angst gemacht, weil ich das Gefühl nicht einordnen konnte.
Das kann man nicht "lernen" oder üben. Du kannst ja auch nicht "lernen", jemanden zu lieben oder zu mögen. Du liebst oder magst ihn einfach. Oder eben nicht. Natürlich kann man sich an Rituale gewöhnen, an bestimmte Regeln und Handlungen, aber das ist nur die Oberfläche. Du kannst nicht "lernen", etwas für jemanden zu fühlen. Dieses Gefühl ist intrinsisch, es kommt aus eigenem, inneren Antrieb und kann nicht einfach, ich sage mal, pervertiert und auf jemand anderen projiziert werden.
Wir haben das GEMEINSAM festgestellt, denn auch hier noch einmal: Er fühlt mir gegenüber nicht dasselbe Äquivalent zu meiner Devotion. Wir haben es versucht, einige Male, aber es lässt sich nicht einfach so implementieren, weil ich keinen "devoten Knopf" habe, der sich einfach an- und ausschalten und auf irgendeinen Menschen übertragen lässt. Wirkliche Befriedigung fühle ich dabei derzeit auch nur im sexuellen Bereich, aber wenn ich jemandem gegenüber devot bin, bin ich das immer und ich will dem aber nicht im Alltag ausgeliefert sein. Ich fühle meinem freund gegenüber diese Devotion nicht und kann das auch nicht einfach lernen. Man kann niemanden dazu zwingen, etwas zu fühlen, was einfach nicht da ist. Man kann ihn konditionieren, aber das ist nicht wirklich dasselbe und wird sich vor allem niemals so richtig anfühlen.
Und bei meinem Freund ist es dasselbe Spiel. Diese Dominanz, die es für meine Devotion bräuchte, hat er nicht und er fühlt sie mir gegenüber auch nicht. Es gibt allerdings andere Frauen, die das bei ihm triggern.
Jedes Mal, wenn wir es ganz langsam versucht haben, D/s mit einzubeziehen, war es ein Desaster, es war für beide unbefriedigend, weil ich auf ihn nicht so reagiere, wie er es braucht und wie ich es bräuchte. Devotion ist nichts, was ich jemandem "schenke", es ist keine Rolle, es ist nichts, was erlernt wird. Es ist ein Bedürfnis und das Annehmen dieses Bedürfnisses in einer Art, dass es sich "setzen" kann, ist bereits die Belohnung. Es geht gar nicht erstrangig um irgendwelche Kommandos und Gehorchen, sondern um das angenommen werden. Und mein Freund kann diese Facette von mir in dieser Form nicht annehmen, weil es nicht seiner Dominanz entspricht und weil er mich in dieser Art auch nicht richtig "erfassen" und sehen kann.
Jedes Mal ist die Situation gekippt. Entweder wurde es in einer Art körperlich rüde, dass ich mich nur noch hilflos und schwach gefühlt habe, aber gleichzeitig nicht aufgehoben, oder er nutzte diese psychische Macht auf eine Weise, die mich sehr verletzt hat und er hat es auch nie geschafft, das vom Alltag zu trennen, bzw diese Macht im Alltag nicht zu nutzen. Beim letzten Versuch, der über etwa fünf Wochen ging, konnte er D/s aus dem Alltag nicht mehr raushalten, hat sich immer wieder hinreißen lassen, wurde willkürlich und im Alltag will ich das einfach nicht haben. Es ist und bleibt einfach so, dass wir weder die nötige Art von Devotion und Dominanz füreinander fühlen, die für das emotionale Erleben von D/s für uns beide notwendig ist, noch dass wir innerhalb des Gefüges dieselben "Spiele" mögen.
So ist das einfach. Warum sollten wir versuchen, da mit Gewalt etwas zurechtzubasteln, was sich für beide einfach falsch anfühlt? Hier denke nämlich auch ich, dass es doch irgendwann auch mal reichen muss mit den ganzen, detaillierten Erklärungen, warum, wieso, weshalb das einfach nicht funktioniert, und ich einfach sagen darf: Es fühlt sich nicht gut an. Ich will das nicht.
Dafür haben wir Spiele für uns entdeckt, wo wir ganz besonders gut harmonieren und wo eine andere Dynamik von Dominanz und Submission herrscht - Submission (als Rolle), nicht Devotion (als Gefühl/Bedürfnis). Auch da geht es um Macht und Kontrolle, aber eben auf eine andere Art und Weise und diese Dynamik ist so einzigartig und genial, dass ich wiederum das nicht mit anderen erleben kann, sondern nur mit ihm.
Und nein: Ich möchte auf meine Affäre nicht verzichten. Das soll sich aber nicht so lesen, als würde ich nicht auf DIE Affäre (also das Verhältnis) verzichten wollen, sondern ich will nicht auf den Menschen verzichten. Weil ich ihn mag. Und dabei geht es nicht um das, was er mit mir macht, sondern um den, der er ist.
Genauso wie bei dem Kontakt, den ich zwischenzeitlich beendet hatte, aber sehr vorsichtig wieder aufnehme. Es geht einfach darum, dass ich nicht auf die wenigen Menschen verzichten will, die mich glücklich machen. Und dazu gehört selbstverständlich auch mein Freund.
Klar könnte ich sagen, ich ziehe das alles jetzt durch, wie ich das will, einfach aus Prinzip. Aber was würde es bitte über mich als Mensch aussagen, wenn ich mein Glück auf dem Unglück eines anderen Menschen aufbaue?
Wenn mein Freund einfach die Klappe halten und alles absegnen würde, nur um mich nicht zu verlieren, aber insgeheim unter der Situation leidet... Was bitte wäre ich für ein Mensch, wenn ich das in Kauf nehmen würde. Nichts würde dann mehr Spaß machen, wenn ich wüsste, dass mein Freund sein Glück dafür opfert.
Ich habe auf der einen Seite wenig Verständnis für Menschen, die es eiskalt hinnehmen würden, wenn ihr Partner unglücklich ist, aber ich habe genauso wenig Verständis für Menschen, die es als heroisch oder romantisch erachten, sich selbst - ihr Glück - für jemanden zu opfern. Beides hat mit Liebe nichts mehr zu tun. Der erste liebt seinen Partner nicht, der zweite liebt sich selbst nicht.