Konkurrenz und Wettkampf in offener Beziehung

Im Bezug auf was konkret?

Ich finde diese Frage immer sehr komisch. Denn mein Best Case Szenario würde selbstverständlich so aussehen, dass ich alles bekomme, was ich will, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Das wünscht sich am Ende jeder. Dass sich alles in Wohlgefallen auflöst.

Das ist aber unrealistisch und übergeht ja vollkommen, dass es da auch noch jemand anderen gibt, der zur Beziehung gehört und eigene Wünsche und Vorstellungen hat.

Deswegen kann man nur gucken, wo genau das Problem liegt, sich Mühe geben und sich Zeit lassen, dieses Problem zu lösen und für beide befriedigende Kompromisse zu finden und wie die Situation dann danach aussieht, weiß ich nicht. Im Problemlösungsprozess kann sich ja auch noch ganz viel ändern und Neues ergeben.

Wir haben ja auch festgestellt, dass unsere Gefühle füreinander gleich stark und intensiv sind, dass wir sie aber ganz unterschiedlich ausdrücken. Er drückt sich gerne mit Geschenken aus. Eine Kleinigkeit hier, ein Mitbringsel da. Ich drücke mich aber entweder mit Worten aus, oder mit meinem Körper - zum Beispiel streichle ich ihn viel öfter, ob im Vorbeigehen, oder wenn wir nebeneinander liegen, ich umarme ihn einfach mal so, küsse ihn in den Nacken, halte seine Hand, muss ihn immer mit irgendeinem Körperteil berühren, um einschlafen zu können, lehne mich an ihn an, fahre durch seine Haare, etc.
Aber das hat halt auch dazu geführt, dass mein Freund der Meinung war, ich sei ihm wichtiger als umgekehrt, weil die Art, wie er seine Gefühle ausgedrückt hat, nicht meine Art ist, er aber seine Art für erfüllender hält (weil es halt seine ist). Also kamen so Sätze wie "Warum machst du nicht mal etwas für mich?" und dabei wurde übersehen, dass wir uns einfach nur völlig verschieden ausdrücken, die Gefühle dahinter aber gleichwertig sind. Das mussten wir auch erstmal erkennen.

Es ist allgemein gerade einerseits sehr produktiv, aber auch sehr schwierig, zu erkennen, wo wir all die Jahre aneinander vorbeigeredet und -gefühlt haben, sodass wir uns jetzt gerade so richtig "entdecken".

Es ist eben insofern komisch, weil man sich ja an jemanden (wie hier das Forum) wendet, weil man Lösungsansätze sucht. Die eigenen haben schließlich nicht funktioniert. Deswegen bin ich in so einer Situation immer sehr vor den Kopf gestoßen, denn wenn ich einen Lösungsansatz hätte, müsste ich ja hier nicht fragen.

Und meistens sind die Antworten auf die Frage "Wie wünscht du dir das Ergebnis" ja auch irgendwie selbstbeantwortend. Man will, dass die Probleme weg sind und es allen Beteiligten gut geht.

Ich habe hier ja auch ganz viele, sehr wunderbare Lösungsansätze bekommen, die ich auch wirklich umsetzen konnte und die funktionieren. Natürlich wird sich da nicht von jetzt auf gleich alles ändern, aber ich habe zumindest meine Perspektiven schonmal stark erweitern können und will darauf aufbauen.

Nein.

Von beiden Kontakten verlangt er ja nicht, dass ich sie beende. Den ersten habe ich kurzzeitig freiwillig auf Eis gelegt, um den Druck rauszunehmen - hat auch funktioniert und die sehr vorsichtige Wiederaufnahme ist so auch völlig okay.
Den zweiten habe ich ebenfalls freiwillig erstmal stark zurückgefahren und auch das hat die Lage entspannt.

Heißt, ich will nicht darauf verzichten (und muss ich auch nicht), ich ändere nur ein bisschen was, damit die Lage nicht so aufgeheizt ist.

Weil es eben nicht oberflächlich ist. Das wird Zeit brauchen, dass mein Freund da auch Vertrauen zu mir aufbauen kann. Denn ich kann viel davon erzählen, wie gut ich das trennen kann und dass das außerhalb meiner Beziehung nicht die Verhältnisse innerhalb meiner Beziehung bedroht, aber Worte reichen ihm eben nicht.

Okay, dann muss ich es zeigen und beweisen und werde das versuchen.


Der Thread ist ja ohnehin gleich voll und ich bedanke mich wirklich ganz, ganz herzlich für die rege Beteiligung und die vielen Ratschläge und Wegweiser. Auf jeden Fall hat mir hier vieles sehr gut weitergeholfen.

Ich hab auf der Zielgeraden eigentlich keine Lust, nochmal eine Diskussion zu beginnen, aber das ist halt einfach die Sache, wie du sie siehst, oder vermutest. Wenn ich meinem Freund bei dem, was er sagt, nicht vertrauen kann, dann kann ich die Beziehung auch gleich lassen.

Ich kann mich nicht ändern und etwas zur Lösung des Problems beitragen, wenn ich nicht alle Informationen habe. Deswegen bin ich darauf angewiesen, seinen Worten Glauben zu schenken. Wenn er sich willentlich selbst belügt und auch mich belügt, ist es am Ende - so schade das auch wäre - nicht meine Schuld, wenn es ihm dabei nicht gut geht.

Ich vertraue darauf, dass er ehrlich zu mir ist. Ich bin es ja auch.