Hallo Irma
Wird die Reizschwelle immer höher, je niedriger die Hemmschwelle wird?
Ganz im Gegenteil glaube ich, dass bei hoher Hemmschwelle auch eine hohe Reizschwelle vorhanden ist und umgekehrt. Denk mal darüber nach, wie sehr du etwas genießen kannst, was du eigentlich nur sehr gehemmt tun würdest. Sagen wir mal, du magst Achterbahnfahren nicht. Welchen Reiz würde die Fahrt bei dir auslösen? In der Sexualität ist das nicht anders.
Mag sein, dass monotone Wiederholung zu Abstumpfung führt und sich daraus eine "immer höher, immer weiter Sehnsucht" entwickelt, mit immer bizarreren Fantasien, wenn du mir den etwas unpassenden Ausdruck gestattest. Aber für mich wäre das eher ein Hinweis darauf, dass du letztlich nicht oder nur zum Teil bei den Sehnsüchten angekommen bist, die du dir tatsächlich erfüllen möchtest. Vielleicht weil der Weg nicht richtig war oder aus welchen Gründen auch immer.
Natürlich fällt man auch nach Erreichen eines "Gipfels" in der Erlebniskette erst einmal in ein Loch. Wie es danach weiter geht, hängt dann aber von jedem selber ab und seiner Fähigkeit, sich neue Ziele zu setzen, beziehungsweise neue Fantasien zu entwickeln. Die können, müssen aber bestimmt nicht noch extremer sein. Menschen fallen immer wieder in "Löcher" und ziehen sich auch selber wieder raus. Das ist pures Leben.
Müssen die Impulse immer extremer sein, um eine Erregung hervor zu rufen? Konsumiert man irgendwann anstatt zu genießen?
Das muss nicht zwangsläufig so sein. Ich würde da nicht nur an die Extreme denken. Zwischen schwarz und weiß sind so viele Farben unde Facetten, die man mit ein bisschen Geduld und Entdeckungsfreude findet.
Vielleicht hilft dir ein Beispiel, wie ich es bei mir erlebt hab. Ich mag Fesselspiele. Als ich das gemerkt habe, hab ich mir auch den Kopf darüber zerbrochen, was das denn nun soll und wohin das führen könnte. Dabei kamen schon teilweise recht befremdliche Gedanken auf und ich war skeptisch, aber es machte Spaß. Über die Zeit und auch durch Zufall hat sich dann herausgestellt, dass die Fesselei selbst gar nicht so wichtig ist und mich nur eine ganz bestimmtes Detail besonders anspricht, für das man jedoch theoretisch und praktisch gar keine Fessel braucht. Obwohl meine Lust an der Sache nach wie vor latent vorhanden ist, spielt bei mir nur noch eine einzige harmlos anmutende Kleinigkeit eine wichtige Rolle und wenn ich darüber nicht so offen erzählen würde, ging der Ausgangspunkt in meinem Leben wahrscheinlich unbemerkt unter. Bei meiner Partnerin war es ähnlich.
Punkt 2 (wichtig!): Gibt es Fantasien, deren Umsetzung für den psychischen (und/oder physischen) Zustand schädlich wären, auch wenn sie es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht sind?
Aber ganz sicher. Dein Beispiel mit dem Parkplatz birgt ja schon theoretisch genug Worst Case-Szenarien. Kritisch finde ich alles, innerhalb dessen sich jemand in eine Situation begibt, in der die Kontrolle verloren gehen könnte und Ergebnisse denkbar sind, die man sich keinesfalls wünscht. Ob das auf dem Parkplatz zwangsläufig so sein muss glaube ich allerdings auch wiederum nicht und könnte mir vorstellen, dass es da sehr auf die Planung ankommt. Angst machen mir da schon eher die extremeren seelischen Abhängigkeits- oder Unterwürwigkeitsverhältnisse. Wer seine Seele so offen und ungeschützt auf den Präsentierteller legt, wie man es hier teilweise in anderen Foren nachlesen kann, riskiert einfach sehr viel und es ist ja ein Gesetz - was passieren kann, wird auch passieren..
Dein Wunsch nach Sex mit einer Frau ist doch schön. Mal vorausgesetzt, in deinem Kopf und deiner Partnerschaft ist Raum dafür, warum nicht. Lass dich bloß nicht von gesellschaftlichen Konventionen abhalten und schon gar nicht von einer unterschwelligen Befürchtung, dass du das mehr mögen könntest, als du dir heute selber eingestehen willst. Wenn die eigenen und äusseren Rahmenbedingungen stimmen, dann wäre das etwas, was ich nicht auf die lange Bank schieben würde.
Schönen Gruß
Calliou