******ele:
Ihr mit eurem Scheiss -Heiligen Handy. Klar das die Singelmänner hier auf Vertrauen und Privatsphäre plädieren, sonst kommen die notgeilen Böcke ja nie zu Stich.
Das hat gar nichts mit Singlemännern zu tun. Ich persönlich finde, dass Privatsphäre auch in einer Beziehung wichtig ist. Zwar handhabt das jeder anders - uns soll auch jeder machen, wie er will - aber ich war noch nie am Handy meines Partners oder umgekehrt. Ich habe auch nie seinen Browserverlauf am PC gescannt oder sonstwie rumgeschnüffelt.
Ich weiß zum Beispiel, dass er viele Nacktbilder von Frauen bekommt. Er hat mir das erzählt. Ich sehe da immer noch keinen Grund, herumzubohren und nachzuhaken.
Man ist zwar ein Paar, aber eben nicht nur. Jeder ist immer auch noch ein Individuum und hat, so meiner Meinung nach, ein absolutes Recht auf Privatsphäre und darauf, nicht jeden kleinsten Teil des persönlichen Lebens aus Zwang mit dem Partner teilen zu müssen. Manche Dinge dürfen einem ganz allein gehören. Ich selbst finde das wichtig, denn ich muss auch nicht jedes winzigste Detail wissen, was mein Partner so treibt, auch weil ich denke, dass das dazu führt, dass Menschen sich verstellen, deswegen weniger frei agieren können und unglücklich werden können und vor allem: Sie fangen an, Dinge bewusst heimlich zu machen. Das ist doch unnötiger Mist.
Ich mag es auch nicht, wenn mein Partner einfach so an meine Brieftasche geht. Das Achten von ein wenig Privateigentum - auch in einer Beziehung - ist mir persönlich sehr wichtig.
******ele:
Mein Problem ist, das es noch keine zwei Monate her ist, wo sie mir hoch und heilig versprochen hat nichts mehr zu löschen usw. Das Resultat ist: Es ging einfach weiter und mir würde ohne Rot zu werden ständig ins Gesicht gelogen.
Das ist etwas, das mich auch sehr ärgern würde. Es geht dabei um gemeinsam getroffene Abmachungen und das Vertrauen, dass sich beide auch daran halten - immer wurde die Vereinbarung ja auch gemeinsam getroffen.
So wie du das schilderst, kann man aber den Eindruck gewinnen, dass dieses Versprechen nur dazu diente, die Wogen zu glätten und dann macht man einfach weiter wie bisher.
Hast du sie mal gefragt, warum sie nicht möchte, dass du weißt, was zwischen ihr und ihrem Kollegen passiert, welche Informationen da hin und hergetauscht werden?
In meiner Beziehung ist es zum Beispiel so, dass mein Freund ruhig wissen darf, was ich mit meiner Affäre schreibe (das ist eh total wenig). Er weiß auch, wann ich mich mit ihm treffe, wie lange, und ob es zum Sex kam. Es gibt aber Details, die ich ihm aus Diskretion nicht erzählen möchte. Ich mag zwischen meinen Sexpartnern nicht über den jeweils anderen aus dem Nähkästchen plaudern, um ihre Privatsphäre untereinander zu schützen. das heißt, dass ich ihnen auch nicht von den Macken des jeweils anderen erzähle und auch nicht, was der andere womöglich im Detail total gut kann.
Bei deinen Schilderungen bekomme ich aber den subjektiven Eindruck, dass deine Frau dir womöglich eher ganz essenzielle Informationen vorenthalten will - zum Beispiel Dinge, von denen sie versprochen hat, dass sie nie passieren, die aber doch (vielleicht?) bereits passiert sind, oder dass die Gefühle für ihren Kollegen doch über das hinausgehen, womit du einverstanden wärst. Zudem hält sie sich ja nicht an ihre eigenen Versprechen.
Deswegen wäre es vielleicht ganz interessant für dich zu erfahren, warum ihr das Heimliche so wichtig ist, was ihre Motive sind, so viel vor dir zu verbergen. Manchmal will man sich einfach nur nicht dafür rechtfertigen, was man tut, weil man weiß, der Partner könnte aus einer Mücke einen Elefanten machen, aber manchmal ist es eben auch so, dass man Dinge deswegen heimlich macht, weil man etwas tut, was so nicht abgesprochen war, oder weil man nicht will, dass der Partner fundamentale Informationen über die Art des Verhältnisses erfährt, wie eben zum Beispiel, dass etwas mehr als nur sexuelles Interesse im Raum steht.
Frag sie doch mal, ob ihr Verhalten einfach mit mangelndem Vertrauen zu dir zu tun hat (was nach so einer langen, gemeinsamen Zeit schon schade wäre), oder eher damit, dass sie dir bewusst etwas verheimlichen will, weil das Verhältnis nicht das ist, was es zu sein scheint und sie Grenzen überschritten hat.
Meiner Meinung nach steht und fällt so etwas mit der Offenheit untereinander. Immer wieder gebrochene Versprechen sind nichts, was man sich auf Dauer antun will und sollte. Ist es denn möglich, dass du den Kollegen einfach mal so neutral kennenlernst? Ihr zum Beispiel mal alle zusammen essen geht? Denn wenn die beiden dich vollkommen außen vor lassen wollen, würde ich mit dem Unsinn nicht mitziehen. Ich hätte keine Lust auf einen Dritten, der konsequent ignorieren will, dass das Objekt seiner Begierde in festen Händen ist und es da eben noch einen anderen Menschen mit Ängsten und Gefühlen gibt. Genauso wenig hätte ich Lust auf einen Partner, der meine Gefühle und Ängste nicht ernstnimmt und nicht wenigstens versucht, eine gemeinsame Lösung zu finden, mit der beide klarkommen.
Sie muss ja nicht den privaten Kontakt zu ihrem Kollegen abbrechen, aber es kann ja nicht schaden, mit dem Sexting etwas zurückzufahren und offener mit dem umzugehen, was da passiert. Mein Freund und ich stehen vor einem ähnlichen Dilemma und momentan habe ich den sexuellen Kontakt zu meiner Affäre stark zurückgefahren und wir reden darüber, zu dritt - oder, wenn die beiden es allein wollen - essen zu gehen, sodass mein Freund auch mal die Gelegenheit bekommt, wirklich zu sehen, wie das Verhältnis ist und dass meine Affäre keiner ist, der sich da irgendwas unter den Nagel reißen will, das ihm nicht "gehört".