Danke Festus_62 - schönes Beispiel
Siehst Du - ein wesentlicher Aspekt in einer guten Arbeit ist ein sauberes Differenzieren und Ordnen der Themen.
Ich bin ganz bei Dir, wie in jedem Beruf gibt es Unterschiede in der Qualität. Ebenso finde ich es gut, ein kritischer, selbstfürsorglicher Klient zu sein.
Etwas völlig anderes hingegen ist es, sich anzumaßen, pauschal ein Urteil zu fällen und Leistungen abzuwerten. Es tut mir leid, aber das gestehe ich niemandem zu, mache das selbst auch nicht. Für Dich persönlich als Deine Meinung kannst Du das gerne tun, allgemein nicht.
Ich kann mir natürlich gut vorstellen, dass das Zusammentreffen eines unerfahrenen Therapeuten mit einem Klienten mit Focus auf Skepsis und Kritik keinen besonderen Erfolg verspricht.
Wenn Klienten mit mir machen, was Du im Forum machst, dann mache ich sie darauf aufmerksam und wenn es keine Einsicht gibt, dann gibt es auch keine Basis für eine Arbeit. Dann beende ich das und schicke die Leute nach Hause. Ich kann nur jemandem Helfen mit einer grundsätzlichen Bereitschaft, sich helfen zu lassen. Wer mich manipulativ sportlich herausfordern will, dem biete ich noch an, sich anzuschauen, warum er das Bedürfnis dazu hat, ansonsten bedeutet es für mich nur, dass weder Klient noch ich da etwas bewegen können und dann ist das für mich auch das Ende der Zusammenarbeit. Insofern zahlt der Klient noch die Sitzung, die nötig ist, das herauszufinden, darüber hinaus darf er selbstverständlich mit seinen Themen im Gepäck woanders hingehen oder nach Hause. Ich bewerte das auch nicht, es ist die Freiheit des Klienten wie meine auch, eine Zusammenarbeit anzunehmen oder eben nicht.
Sehr hilfreich ist es zum Beispiel einander überhaupt verstehen zu wollen. Dazu gehört ein aktives Zuhören (oder hier Lesen) und Aussagen nicht aus dem Kontext zu reissen, sie willkürlich zu interpretieren, um sie dann angreifen zu können. So etwas ist unschön und endet einfach nur in sinnlosen, manipulativen Spielchen. Den meisten Klienten ist nicht bewusst, dass sie das tun. Wenn sie es erkennen, können Sie sich entscheiden, ob sie das weiterhin so machen möchten, oder ob sie andere Absichten verfolgen. Dann könnten sie ein anderes Kommunikationsverhalten erlernen. Möglichkeiten.
Wenn ich lese, "Sex kann nur dann was, wenn damit ein Erkenntnisgewinn einhergeht", dann ist das doch genau das "Aufdrücken des persönlichen Richtig und Falsch", das eben noch verneint wurde.
"Wenn ich verstehe, was passiert ist, kann ich mich aussöhnen mit der Situation und sie loslassen" ist genauso ein reiner Glaubenssatz wie "Beten hilft"
Erkenntnisgewinn ist natürlich immer gut. Aber er ändert am Gefühl der Trauer rein gar nichts.
Wir sehen ein Aussage aus dem Kontext gerissen, der im vollen Wortlaut so zu lesen ist:
Verarbeiten aus therapeutischer Sicht ist kein diffuses Schrauben. Es ist Erkenntnisgewinn. Es geht darum den eigenen Anteil an der Beziehung und auch an der Trennung zu verstehen. Klarheit zu bekommen. Wenn ich verstehe, was passiert ist, kann ich mich aussöhnen mit der Situation und sie loslassen und meinen Weg gehen. Oft kann man das selbst und manchmal eben nicht.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen trauern, was wichtig ist, wenn man etwas trauriges erlebt, und Verzweiflung.
Menschen, die verzweifelt an einen Zustand klammern, die tun das nicht, weil sie intensiver lieben als andere, auch wenn das gerne aus der Romantikundustrie suggeriert wird.
Zum einen leiden sie zu lange und sind auch eher geneigt, ihre partnerschaftlichen Probleme zu wiederholen (immer passiert mir das). Sie sind nur insofern vom Schicksal gebeutelt, weil sie im Zuge ihrer Entwicklung an Menschen geraten sind, die sie im Hinblick auf Aspekte wie Vertrauen, Selbstwert, Eigenverantwortung aus der Bahn geworfen haben.
Man gibt in einer Therapie auch nicht die Eigenverantwortung an den Therapeuten ab. Nicht grundsätzlich. Es gibt Menschen, die sind einfach durch, haben überhaupt keine Kraft mehr. Da macht es Sinn, im Zuge der Stabilisierung, ihnen temporär Last abzunehmen, damit sie überhaupt erst einmal zu Kräften kommen können. Dann hilft man Ihnen die Last zu mindern und das Verbleibende gut tragen zu können. Das ist der Job. Das ist weder esoterisch noch Hokuspokus, sondern sehr logisch.
dann ist das doch genau das "Aufdrücken des persönlichen Richtig und Falsch", das eben noch verneint wurde.
Ein guter Therapeut „ändert“ seine Klienten nicht, er hilft sich zu befreien von fremden Ideen, die nicht gut tun.
Bewertungen zum Beispiel. Zu bewerten und sich bewerten zu lassen ist in unserer Gesellschaft schon eine Normalität geworden unter der die Menschen leiden. Ist das natürlich? Kommt man damit auf die Welt? Wird das noch benötigt oder kann es weg? Niemandem wird etwas aufgedrückt. Die Ideen, worunter die Klienten leiden, werden hinterfragt. Manche braucht es nicht, andere brauchen eine andere Art des Umganges. Ziel ist nie Rechthaberei. Ziel ist immer Erleichterung.
Ich habe keine Wahrheit für mich gepachtet. Ich habe lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich lohnt, zu verstehen was im Zuge von "Hilft Sex bei ..." der Unterschied zwischen Verarbeiten und Ablenken ist.
Dass Du die Sprache vielleicht nicht magst, weil Du schlechte Therapieerfahrung gemacht hast, ist nachvollziehbar, aber eben einfach nur Deins.
Ich haben den Faden jetzt einmal aufgegriffen, denn das, was MK2 so charmant als flapsig bezeichnet hat, Deine pauschale und wertende Weise Deine Haltung zu zeigen, zeigt gut, den berühmten Teufel, der im Detail steckt. Danke für den Faden. Natürlich ist das Deine Freiheit, Dich so zu äussern. Entsprechend frei sind andere, wie ich auch, sich davon zu distanzieren / abzugrenzen.
Wir sind am Ende gar nicht weit voneinander entfernt. Ziel ist es doch Leichtigkeit und Lebensfreude zu erreichen, das habe ich Deinen Beiträgen auch entnommen. Die Frage, die sich stellt ist, wie man dahin kommt. Da vertrete ich weiterhin den Standpunkt, jeder auf seine Weise, was auch Inanspruchnahme von Hilfe beinhaltet.