*******y_bb:
BDSM in den Medien
Manchmal frage ich, für wen BDSMler eigentlich BDSM betreiben: für sich selbst und ihren Partner?
Oder für ein Publikum?
Ist es wirklich so wichtig, das eigene Intimleben Leuten medial vorzuführen, die damit nichts zu tun haben (wollen)?
Muss das eigene Intimleben gar durch völlig Unbeteiligte beurteilt werden?
Wenn ja: wie?
Ist es besser, wenn das eigene Intimleben "gesellschaftliche Anerkennung" erfährt (wozu und wofür?) oder braucht man die Gewissheit, für Unbeteiligte als "pervers" zu gelten?
Spannende Frage. Medienpsychologen wüssten darauf sicher viel zu sagen. Ich probier es einmal als Laie:
Ich schätze, dass in vielen Menschen ein gewisser Exhibitionismus steckt. Das muss gar nicht einmal im erotischen Sinne sein. Viele Medienformate leben davon, dass sich Menschen zur Verfügung stellen, ohne äußerlich etwas dafür zu bekommen, nicht einmal Anerkennung - die Motivation muss also rein intrinsisch sein. Weil es ihnen eben etwas gibt, öffentlich zu sein.
Und dann, im erotischen/sexuellen Bereich, ist Exhibitionismus natürlich eine bekannte Kategorie. Dabei gehört oder gesehen zu werden, wie man Sex hat, und Lust dabei zu empfinden, ist nichts wirklich Neues. Auch wenn "nur" darüber berichtet wird, quasi die Soft-Variante. BDSM ist davon nur eine Spielart, weil es das Kribbeln des Verbotenen in sich trägt (immer noch).
Aber die Objekte der Berichte sind nur die eine Sache, und nicht einmal die wichtigste, es geht auch ohne sie. Die anderen beiden sind das Medium und die Konsumenten. Man kann auch über BDSM allgemein berichten, dann fallen die Leute, die man dafür als Objekte braucht, weg. (Die komplette Fiktion ist z.B. so ein Bereich.)
Wir brauchen also, damit über BDSM (oder anderes) berichtet wird, 3 Komponenten:
• die Produzenten der Berichte
• das Thema (inkl. konkreter Personen, wenn es sie gibt)
• die Konsumenten
Und jetzt wird es interessant: in welcher Art wird berichtet? Immer objektiv und sachlich, der Wahrheit entsprechend? Mitnichten!
Die Produzenten richten sich nach dem, was sich verkauft, und das ist das, was die Konsumenten sehen und hören wollen. Diese wiederum sind oft an der Realität nicht interessiert, weil sie zu langweilig ist, nicht ihren Vorstellungen und Klischees entspricht. Also bringen die Produzenten, die Medien, genau das, was gefordert wird, und damit wird es immer mehr gewünscht - es entsteht eine self fulfilling prophecy.
So lange man das weiß, ist es in Ordnung. Ein Problem wird es natürlich dann, und zwar massiv, wenn Menschen in diese Klischees gepresst werden, um dem zu entsprechen, was die Zuschauer sehen und die Medien ihnen zeigen wollen. Es ist schon einige Jahre her, da gab es eine Show im österreichischen Fernsehen, die immer wieder versuchte, sehr aktiv "Typen" für ihre verschiedenen Themen zu werben. Unter anderem auch in der BDSM-Szene. Und es gab wenigstens zu Anfang genug, die die Zeit gekommen sahen, öffentlich zu zeigen, wie "normal" sie und ihr BDSM nicht wäre, und ihre Message anzubringen. Blöd nur, dass das Format nicht daran interessiert war; es wollte sie als Freaks vorführen der Quote halber. Proteste wurden mit Knebelverträgen stumm gemacht. Und nicht lange, da wurde in der Szene eindringlich gewarnt, und es fand sich niemand mehr dafür.
Heute ist es vielleicht etwas besser, BDSM ist auch im Mainstream angekommen, so dass keine Notwendigkeit mehr besteht es in die Freakecke zu drängen. Deswegen gibt es auch wieder Personen, die sich zeigen und zeigen lassen.
just my two cents
Er von Drachenliebe schrieb