Rat und Tat tun not!
Toll, dass dieses Thema hier um sich greift, denn ich glaube, nein fast weiß ich, dass es das Thema ist, das in den meisten Fällen einer längeren Partnerschaft, Beziehung zwischen Mann und Frau im argen liegt (von all den positiven im Club zu findenden Ausnahmen mal abgesehen).
Gebe zu, bin kein Experte, bin aber vor 2 Jahren aus dem "Wärmetod" wie ich es nenne, gerissen worden, Umgangsdeutsch: "Friede, Freude, Eierkuchen". Ihr wisst was ich damit meine. Hab daraufhin ne Menge Bücher zum Thema Liebe, Sex, Beziehung, Lebenskrisen etc. gelesen, viel Beratung + Analyse genossen. Bin noch immer auf dem Weg (er ist das Ziel).
Doch zu meiner Geschichte: Seit 23! Jahren mit der gleichen oder gar derselben (?) Frau zusammen, 18 Jahre verheiratet, 3 gut "gewachsene" Kids, beruflich etabliert, Eigenheim, quasi alles erreicht, was ein Normalo so meint erreichen zu müssen. Bis auf eins: Ein erfülltes Sexualleben.
Was war passiert? Mannigfach hier beschrieben, vor den Kids gings noch gut man hatte ja noch nicht so viel Ahnung und probierte etwas (kann mich aber gar nicht mehr richtig erinnern).
Dann Schwangerschaft: Rücksichtnahme, Stillzeit: Rücksichtnahme, und das bei drei Kindern hintereinander, nicht das es zwischen durch keinen guten Sex gab, aber halt immer weniger.
Irgendwann fiel mir ein, dass die Stillzeit meiner Tochter ja schon einige Jahre zurück lag, wir aber irgendwie nicht mehr richtig zueinander kamen. Fragte mich, liebt Sie mich, liebe ich sie, all die Zweifel. Ich habs ab und zu mal thematisiert. Sie sagte, sie habe einfach keine Lust, zu kaputt, zu müde, ich wolle zu oft. Ich rücksichtsvoll (kann sie ja nicht zwingen) und hielt mich zurück. Gedanken an das käufliche Gewerbe kamen ab und zu, wollte ich aber nicht wirklich (ethisch moralischer Zeigefinger im Hinterkopf). Spürte im Laufe der Zeit, dass mich immer mehr die attrakitven Kolleginnen im Job interessierten, ok, mal ein kleiner Flirt, mal ein heißer Tanz, alles normal, bis Peng ich in den stärksten Gefühlsorkan geraten bin, den ich bisher erlebt habe. Leider nur 4 Monate, dann drohte (für mich zu schnell) am Horizont die Frage Trennung ja oder nein (Kollegin war auch verheiratet, 2 Kids). Sie beendete die Sache, da ich mich zH nicht trennen wollte und auch nicht konnte, dazu lief zu wenig zH schief. Ich erlitt zu Hause ja keine Qualen (wie auch, wenn ich den Wäremtod sterbe, merkt man ja nicht). Die Konsequenz für mich: Psychologischer Rat, Nachgehen der Frage, warum bringe ich, ein ansonsten vernünftiger Mensch, 2 Familien an den Rand des Abgrunds?
Eine Antwort: Ich war offen für Dinge, die ich zu Hause nicht bekam. Dadurch griffen die Sicherungen nicht, die Mann und Frau normalerweise davon abhalten, übereinander herzufallen, obwohl die Biologie stimmt (Thema Treue etc). Es gab noch weitere Antworten, die liegen allerdings weit in meiner Vergangenheit.
Ich entschied mich, meine Situation zu Hause in Angriff zu nehmen. Ich will keinem empfehlen, mein Vorgehen nachzugehen, vieles war aus der Not heraus und stümperhaft. Der Kern aber war, das Thema anzuSPRECHEN, offn und ehrlich die eigenen Wünsche und Sorgen AUSZUSPRECHEN, auch ernste Konsequenzen thematisieren, die ganze Beziehung auf den Prüfstand stellen und daran gehen sie zu verbessern, mit ALLEM was dazu gehört. Kernsatz hier: UM ALLES UND JEDEN HABEN WIR UNS GEMEINSAM GEKÜMMERT, NUR NICHT UM UNSERE BEZIEHUNG!!!
Also miteinander reden, nicht übereinander, keine Vorwürfe, eher beschreibend, als wenn man bzgl der Beziehung von einer 3. Person spricht. Das nimmt den oft empfundenen Charakter des Angriffs aus den Beschreibungen des EIGENEN Erlebens des Beziehungszustandes heraus. Sich nicht zufriedengeben, wenn man bzgl der Lust generell zu weit auseinander liegt, sondern darum bitten gemeinsam auch nach Lösungen zu suchen (müssen nicht für beide passen, aber von beiden akzeptiert sein, zB offene Beziehung). Auch ergründen, wo man selbst neben der "Rolle" liegt.
Insgesamt kann ich auch nur zur Paarberatung raten, ansonsten kommt einem doch immer wieder der eine mit Konsequenzen behaftete Gedanke.
Meine Frau will leider keine Beratung, und da ich eher konfliktscheu bin, amateurisiere ich so rum, sprech meine Sachen immer wieder an, bis ich mal wieder platze.
Meine Empfehlung aus eigener Erfahrung: Reden, reden, reden. Am besten mit Mediator (Psychologe mit Erfahrung in Paarberatung). Ansonsten traut man sich, warum auch immer, die unangenehmen Dinge nicht wirklich an-, bzw auszusprechen.
Und zu guter letzt noch ein Ding: Fragt euch, ob das unbefriedigende Sexualleben ein Indikator für etwas anderes ist, das nicht wirklich rund läuft, sei es bei einem oder bei beiden und die Beziehung unbewusst belastet (daher "sich selbst auch ergründen").
So hoffe, es hat nicht nur mir geholfen hier zu posten!
Herzschlag