Schuld
Also, erst mal glaube ich (w) nicht, dass man von Schuld reden kann. Und wenn, sind sicher beide daran beteiligt. Es wäre jetzt müßig auf jeden Einzelnen einzugehen.
Aber wir haben hier mindestens zwei verschiedene Ansätze.
1. Einer der Partner - meistens die Frau - ist eindeutig überlastet. Mutter, Hausfrau, teilweise berufstätig, Liebespartnerin etc. etc. Als 4-fache Mutter kann ich da mehr als ein Lied drüber singen. In dieser Konstellation ist Frau mindestens 16 Stunden aktiv auf den Beinen, bei kleinen Kindern oft auch noch Nachts. Der Kopf hat keine Chance frei zu werden. Und das muss er sein. Nicht nur der Körper muss die Kraft haben, auch, oder vor allem, der Geist muss bereit sein für Sex.
Dann spielen hierbei natürlich noch manche andere Dinge eine Rolle, z. B. dass die Frau sich nicht mehr so attraktiv hält, wie vor der/den Geburten, das Gefühl mit der gesamten Last allein gelassen zu werden (es sei dahin gestellt ob das die Realität ist, viele Frauen fühlen einfach so), sich ständig beobachtet fühlen von den Kindern, oder Angst, dass die Kinder einen erwischen. Es gibt so vieles.
Wenn in diesen Beziehungen sonst alles in Ordnung ist, d. h. die Liebe stimmt tatsächlich noch, kleine Zärtlichkeiten werden noch ausgetauscht, man redet miteinander (nicht nur über die Kinder), man hat grundsätzlich nichts gegen Sex usw. dann ist die Lösung meist nicht so schwer:
Freiräume schaffen und entlasten. Wie?
• Den Haushalt besser aufteilen, wenn möglich (klappt bei mir auch nicht immer) die Kinder im Haushalt mit einbeziehen, wenn sie älter sind, und den Partner selbstverständlich
• nicht eilige Sachen auf Zeiten verlegen, die nicht so stressig sing
• Fahrgemeinschaften mit anderen Eltern schaffen, so ist man nicht immer als Taxi unterwegs, auch das stresst enorm
• kinderfreie Abende oder gar Wochenenden schaffen und die auf keinen Fall im Haushalt verbringen
• wenn Urlaub möglich ist, dann möglichst mit Kinderbetreuung, damit das Paar für sich Zeit hat
• das Schlafzimmer als Tabuzone für die Kinder erklären
• und vor allem: wieder auf das besinnen, was ihr einmal ward: ein Liebespaar. Und dieses Gefühl muss zurückkommen. Schwierig, aber sicher nicht unmöglich.
2. Der zweite Fall ist der aussichtslosere: Einer will nicht mehr oder hatte gar niemals wirklich Interesse an Sex
Vorausgesetzt, man hat es in Gesprächen versucht, man hat sämtliche empfohlenen Strategien zur Auffrischung oder Wiedererweckung des Triebes ausprobiert, ist sexuell wohl nichts zu machen. Wenn die Diskrepanz sehr groß ist, leider: keine Chance mehr. Früher oder später wird der vernachlässigte Partner fremd gehen.
Frage ist, ob diese Beziehung überhaupt noch eine Liebesbeziehung ist. Da denke ich - aus Erfahrung - in den meisten Fällen ist sie das nicht mehr. Man ist Familie, oder Zweckgemeinschaft, oder Wohngemeinschaft, oder Freunde oder einfach nur noch zwei Menschen, die sich mal nah WAREN.
Vorbei. Auf jeden Fall, wenn überhaupt keine Zärtlichkeit mehr da ist, Berührungen oder gar der Körper des anderes als eklig empfunden werden. Das ist keine Liebe, denn Liebe liebt auch die Fehler des anderen.
Schaut der Wahrheit ins Gesicht. Es ist ein Fehler, wegen der Kinder zusammenzubleiben. Die merken das. Ihr seid kein gutes Vorbild. Streitende Eltern sind für Kinder schlimmer, als f..... Eltern zu erwischen. Mit Sicherheit.
3. Natürlich gibt es auch die Mischformen, die mit den schüchternen, unsicheren Menschen, die sich vielleicht einfach nicht mehr trauen. Oder die, die sexuell andere Wünsche haben und sich einfach schämen. Da gibt es viele Varianten. Auch hier hilft sprechen, wenn nötig mit professioneller Unterstützung.
Und es gibt die, die schon lange außerhäusig aktiv sind, es aber nicht eingestehen. Auch daran sollte man denken.
Ein langer Text. Ich hoffe, er hilft einigen.
LG Uschi