Die lieben Vorlieben...
Das ist ja so eine Sache mit den Vorlieben.
Ich lese und höre oft den Satz, dass „es“ passen muss. Ich sehe das ein bisschen anders.
Erstens kommt es darauf an, was wofür passen muss. Wenn ich ein bisschen Abenteuer suche, vielleicht eine Affäre oder Spaß mit jemandem, dann ist es wichtig, dass die Vorlieben und Abneigungen passen, dann kommt die Chemie, ob man sich sexy und attraktiv finden mag.
Wenn ich jemanden suche, mit dem ich langfristig eine Beziehung mit Alltag und ganz viel Normalität suche, sind mir Vorlieben erstmal egal. Das funktioniert natürlich nur, wenn der andere mir auch so begegnet. Mich interessiert dann erstmal, ob ich den ganzen Kerl toll finde, er mich, ob unsere Vorstellungen irgendwie unter einen Hut zu bringen sind. Ich kann keine Beziehung mit jemandem führen, der allergisch gegen Tierhaare ist und Haustiere total doof findet. Oder Montags bei Pegida mitlatscht. Da geht’s um meine grundsätzlichen Werte und Einstellungen. Ob er auf Analsex steht, darüber müssen wir dann ggf. reden. Ich nämlich nicht. Und dann muss sich zeigen, ob die Vorliebe wichtiger ist. Natürlich könnte ich dann voller moralischer Überlegenheit behaupten, dass da der Mensch vor Vorlieben geht. Tja. Aber könnte ich wirklich mit jemandem zusammen sein, der Küssen so richtig scheiße findet? Ich weiß es nicht.
Aber ich glaube, bei dieser Sache mit den Vorlieben geht es oft darum, dass man sich gemeint fühlen will. Das heißt, dass der andere einem das Gefühl geben muss, dass es ihm/ihr nicht vorrangig um die Häkchen auf der Liste geht, sondern um mich als Mensch, Frau, Subjekt der Begierde.
Vielleicht reagieren Frauen deswegen mitunter etwas empfindlicher auf dem explizit abgefragte Vorlieben, weil sie sich nicht als Objekt fühlen möchten. Männer sind da vielleicht nicht ganz so schnell sensibel. Also bitte: nur als Tendenz iSv Geschlechterstereotypen.
Um auf Deine Frage zu kommen:
Du widersprichst diesen Stereotypen mit Deinem Profil. Ich persönlich finde das spannend und schick. Und abgesehen davon, dass ich wahrscheinlich grün vor Neid wäre, weil Du schönere Beine hast als ich, interessieren mich Stereotypen eh nicht besonders, ich mag Ambivalenzen und Zwischentöne.
Da halte ich es für wichtig, dass Du klar zeigst, worum es da geht. Das bist Du. Wer schon mit dem virtuellen Bild von dem Kerl mit den schönen Beinen und Heels nicht klarkommt, wird real eher nicht offener reagieren, denke ich.
Das wäre ein bisschen so, als würde ich Kerle daten, die eine feste Beziehung ausschließen, aber es könnte ja sein, dass sie es sich angesichts meiner blauen Augen anders überlegen. Ich käme mir etwas unaufrichtig vor. Und - ganz wichtig - ich will, dass er mich will. Mich, die ganze Frau mit dem Wunsch und der Sehnsucht nach dem einen Kerl in meinem Leben.
Was die Vorlieben ansonsten angeht, je nun, mit etwas Offenheit und vor allem Begeisterungsfähigkeit lässt sich vieles pragmatisch lösen. Aber dafür muss der Rest stimmen, „es“ muss da dann passen. Der Rest wird passend gemacht. Sonst kann ich mir den Kerl ja auch backen. Wer will das schon?