„Flaggen, Wappen, Rüstungen, Samt und Seide, Frisuren, Tattoos, Piercings, Blutopfer, die Köpfe der getöteten Feinde über der Haustür und so weiter...
Au fein, das wird toll, wenn wir das alles wieder einführen und unsere Zivilisation hinter uns lassen!
Ich bleib lieber im Jetzt ohne Kriegsbemalung. Wer meint, eine zu brauchen und dafür eine satte Stange Geld ausgeben zu müssen, der soll das tun. Ich werde es in diesem Leben nicht mehr mitbekommen, aber auch diese Mode wird verschwinden wie andere Moden, nur nicht so schnell.
Noch mal ein bisschen ausführlicher nach der schnell hingetippselten, etwas flapsigen Antwort:
Ich versteh dich ja. Wirklich. In Zeiten, in denen gefühlt schon jede/r mindestens ein Tattoo und/oder Piercing hat, ist es offenbar ein Zeichen der Exklusivität und Selbstkontrolle, KEINES zu haben. Und ja, bis vor ein paar Jahrzehnten war es chic nicht tätowiert zu sein, das ist die Zeit, in der du und auch ich aufgewachsen sind. Wenn das für dich immer noch so gilt, völlig ok.
Aber trotzdem, die Gleichsetzung "tätowiert = primitiv" und "kein Körperschmuck = zivilisiert" funktioniert so nicht. Wie schon einige gesagt haben, haben Tattoos und Piercings eine lange Tradition und galten in sehr, sehr vielen Kulturen erst recht als Zeichen der Zivilisation. Hast du gewusst, dass auch Kaiserin Elisabeth von Österreich tätowiert war? Im 19. Jahrhundert galt es als weltmännisch und vielgereist, wenn man sich etwas stechen ließ! Ja, auch in der guten Gesellschaft.
Und auch sonst ist die Selbstoptimierung und -darstellung überhaupt nichts Neues oder Verächtliches, im Gegenteil. Make-up, Frisuren und Kleidermode begleiteten nicht nur die Frauen durch die Jahrhunderte bis heute. Der Mann schmückt sich mit Uhr und Ring, die Frau mit etwas mehr an Schmuck. Die Unterschiede sind fließend - was ist wirklich der Unterschied zwischen einem Ohrstecker und einem Piercing?
Also, persönlicher Geschmack ist eine Sache, und nach dem habe ich ja gefragt. Das passt schon. Man kann halt immer nur von sich selber reden, und darum geht's. Und dabei sachlich bleiben.
Er von Drachenliebe schrieb