Ich glaube nicht daran, dass der Sex kippt, und ansonsten alles super ist. Ich kann das den Menschen lassen, die daran festhalten.
Du brauchst keinen Glauben und ich kein Festhalten.
Aber tatsächlich kann in einer Beziehung der Sex in welcher Form auch immer unbefriedigend sein und „ansonsten alles super“ sein.
Das ist „mein Mann“: Der, dem ich meine intimsten Gedanken anvertrauen kann, der meine Sorgen und Nöte kennt. Der in meinem Leben eine unverrückbare Komponente einnimmt, der mir Halt gibt, dem ich Halt gebe. Mit dem ich romantische, ärgerliche, alberne und intellektuell bereichernde Momente erlebe. Mit dem ich wachse.
Ich könnte ihn nie verlassen, er mich nicht. Warum auch? Ich werde nie wieder jemanden so tief in mein Leben, meine Seele lassen (können, wollen) - schon alleine die Zeit gibt das schlecht her: Zwanzig Jahre Gemeinsamkeit sind nicht mal so eben aus dem Ärmel zu schütteln.
Wir sind uns so nahe, dass die erotische Anziehungskraft - die immer noch besteht - mit den Jahren immer mehr Hemmungen verursacht. Scheint paradox: Man wird immer vertrauter und gleichzeitig wächst da eine Art Abneigung, sexuell miteinander zu verkehren.
Nach ein paar Jahren Ratlosigkeit haben wir uns eingestanden, dass wir ein Problem haben. Und zwei Jahre später zwar keine Patentlösung, aber Erklärungen, Verständnis und Kompromisse.
Das war kein leichtes, sexy, lockerflockiges Verfahren, glücklich waren wir auch nicht am laufenden Band. Das hat wehgetan, Zeit gebraucht, wütend gemacht, war frustrierend und Kräfte zehrend. Ich würde es jederzeit wieder tun. Für ihn. Für uns.
Das war jetzt aber arg OT, mir aber ein Bedürfnis
Kommen wir also, um die Moderation zu beruhigen, auf das eigentliche Thema zurück:
Würdet ihr der Liebe wegen, schlechteren Sex hinnehmen oder würdet ihr die Beziehung schweren Herzens beenden?
Es kommt auf die Art „schlechter Sex“ an.
Ist der Mann grobmotorisch, hat generell kein Gespür, ist er nach fünf Minuten ‚Vorspiel‘ der Meinung, das sei genug, wälzt sich auf mich und erlöst sich grunzend? Dann wird sich wohl meine Verliebtheit in Nichts aufbröseln und ich sag beim Abschied leise Servus.
Ist er unsicher, hat einen Durchhänger, ist unerfahren? Je nach seiner Reaktion darauf, kann das meine Verliebtheit sogar steigern („Himmel, ist der süß!“).
Ist der Sex nur nicht ganz so, wie ich es liebe/brauche, kommt es ebenfalls darauf an, ob er das merkt und wie er damit umgeht.
Also muss ich meine oben gemachte Aussage doch etwas erweitern: Es kommt auf die Art „schlechter Sex“ an und vor allem, wie er damit umgeht.