Bislang wird hier eine sehr idealistische Idee von
Liebe vertreten, befreit von jeder Funktion als bindendes Fundament in einer Beziehung oder der Befriedigung von elementaren Bedürfnissen.
Liebe so rein wie ein Engel und genauso irreal. Im tatsächlichen Lebensumfeld hat diese Auffassung von
Liebe nach meinem Geschmack nur eine ideologisch-religiöse Bedeutung. Soll heißen: Sie kann schon prägen und manch unverständliches Verhalten erklären. Aber es geht auch gut ohne.
****il:
... empfinde ich liebe umso mehr unsere Beziehung harmonisch verläuft und sehr stark abhängig davon wann und ob ich mit ihr meine Lust dann wenn diese Liebe mal da ist nicht ausleben kann.
... und wenn der TE die Lust nicht ausleben kann, dann schmerzt nicht etwa das
unerfüllte Verlangen sondern - wenn ich den TE richtig verstehe - die
Liebe
Ich finde für mich ja eine andere Idee von der
Liebe weiter führend wenn auch entromantisiert. Für mich ist Liebe, was übrig bleibt, wenn die Verliebtheit verflogen ist.
Die Verliebtheit ist real. Ein emotionaler Ausnahmezustand, der mit kritikloser Akzeptanz 100% Bereitschaft zur Bindung bietet und signalisiert. Sehr praktisch für das Fallen aller Hemmungen. Was davon bleibt, wenn die rosarote Brille sich wieder aufklärt, was sich bestätigt hat in dieser Zeit, das ist für mich Liebe, die über viele Jahre und über unerfüllte Bedürfnisse hinweg eine dauerhafte Grundlage für eine Bindung gewährleisten kann. Ich rede von Jahrzehnte, von Krankheiten, von sexlosen Zeiten und von den Veränderungen, die die Zeit innerlich und an Äußerlichkeiten mit sich bring. Diese Liebe wird von Schicksalsschlägen eher wieder aufgefrischt als belastet.
Ich hab's ausprobiert in meiner Jugend: Ich kann die Verliebtheit nicht überschlagen. Bei mir entwickelt sich dann keinen Liebe.
Der Begriff 'beziehungsanarchistisch' lässt in mir den Verdacht aufkeimen, ob damit nicht eine recht beliebige Form von angestrebten Beziehungen gemeint ist, ob damit nicht nur die Beziehungsunfähigkeit beschönigt wird. Für mich erkennbar daran, dass sich die betreffende Person diesen verrückten Zustand der Verliebtheit und der unbedingten Fokussierung auf diesen bestimmten anderen Menschen selbst nicht zugesteht.
Der Schmerz, den unerfülltes Verlangen auslöst, ist ebenfalls real und nicht zu kritisieren. Er kann sehr wohl eine riesige Belastung für eine Beziehung sein und ist es vielfach. Eine Liebe kann daran zerbrechen. Manchmal muss man Liebeskummer erdulden, um zu überleben. Und für manchen macht Sex manchmal einen unverzichtbaren Bestandteil des Lebens aus. Auch das ist nicht zu kritisieren. Aber wie ZeeTee schreibt: Die tägliche Entscheidung die Liebe in dieser Beziehung weiter zu leben, die macht es aus.