Hallo
SteSe_sg,
schwieriges Thema, da du ja doch sehr zu zweifeln scheinst. Für mich wäre primär sehr wichtig, dass es beide auch wirklich wollen...
Ich bin auch jemand, dem der Sex mit anderen ziemlich wichtig ist. Daher habe ich das meiner Frau damals kurz nach dem Kennenlernen auch direkt gesagt. Das barg zwar ein gewisses Risiko, aber dennoch ist das ein Punkt, in welchem sich ein Mensch nur schwer anpassen bzw. verändern kann. Gut, ich kann sagen, ich mache es dem Partner zuliebe mit. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass es mich irgendwann innerlich auffressen wird, wenn ich es nicht will - und das kann die Beziehung sehr belasten. Im Optimalfall haben also beide keinen Bedarf an Sex mit Dritten oder es ist für beide ok. Ansonsten - schwierig...
Ihr habt euch ne Frist bis Jahresende gesetzt - soweit ok. Die Frage wäre, was passiert danach? Also wenn du sagst, es ist nichts für dich und du möchtest das nicht mehr - wird es deine Frau so akzeptieren können, oder macht sie es nach einer gewissen Zeit doch heimlich, weil es nicht ihrem Naturell entspricht und sie es einfach will? Umkehrt natürlich auch die Frage, wirst du es dauerhaft tolerieren können, obwohl dein Kopf (bisher) klar nein sagt?
Wie eben gesagt, war es bei uns damals vor über zehn Jahren so, dass ich meiner Frau auch von meiner Neigung erzählt habe. Bis dahin hatte sie diesbezüglich auch keine Erfahrungen gesammelt. Wir haben sehr, sehr viel darüber gesprochen und sie hat sich für mich entschieden - inkl. meiner Neigung. Sie hat es damals sehr geschätzt, das ich (trotz des Risikos) so offen zu ihr war. Und wenn sie sich für mich entscheidet, wollte sie mich auch wie ich bin und mich nicht verbiegen - oder wie du es sagst, sie wollte es mir nicht verbieten. Das hat mir damals äußerst viel gegeben und hat mir gereicht.
Ich hatte lange Zeit gar kein Bedürfnis jemand anderen zu treffen, da ich auch wollte, dass sich meine Frau wirklich wohl damit fühlt. Wir haben damals recht zeitnah unser Joyprofil angelegt (welches es heute noch gibt) und uns hier anfangs nur ausgetauscht (primär mit Paaren). So ein grundsätzliches Interesse entwickelte sich bei meiner Frau auch, aber es waren auch noch Ängste vorhanden, ähnlich, wie du sie wohl auch hast. Da kann ich dann nur ganz viel reden und viel Zeit lassen empfehlen. Hier etwas zu erzwingen (ich will jetzt aber jemand Anderen), würde ich für völlig falsch halten.
Bis wir uns zum ersten Mal mit einem anderen Paar getroffen hatten, gingen sehr viele Monate ins Land. Und auch da passierte nix weiter, außer dass es ein schöner Abend war (gesprächstechnisch zwar durchaus sexuell und mit viel Bondage & Co. aber sonst nichts). Da hat sich eine Freundschaft entwickelt und wir haben dann noch weitere Paare kennengelernt, es war immer locker flockig, bis wir bei einem Date alle vier mal plötzlich - und völlig ungeplant - alle nackt waren.
Das war dann ein Schlüsselerlebnis für meine Frau und sie wurde dadurch immer lockerer. Heute ist sie da ganz entspannt, sie vertraut mir vollkommen und denkt nichts Komisches, wenn ich eine Frau treffe.
Aber dennoch - ganz viel Zeit und ganz viel reden ist unabdingbar. Und auch das ist keine Garantie, die zentrale Frage ist primär, dass sich beide damit auch ernsthaft anfreunden können - und nicht nur dem Partner zuliebe... Man kann vielleicht dem Partner zuliebe mal anfangen ein wenig zu schnuppern, aber wenn sich dann kein eigenes Interesse entwickelt, könnte es (muss aber nicht) auf Dauer schwer werden.
Sexuelles Interesse und entsprechende Vorlieben sind zwar nicht der alleinige Fokus einer Beziehung - aber meiner Erfahrung nach ist Sex ein elementarer Bestandteil einer Beziehung und gewissermaßen muss man hier irgendwo auch "deckungsgleich" sein. Ansonsten entwickelt sich Frust, der langfristig gesehen gefährlich werden kann... Ich habe vor vielen Jahren eine ähnliche Erfahrung gemacht wie du: eine Expartnerin habe ich damals auch betrogen und es hat mir die Augen geöffnet. Soll heißen, ich wollte das nicht mehr, weil es einfach nicht mein Ding es, etwas heimlich zu machen. Und daher habe ich mir damals geschworen, bei einer neuen Beziehung mit offenen Karten zu spielen und den Punkt gleich am Anfang anzusprechen.
Wenn deine Frau sagt, in euerem Falle wäre es kein Betrügen, da ja beide bescheid wissen - nun, das ist auch nur die halbe Wahrheit, oder? Was hilft es, wenn du davon weißt, es aber nicht willst?! Wie anfangs gesagt, schweres Thema: du willst deiner Frau nicht im Weg stehen, willst die Sache aber möglicherweise nicht. Ihr müsst hier (meiner fernen Meinung nach) ganz viel reden und langsam gucken, wie es sich entwickelt. Mit der Aussage, es ist kein Betrügen, macht es sich deine Frau ein wenig leicht. Denn ich denke, das reicht dir nicht, du brauchst da ein Gefühl, dass es für dich ok ist.
Und ganz klar gesagt: Sex mit anderen Menschen ist nichts für jedermann, denn man muss damit klarkommen, den Partner beim Sex mit anderen zu sehen und/oder ihn auch mal ziehen lassen. Hier ist jeder Mensch anders, Eifersucht spielt ne große Rolle. Logischerweise hat es auch viel mit Vertrauen zu tun, aber der andere Partner kann auch nicht einfach mit ner Frage wie "Vertraust du mir nicht?!" kommen und einen selbst damit unter Druck setzen. Es ist schließlich nicht nur das Vertrauen, es ist schlicht ein Punkt, den man ganz unterschiedlich ausleben kann und alle Wege sind völlig ok und legitim. Nur muss man dafür eben den passenden Menschen finden, bzw. beide Partner müssen einen Weg finden, der WIRKLICH für beide ok ist - und nicht nur dem Partner zuliebe gegangen wird...
Ich wünsche euch auf jeden Fall ganz viel Glück die richtigen Entscheidungen zu finden!
Alex