Im Bezug auf die Kunst - und hier gerade das Schreiben - ist aber zumindest meiner Meinung nach nicht jeder, der schreibt, deswegen automatisch ein Schriftsteller/Künstler.
https://www.joyclub.de/profile/3150829.seelenfaenger4.html hat da insofern recht, als dass hinter jeder Kunst erstmal ein Handwerk liegt, das man auch erlernen kann. Um Schriftsteller zu sein, muss man erstmal schreiben können. Und ganz ehrlich - die meisten können noch nicht einmal das. Und da rede ich nicht von Analphabeten, die sich dabei kategorisch schon ausschließen, sondern von Menschen, die nicht wissen, wie Grammatik funktioniert. Da fehlt es also an der grundsätzlichen Basis.
Und entgegen weitläufiger Annahme gibt es beim Schreiben von Lyrik oder Prosa tatsächlich stilistische Regeln. Diese kann man einhalten, aber auch brechen. Aber um sie zu brechen, muss man sie erstmal kennen. Es gibt haufenweise Schundliteratur, die sich gut verkauft, die aber handwerklich keine Kunst ist, auch wenn der Schaffende das so "fühlen" mag. Persönlich denke ich, dass sich ein Künstler tatsächlich ernsthaft (aber nicht zwangsläufig ständig) mit seiner Kunst beschäftigt - objektiv im Sinne von handwerklich, mit Regeln und Normen - aber auch subjektiv mit "seiner" Kunst, die einzigartig ist und von Regeln und Normen auch wegdriften kann.
Das bedeutet nicht, dass diese Kunst einen Zweck erfüllen muss, dass sie sich gut verkaufen muss, dass sie irgendeinem Außenstehenden irgendetwas "sagen"
muss. Aber ich denke, dass der Schaffende sich damit beschäftigen sollte - mit dem Prozess selbst, aber auch mit dem Potenzial. Ansonsten ist das, zumindest für mich, keine Kunst. Denn Kunst ist Leidenschaft. Und Leidenschaft wird getrieben von Neugier, von Verlangen, von "Was könnte sein?"
Ähnlich sehe ich das in diesem Vergleich vielleicht beim BDSM. Wer sich nicht mit dem beschäftigen will, was er da tut - mit dem Sein, mit dem Wirken, mit dem Potenzial, mit dem Gefühl - der schlägt nur zu, aber er
zeichnet nicht. Er tut etwas, das für niemanden, nichtmal für sich selbst, eine tatsächliche Bedeutung hat.