Hi,
also gestern hatten wir mal wieder "meinen" Sex, und hinterher meinte sie dann, dass das nicht mein Sex wäre, sondern unserer
Es ist wirklich so, dass sie den Sex den ich mag auch sehr schön findet, was ja am Anfang unserer Beziehung auch sehr offensichtlich war, und ich deshal nicht "die Katze im Sack gekauft" habe.
Das Problem ist wohl eher, dass sie immer wieder "vergisst", wie toll sie diese Art Sex findet.
Wir haben beide ADS, wobei durch die Bezeichnung ADS eher die Aufmerksamkeit im Vordergrund steht, es sich aber mehr um eine Wahrnehmungs- und Bewertungsstörung handelt. D.h. man nimmt Einflüsse von außen anders wahr als "normale" Menschen und bewertet diese auch anders, was ja auch die Ursache für die gestörte Aufmerksamkeit ist.
Jedenfalls ist es bei Menschen mit ADS so, dass sie selbst kleine negative Eindrücke (eine Kugel liegt mal ungünstig und drückt auf den Darm oder die Blase, der Sex mit den Kugeln fällt zufällig zusammen mit dem Anfang der Regel oder einer Zwischenblutung, der Partner äußert den Wunsch nach einer bestimmten Sexualpraktik just in dem Moment, in dem man wegen etwas anderem gerade genervt ist, usw.) stark mit der jeweiligen Situation (z.B. Sex mit Kugeln) assoziieren, und das dann relativ dauerhaft einen negativen "Touch" bekommt.
Das kann dann ggf. wieder durch ein positives Erlebnis "zurückgesetzt" werden, aber wenn die Situation eben mal einen negativen Touch hat, wird man versuchen, sie zukünftig zu vermeiden, und kommt so garnicht in die Gelegenheit, die Situation/Praktik wieder positiv zu assoziieren.
Ich kann das, da ich ja selbst betroffen bin, auch sehr gut verstehen, aber gerade bei ADS ist "den Anderen verstehen" noch lange nicht gleichgesetzt mit "ich kann damit umgehen", bzw. "ich kann das Problem lösen". Vielmehr habe ich dann auch das Problem, dass ich ihre Ablehnung irgendwie persönlich nehme, und mich selbst abgelehnt fühle. Ich "weiß" das zwar dann (kognitiv), dass das nicht so ist, aber wissen und fühlen sind eben auch 2 verschiedene paar Schuhe.
Dummerweise ist eben gerade Sex auch nicht so eine Beschäftigung, bei der man sagt "Hey, Du hast zwar absolut keine Lust und es nervt Dich total an, und Du weißt ja (fälschlicherweise) sowieso schon, dass das wieder nix wird, aber lass es uns doch einfach tun, und uns einreden, dass es uns Spaß macht, und dann klappt das schon. Vorletztes Mal hat es doch auch so funktioniert".
Unser Problem bei der Sache ist wohl, herauszufinden, wie wir es schaffen, dass sie nicht vergisst wie toll sie unseren Sex findet, dass sie ihn nicht durch negative Erlebnisse negativ assoziiert, und dass ich herausfinde wie ich es schaffe, sie dazu zu motivieren, und es nicht als Ablehnung meiner Person empfinde, wenn sie es wieder mal für längere Zeit aus irgendwelchen Gründen ablehnt.
Im Übrigen schließe ich mich der Meinung derer an, die finden, dass der Sex nicht auf die minimalistische Schnittmenge der Vorlieben beider Partner beschränkt werden sollte, weil durch so etwas beide auf Dauer unzufrieden sind.
Klar finde ich dass man seinen Partner nicht zu etwas zwingen sollte, was der nicht mag, aber wenn wichtige Bedürfnisse auf Dauer nicht befriedigt werden leidet irgendwann die Beziehung darunter, und da eierlegende Wollmilchsäue wohl eine eher seltene Gattung sind, ist die Frage ob man die Beziehung irgendwann zerbrechen lassen will auch von dieser Seit zu betrachten.
Gruß
V