Da versuchen Leute eben zu verstehn, was sie nicht verstehn
Die Fragestellung ist vielleicht interessant für Psychologen, Romanautoren oder Leute, die zu verstehen versuchen was "Domaninanz" denn nun ist, nachdem sie herausgefunden haben dass es sich dabei um keine Persönlichkeitsstörung oder Krankheit oder um Psychopathen handelt - je nachdem, von welchem Vorurteil man her kommt.
Aber im Alltag
stellt sich die Frage doch eigentlich nicht.
Wenn ich ein Tabu einer Partnerin kenne und das respektiere - ordne ich mich deswegen unter?
Wenn ich ihr safe-word respektiere - bin ich ihr deswegen gegenüber devot?
Wenn ich mein Verhalten so ausrichte, dass das Treffen spannungsvoll ist, sich steigert aber nicht im Frust endet - ist dann die sub diejenige, die die Regeln aufstellt?
Kann man von aussen so sehen, klar. Man kann alles mögliche interpretieren.
Aber ich seh es so,
dass man gemeinsam in einer Situation ist, die eben gewisse Regeln hat. Individuell verschiedene. Man hat einen Rahmen, an den halte auch ich mich. Um ein erfüllendes Erlebnis zu haben.
Mich in diesem Rahmen aufzuhalten, mich an die Regeln zu halten ist natürlich eine Art von Ordnung.
Aber - ich bestimme den Rahmen, ich mache die Regeln.
Nicht die sub. Sie lernt sie kennen, entscheidet sich dafür, bringt natürlich eigene Vorstellungen ein.
Die ich berücksichtige soweit ich es will.
Sich an einen Rahmen zu halten, sei er ausdrücklich aus Regeln formuliert oder einfach nur die Grenze dessen, was man selbst als aufregend empfindet
ist sicher etwas anderes als einer Person gegenüber devot zu sein oder mit der Dominanz unbewusst eine devote Seite auszuleben usw.
Auf dieser Ebene, wenn man nur subtil genug argumentiert,
kann man einem alles mögliche zuschreiben.
So einen Rahmen zu respektieren, ihn zu erkunden, vielleicht auszuweiten aber nicht plump zu ignorieren
ist doch (für mich) eine der Voraussetzungen unter der freiverantwortliche Erwachsene gemeinsam extremere Bereiche erkunden. Das ist doch
selbstverständlich. Keine Unterordnung.
Nehmen wir mal das Gegenmodell: Totales Ignorieren und absichtliches Verletzen jeder Grenze der sub, ignorieren des safe-words, absichtliches Verletzen ihrer Tabus - das ist einfach
kein einvernehmlicher Sex mehr. Das ist Missbrauch usw.
Insofern denke ich,
so eine Frage zeugt eher von dem Versuch diese Geschichte zu verstehen als dass es eine passende Zuschreibung ist.
Denn natürlich hält man sich an...
etwas.
Da man nicht alleine unterwegs ist, ist die sub Teil dieses "
etwas".
Mir kommen solche Ideen so vor
, als entspringen sie einfach irgendwelchen Versuchen mit Klischees zu verstehen, wie wir ticken.
Das erste Klischee (kennt vielleicht der ein oder andere): Sadismus ist pervers, das sind alles Psychopathen. Dann kriegt man mit, dass es
nichtso ist. Dass es
Grenzengibt, dass die sub die Situation zB.
abbrechenkann. Also denkt man sich schlau:
Ah, dann kontrolliert die den Dom.
Für die
Subtilität der Geschichte, die
Spannung darin usw. fehlt aber immer noch das Verständnis.
Was nicht schlimm ist. Es reicht ja, wenn die Leute einen verstehen mit denen man wirklich zu tun hat.
Aber ich halte das
für einen sehr trivialen Versuch von einem begrenzten Informationshorizont aus etwas zu verstehen, was eben nicht jeder verstehtbzw. nachempfinden kann.
Ich habe keinen Bock eine Session nach zehn Minuten abzubrechen indem ich was mache, von dem weiss dass es mit dieser Person so nicht geht.
Aber ich ordne mich ihr deswegen nicht unter,
sondern respektiere meine eigene Regeln bzw. will einfach mein Ding weiter durchziehen anstatt eine angepisste sub vor mir zu haben und meine Tagesplanung
entsprechend umzustellen.