Seht ihr einen Unterschied zwischen Hingabe und Hinnahme?
Es ist heiß, ich bin bräsig im Kopf und statt Wäsche zu waschen (zu heiß!), denke ich dummes Zeug.Zum Beispiel geht mir nicht mehr so recht aus dem Kopf, was ich vor ein, zwei Wochen mit meinem Gatten erlebt habe. Wir haben gefesselt, das heißt, er mich. Wir, das heißt ich, mögen es gerne schmerzhaft, weniger schmückend.
Dabei gibt es aber Positionen, die ich einfach sehr unbequem und unangenehm finde, das ist dann kein Schmerz, der mich kickt.
Mein Mann wollte innerhalb der Fesselsession etwas ausprobieren, hatte mein Okay dafür. Vorab: Wir haben kein Machtgefälle; wenn mir etwas unangenehm ist, wird die Fessel gelöst. Ich vertraue ihm seit 20 Jahren als Ehemann und seit fast zwei Jahren als Rigger.
Der Gatte lernt gerade - nachdem die Fesselbasics jetzt sitzen - ein wenig die Macht zu genießen, die er in dem Moment über mich hat und damit zu spielen. Er tastet sich auch langsam ran, mir ernsthaft weh zu tun.
Wir fesselten also. Es tat schon reichlich weh. Ich genoß das Brennen und Ziehen meiner Muskulatur, das Pochen des Blutes, das sich seinen Weg durch das gequetschte Gewebe sucht.
Er drehte mich in eine andere Position und ich merkte, wie eine andere Art Schmerz in den Vordergrund rückte, unbequem, reizend und bäh. Aber ich hielt es aus. Er verstärkte andere Seile, knotete hier und schaute da - der bäh-Schmerz wurde stärker. ‚Halt es jetzt aus, dammich, er hat es sich gewünscht, du schaffst das‘. Ich war weg von der Schmerzgeilheit, vollauf damit beschäftigt, den fiesen Schmerz zu ertragen. Und plötzlich rollte so etwas wie ... Liebe? Zuneigung? durch mich, ganz süß und weich und ich wollte das plötzlich wirklich für ihn tun. Es hinnehmen.
Als er mich erlöste und wir später darüber sprachen, verwendete ich auch eben dieses Wort: Hinnahme.
Ich hätte ja auch „Hingabe“ sagen können. Ich denke, es ist doch das, was andere subs meinen, wenn sie etwas für ihren Liebsten aushalten, was ihnen direkt keine Lust verschafft, oder?
Aber es kam mir falsch vor. Denn ich habe nichts gegeben, ich etwas genommen. Angenommen. Den unerwünschten Schmerz.
Ich habe vorher so etwas nur ein einziges Mal für ein paar wenige Augenblicke in meiner einjährigen Dom/sub-Beziehung erlebt. Dieses Gefühl des Hinnehmens von etwas, was mir keine, ihm aber große Befriedigung verschafft hat und mich im Anschluß irgendwie doch beglückt hat.
Ich habe immer mit leichtem Befremden von dieser ominösen „Hingabe“ gelesen und gehört. Denn ich gebe mich nie hin. Ich lasse vielleicht zu, lasse machen. Mache auch. Aber weder fühle ich mich als Geschenk, noch bin ich ein lebendiger Masturbator / Hau-den-Lukas.
Aber dieses Gefühl der Hinnahme, aus Liebe, aus Respekt, weil ich den anderen erfreuen will, das fühlte sich schön an. (Hauptsache, hinterher sagt keiner, er sei stolz auf mich. Das ließe alles verpuffen.)
Statt mich nun endlich der Wäsche zu widmen (die ist morgen auch noch dreckig) würde ich gerne erfahren, ob und wie ihr das so erlebt. Egal, welchen Geschlechts und welcher Neigung.
Seht ihr in den Begriffen einen Unterschied und wenn ja, welchen und wenn nein, warum nicht? Und wie erlebt ihr es selbst?
(Bitte nicht zanken, um falsch und richtig und „Nur SM / D/s ist das einzig Wahre“ - einfach mal die Aussagen anderer wertungsfrei wirken lassen.)