Erst einmal Danke an alle, die sich weiterhin reflektiert, mit interessanten Gedanken und bedacht an der Diskussion beteiligen, das finde ich sehr schön.
Kailyn
Zuneigung kann man jemandem auch ohne Körperlichkeit schenken. Es gibt so vieles, was Menschen emotional aneinander bindet jenseits körperlicher Zärtlichkeit. Aber da sind wir wieder genau in dem Dilemma: Es bindet zu viel, um sich trennen zu können und es ist zu wenig, um glücklich und erfüllt leben zu können. Daraus entsteht ein klassischer tragischer Konflikt: Zwei Interessen, die nicht zusammenpassen (können).
Die Möglichkeiten habe ich bereits im Eingangspost aufgelistet, und die sind wir auch schon zigmal durchgegangen. Es braucht dazu keinen Erkenntnisprozess mehr. Wenn man aber festgestellt hat, dass keine der Möglichkeiten gangbar zu sein scheint, bleibt man erst einmal zwangsläufig beim status quo, bis sich doch wieder ein Weg findet. Und wenn dieser status quo für einen der Partner eigentlich ganz angenehm ist, wird jeder Versuch einer Änderung eben zum Kampf, oft gegen Windmühlen.
Tantra_Lovers
"Muss" man nicht unbedingt, aber sie sind ein Faktor, vor allem wenn keiner der Elternteile die Betreuung eines pflegebedürftigen Kindes alleine übernehmen kann und andere Hilfsmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Dann entsteht allerdings durchaus ein "Müssen".
Außerdem arbeite ich viel mit Kindern, und die Scheidungskinder, mit denen ich zu tun habe, strahlen meistens auch nicht die pure Lebensfreude aus, weil ihre Eltern "glücklich" seien (was sie allzu oft nicht sind). Der Ratschlag "dann trennt man sich eben" wird meines Erachtens viel zu oft erteilt. Im Prinzip bin ich auch kein Mensch, der sich trennen kann. Da bin ich ganz bei Mutabor, einen Menschen "wirft" man nicht weg, vor allem, wenn man Verantwortung für diesen Menschen und andere übernommen hat. Wenn aber die Verantwortung für einen anderen in starken Konflikt kommt mit der Verantwortung gegenüber sich selbst, wird's dramatisch. Denn:
Seelische Krankheit kann körperliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Aber ja, eine seelische Erkrankung kann schlimmer sein, in der Tat. Mir war früher auch nicht bewusst, dass seelische Erkrankungen "ansteckend" sein können.
Catuaba
Sehr richtig zusammengefasst. Deshalb geht es um mehr als nur um "reine Triebbefriedigung". Und ja, natürlich habe ich ein Helfersyndrom, das nur am Rande.
Dieses Freilassen funktioniert aber nur, wenn man nicht angstgesteuert ist und sich entsprechend verhält.
Tantra_Lovers
Vince_the_ghost
Diesen Freifahrtschein hatte sie mir zweimal ausgestellt (deshalb überhaupt die Anmeldung im Joy), hat aber festgestellt, dass sie es nicht ertrüge, wenn ich ihn nutzen würde. Daraufhin hat sie die absolute Linie gezogen und mir die Zusage abgenötigt, nicht fremdzugehen. Andernfalls wäre momentan vieles leichter.
So geht's mir auch, nur dass sie sich zu der besagten Einstellung nicht durchringen kann. Was sie nicht weiß, macht sie wahnsinnig, was sie weiß, noch mehr.
Und darin liegt, davon bin ich überzeugt, bei vielen die größte Angst: Wer Probleme mit seinem eigenen Selbstwertgefühl hat, der ist oft überzeugt, dass der Partner sofort weg wäre, wenn er mit jemand anderem sexuell zusammenkäme. Die Angst ist dann, dass diese "Konkurrentin" (oder dieser Konkurrent) ja so viel besser wäre als man selbst und dass der Partner sich natürlich gegen die momentane Beziehung entschiede.
Nur ist Angst ein schlechter Ratgeber und oft führt man aus Angst genau die Situation herbei, die man so sehr fürchtet.
Aber in deiner Aussage, Vince, steckt noch ein weiterer Grund, warum "heimliches Fremdgehen" nicht so einfach ist: Dabei ist immer eine dritte Person beteiligt, deren Bedürfnisse und Wünsche man ebenfalls berücksichtigen muss. Und man geht immer die Gefahr ein, dass sich da bei jemandem mehr entwickelt als nur eine Affäre.
Tantra_Lovers
Aus den oben genannten Gründen ist das nicht so einfach, selbst wenn es, objektiv betrachtet, in unserer derzeitigen Situation wahrscheinlich die beste Hilfslösung wäre. Allerdings funktioniert das auch deshalb nicht, weil ich Heimlichkeit und Unehrlichkeit verabscheue und auch wirklich schlecht darin bin, während meine Frau extrem gut darin ist, selbiges zu durchschauen. Das würde, abgesehen von den moralischen Problemen, auch zu ganz praktischen führen.
Im Endeffekt müssen wir an den Punkt kommen, wo entweder für sie eine offene Beziehung akzeptiert werden kann, oder wo sie Freude an einer gesunden, partnerschaftlichen Sexualität entdeckt. Das funktionert nur über Therapien, und die können (die bisherige Erfahrung zugrunde gelegt) leider noch Jahre dauern. Das ist es ja, was den Druck erzeugt: Man begleitet den Partner auf einem langen Weg und sieht dabei seine Lebensjahre dahinziehen. Und dann stellt sich irgendwann die Frage, wie lange noch weitermachen, wie lange noch durchhalten?
Sorry für den langen Post, Danke für's Lesen.
Kailyn
Ich persönlich sehe aber keinen Sinn, mein Leben mit einem Menschen zu verbringen, der mir keine Zuneigung schenkt. Das muss du aber selbst entscheiden.
Zuneigung kann man jemandem auch ohne Körperlichkeit schenken. Es gibt so vieles, was Menschen emotional aneinander bindet jenseits körperlicher Zärtlichkeit. Aber da sind wir wieder genau in dem Dilemma: Es bindet zu viel, um sich trennen zu können und es ist zu wenig, um glücklich und erfüllt leben zu können. Daraus entsteht ein klassischer tragischer Konflikt: Zwei Interessen, die nicht zusammenpassen (können).
Wenn es so ist, dass deine Partnerin dich in dieser Beziehung halten will - ohne Sex, ohne Zärtlichkeit - aber gleichzeitig darauf besteht, dass du monogam bleibst, hast du meines Erachtens zwei Möglichkeiten: (...)
Die Möglichkeiten habe ich bereits im Eingangspost aufgelistet, und die sind wir auch schon zigmal durchgegangen. Es braucht dazu keinen Erkenntnisprozess mehr. Wenn man aber festgestellt hat, dass keine der Möglichkeiten gangbar zu sein scheint, bleibt man erst einmal zwangsläufig beim status quo, bis sich doch wieder ein Weg findet. Und wenn dieser status quo für einen der Partner eigentlich ganz angenehm ist, wird jeder Versuch einer Änderung eben zum Kampf, oft gegen Windmühlen.
Tantra_Lovers
Falls Kinder da sind: Der Kinder wegen muss man übrigens nicht zusammen bleiben, denn die wollen nur glückliche Eltern.
"Muss" man nicht unbedingt, aber sie sind ein Faktor, vor allem wenn keiner der Elternteile die Betreuung eines pflegebedürftigen Kindes alleine übernehmen kann und andere Hilfsmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Dann entsteht allerdings durchaus ein "Müssen".
Außerdem arbeite ich viel mit Kindern, und die Scheidungskinder, mit denen ich zu tun habe, strahlen meistens auch nicht die pure Lebensfreude aus, weil ihre Eltern "glücklich" seien (was sie allzu oft nicht sind). Der Ratschlag "dann trennt man sich eben" wird meines Erachtens viel zu oft erteilt. Im Prinzip bin ich auch kein Mensch, der sich trennen kann. Da bin ich ganz bei Mutabor, einen Menschen "wirft" man nicht weg, vor allem, wenn man Verantwortung für diesen Menschen und andere übernommen hat. Wenn aber die Verantwortung für einen anderen in starken Konflikt kommt mit der Verantwortung gegenüber sich selbst, wird's dramatisch. Denn:
Lustvollleben89
Sexualität und ihr Ausleben gehören zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Weil es aber scheinbar so leicht ist, darauf zu verzichten, wird das häufig und von vielen übersehen. Und nein, es macht natürlich nicht körperlich krank, wenn man drauf verzichtet. Aber es kann seelisch krank machen und das ist schlimmer. Seelische Krankheit kann körperliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Aber ja, eine seelische Erkrankung kann schlimmer sein, in der Tat. Mir war früher auch nicht bewusst, dass seelische Erkrankungen "ansteckend" sein können.
Catuaba
Er nimmt ihre Gedanken, Wünsche, Krankheit ernst...aber ist das umgekehrt genauso? Nein, denn er wird von ihrem Sog mitgezogen, möchte sich freistrampeln, aber sie gibt den Weg vor...und den muss er mitgehen. Sie darf auf diesem Weg alle Kurven, Kreuzungen, Steigungen, Gefälle gehen, er muss von ihrer Seite aus mitziehen, aber auf die Kreuzungen verzichten. Da ist für mich ein ganz großes Defizit. Steht er an der Kreuzung und überlegt, nach links, rechts oder geradeaus zu gehen, gibt sie bereits schon wieder die Richtung vor. Wo ist da denn noch die eigene Selbstbestimmung?
Sehr richtig zusammengefasst. Deshalb geht es um mehr als nur um "reine Triebbefriedigung". Und ja, natürlich habe ich ein Helfersyndrom, das nur am Rande.
Nur: bedeutet Liebe nicht auch freilassen und dem Anderen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu entwickeln? Das heisst doch nicht, zwangsläufig und rücksichtslos durchs Leben zu vögeln?
Dieses Freilassen funktioniert aber nur, wenn man nicht angstgesteuert ist und sich entsprechend verhält.
Tantra_Lovers
Befrei Dich von diesem Gefängnis und geniesse halt heimlich Nähe und ev.
Vince_the_ghost
Ich hatte dann so eine Art "Abkommen" mit Ihr; eine Art Freifahrtschein, was dann ja zu besagter Affäre führte.
Diesen Freifahrtschein hatte sie mir zweimal ausgestellt (deshalb überhaupt die Anmeldung im Joy), hat aber festgestellt, dass sie es nicht ertrüge, wenn ich ihn nutzen würde. Daraufhin hat sie die absolute Linie gezogen und mir die Zusage abgenötigt, nicht fremdzugehen. Andernfalls wäre momentan vieles leichter.
In allen anderen Aspekten kenne ich keinen Menschen, mit dem ich lieber zusammen bin als mit meiner Freundin. Wie ich langfristig mit dem "Verzicht" klarkomme kann ich nicht beurteilen. Sie sagte einmal zu mir: "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiss", als ich das Thema ansprach.
So geht's mir auch, nur dass sie sich zu der besagten Einstellung nicht durchringen kann. Was sie nicht weiß, macht sie wahnsinnig, was sie weiß, noch mehr.
irgendwann wird natürlich der "Fremdgehende" vor die Wahl gestellt. Ich habe mich für meine Partnerin entschieden
Und darin liegt, davon bin ich überzeugt, bei vielen die größte Angst: Wer Probleme mit seinem eigenen Selbstwertgefühl hat, der ist oft überzeugt, dass der Partner sofort weg wäre, wenn er mit jemand anderem sexuell zusammenkäme. Die Angst ist dann, dass diese "Konkurrentin" (oder dieser Konkurrent) ja so viel besser wäre als man selbst und dass der Partner sich natürlich gegen die momentane Beziehung entschiede.
Nur ist Angst ein schlechter Ratgeber und oft führt man aus Angst genau die Situation herbei, die man so sehr fürchtet.
Aber in deiner Aussage, Vince, steckt noch ein weiterer Grund, warum "heimliches Fremdgehen" nicht so einfach ist: Dabei ist immer eine dritte Person beteiligt, deren Bedürfnisse und Wünsche man ebenfalls berücksichtigen muss. Und man geht immer die Gefahr ein, dass sich da bei jemandem mehr entwickelt als nur eine Affäre.
Tantra_Lovers
Befrei Dich von diesem Gefängnis und geniesse halt heimlich Nähe und ev.
Aus den oben genannten Gründen ist das nicht so einfach, selbst wenn es, objektiv betrachtet, in unserer derzeitigen Situation wahrscheinlich die beste Hilfslösung wäre. Allerdings funktioniert das auch deshalb nicht, weil ich Heimlichkeit und Unehrlichkeit verabscheue und auch wirklich schlecht darin bin, während meine Frau extrem gut darin ist, selbiges zu durchschauen. Das würde, abgesehen von den moralischen Problemen, auch zu ganz praktischen führen.
Im Endeffekt müssen wir an den Punkt kommen, wo entweder für sie eine offene Beziehung akzeptiert werden kann, oder wo sie Freude an einer gesunden, partnerschaftlichen Sexualität entdeckt. Das funktionert nur über Therapien, und die können (die bisherige Erfahrung zugrunde gelegt) leider noch Jahre dauern. Das ist es ja, was den Druck erzeugt: Man begleitet den Partner auf einem langen Weg und sieht dabei seine Lebensjahre dahinziehen. Und dann stellt sich irgendwann die Frage, wie lange noch weitermachen, wie lange noch durchhalten?
Sorry für den langen Post, Danke für's Lesen.