Ich vermute mal, dass ich schon verstehe, was gemeint war. Alles gut 😉.
Es gehören immer zwei dazu, das "Wechselspiel" in einer Beziehung in irgendeine Richtung zu gestalten.
Ich habe da ein altes Paar aus meinem Bekanntenkreis vor Augen, die inzwischen beide nicht mehr leben.
Er war wohl das, was man berechtigt als Tyrannen bezeichnen könnte. Sie war ewig mit ihm verheiratet und wenn man ihnen begegnete, war kaum zu ertragen, wie er sie behandelte...
Man ging davon aus, dass sie leiden MÜSSTE, aber irgendwann wurde mir klar :
Sie tat es nicht.
Sie war Zeit ihres Lebens sicher und irgendwie "geborgen" in ihrer Märtyrer-Rolle, die sie in abgeschwächter Form an ihre Töchter weitergab.
Diese Frauen "suhlen" sich regelrecht in der von außen als "Opfer-Rolle" erkennbaren Situation.
Fällt der, der ihnen "das Martyrium" zumutet, weg, so stehen sie verloren und leidend vor der Leere, die nun entstanden ist...
Nein, das soll sich nun überhaupt nicht auf den TE beziehen, sondern auf die im Verlauf beschriebenen Beiträge, wann wer worunter leidet.
Das ist subjektiv und hat extrem viel mit Biografie zu tun.
Um den Bezug zum Thema herzustellen 😉:
Das Zusammenspiel zweier Menschen ist jeweils einzigartig. Ein Verhalten zueinander in ganz speziell in DIESEM Miteinander.
Ein Verändern der erlernten Mechanismen kann auf beiden Seiten zu großer Unsicherheit führen, da man immer Bekanntes verlässt und ganz klar im Unbekannten landet - wo, wo keiner der Beiden jemals war.
Das macht Angst.
"Können wir das aushalten oder sogar überleben?"
In dieser Situation verschwindet aus dem Blick, was man bis dahin bereits alles "überlebt" hat - wieviel Kraft man aufbringt um das, was ist, zu erhalten. Oft ein enormes Potenzial.
Bekanntes Leiden vermittelt oft DIE Sicherheit, sich dort - in der Problematik - auszukennen, wie schwer es auch ist.
Was aber ist "die schlimmste anzunehmen Katastrophe" - der Super-Gau - der passieren KÖNNTE, wenn ein Steinchen in der sicher wirkenden Mauer umgedreht wird?
• Fällt sie dann zusammen?
• Wie sicher ist sie dann wirklich, wenn das Wegnehmen dieses einen Steinchens schon zum Zusammenbruch des Ganzen führt?
• Gibt es darunter ein gutes Fundament?
...
Diese seltsam klingenden Fragen zu stellen, halte ich für wichtig, um das Gesamte sehen zu können.
Vielleicht... kommt man dann zu einer anderen Sichtweise und zu mehr Klarheit.
Diese wiederum muss NICHT dazu führen, alles "zum Einsturz zu bringen". Das Ergebnis kann sein, nichts zu verändern, aber in Zukunft zu sehen, dass genau dieses, was man hat, die Sicherheit gibt, die man braucht.
Am Ende des Reflektierens stünde dann, sich nicht mehr als Opfer zu sehen und anzunehmen, was ist, ODER die erlernte Rolle im Vertrauen aufs Fundament "umzubauen".
Diese Entscheidung können aber nur die Treffen, die in der konkreten Situation sind.
Die Wahl, den Blick zu verändern, hat man - tatsächlich - immer.