Alles ist möglich
Ich kenn da beide Seiten.
Als ich mit Mitte 20 eine Freundin hatte, die mir ihre Bi-Neigung beichtete und das immer wieder zum Thema wurde, war klar: sie muss das abchecken. Denn am Anfang fand ich das süss, genoss das Vertrauen oder mit ihr über Frauen zu reden. Mit der Zeit aber nervte es, denn es kam immer wieder hoch - und was sollte ich da machen?
Das Bedürfnis konnte ich nicht erfüllen.
Also ermunterte ich sie regelrecht es auszuprobieren.
Sie ging in entsprechende Clubs usw., hatte Affären. Bis es dann ernst wurde und sie sich verliebt hat.
Das hielt unsere Beziehung letztlich nicht aus.
Trotzdem denke ich auch heute noch: da hatte ich keine Wahl, da hatten wir keine Wahl. Die Neigung war da, sie war stark und sie nicht ausleben zu können hätte sie wohl auch nicht glücklicher gemacht in unserer Beziehung.
Heute seh ich eher die andere Richtung. Bin gewissermassen selbst die Affäre.
Da die Gemeinsamkeit auf einem schon extremeren Fetisch liegt, sind das Geschichten mit sehr klaren Konturen und weit weg vom (Ehe)Alltag. Ich biete keine Alternative zu der Beziehung sondern ergänze sie indem ich mich um ganz spezielle Bedürfnisse kümmere - und nur um die.
Es kam vor, dass Partner die Reissleine zogen und die Spielbeziehung darum zu Ende ging.
Aber, gerade weil doch recht speziell ist was wir machen und ein ganz bestimmtes, alltagsfernes Setting sich dabei aufbaut, überschneiden sich die Bedürfnisse der Beziehung und die der Spielbeziehung eigentlich überhaupt nicht.
Das sind einfach zwei Ebenen des Erlebens für sie.
Ich denke, darum funktioniert es auch ohne Eifersucht, Forderungen oder Ansprüche. Auf einem Level von Respekt, den ich immer der Grundbeziehung gegenüber habe.
Gefährlich war eben in der Geschichte mit meiner damaligen Freundin eins:
Die Bedürfnisse die sie mit mir hatte, waren teilweise eben deckungsgleich mit den Bedürfnissen die sie Frauen gegenüber hatte - auf Vertrauensebene, Freundschaftsebene usw.
Das überlappte dann, und diese Art zu Teilen war für mich auf Dauer nicht erfüllend.
Wenn Du das OK zum Experimentiere hast, dann kannst Du experimentieren.
Wieso auch nicht, das ist Dein Ding gerade und die einzige Person der Du (wenn überhaupt) Dich gegenüber rechtfertigen willst, ist einverstanden.
Aber - wie es dann aussieht, wenn sich da erst einmal ein Verhältnis zu jemandem entwickelt...
Völlig unvorhersehbar. Schon weil da noch jemand anderes ins Spiel kommt, mit eigenen Gefühlen und Erwartungen. Sowas kann kompliziert werden. Und Absprachen, Versprechungen usw. können im Falle einer Verliebtheit nicht mehr viel wert sein. Das gibt keine Sicherheiten.
Es ist einfach nur schade, dass Ihr in Eurer Beziehung da keinen Kompromiss findet.
Ob das, was Du da suchst (und was schon etwas unspezifisch klingt, nach Ausprobierlust - ohne das zu werten) es im Zweifel wert ist eine Beziehung zu riskieren...
Das muss nicht passieren, aber wenn so eine Sache erst einmal läuft, über Monate usw.
Was da an Eigendynamik mitkommt ist mE völlig unvorhersehbar.
Das würde ich mir schon klarmachen vorher. Wenn ein anderer Mensch ins Spiel kommt, bringt auch dieser Mensch etwas mit, hat Bedürfnisse, Erwartungen. Um die Du Dich dann auch kümmern willst.
Und das kann dann für Deine Frau ein Stück zuviel sein. Kann man nicht verdenken.