Was passiert denn, wenn es nur ein Minimum am Plus gibt und man das Gefühl hat mit der Beziehung auf der stelle zu treten?
Dann darfst du deine Entscheidung treffen.
Co-Abhängigkeit zeigt sich darin, nicht authentisch zu sein, sondern aus Furcht an Wertvorstellungen zu kleben. Diese Wertvorstellungen betreffen nicht nur Fragen, wie man als Paar zusammen zu leben hat, sondern auch, wie die eigenen widerstrebenden Gefühle zu unterdrücken sind. Es geht um Unsicherheit, die sich in Abhängigkeit von diesen Wertvorstellungen manifestiert. Das ist schwierig zu erklären, glaube ich.
Bin ich mir unsicher, glaube, egal weshalb, dass ich es nicht wert bin, dass mein Partner gerne Zeit mit mir verbringen möchte (was ich von Außen nicht unbedingt sehen kann), ich glaube bestimmte Vorgaben wie zb Treue, dem anderen den gemeinsamen Haushalt führen, sexuell verfügbar sein zu müssen, also Leistung erbringen muss, um es wert zu sein, dass der andere mit mir in Beziehung sein mag... mache ich mich sehr abhängig vom Partner, meinen eigenen Vorstellungen und lebe ständig in Angst nicht zu genügen und verlassen zu werden.
Verantwortung und Verpflichtung haben für diese Menschen einen extrem hohen Wert, ist es was Einzige, an dem die Stabilität einer Beziehung und ihre Sicherheit gemessen werden kann. Gerne wird das unter Liebe verortet. Je mehr ich gebe, umso doller liebe ich, je mehr ich bekomme, umso mehr muss ich gegensteuern, weil die Leistung entscheidet, wie sicher ich mich in einer Beziehung fühlen "darf".
Solange zwei Menschen symbiotisch miteinander leben und beide diesem Regelwerk gerecht werden können, solange wird es funktionieren. Glücklich und zufrieden, geschweige denn ehrlich und offen sind solche unausgesprochene Vereinbarungen jedoch nicht.
Meist schleichen sich die Nebenwirkungen dieser Symbiose über Jahre heimlich ein. Eine der Nebenwirkungen ist der Druck leisten zu müssen, obwohl die Verlustangst bleibt nie genug für den anderen zu sein. Die Beziehung wird zu einer Bürde, zur Last der Verpflichtung füreinander da sein zu müssen. Tief dahinter steht eine unendlich schwere Traurigkeit, nicht um seiner selbst Willen geliebt und gewertschätzt zu werden. Und je nachdem, wie lange und intensiv diese geschaffene Persönlichkeit sich "in der Seele verwurzelt hat" und wenn konstruktive Bewältigungstrategien fehlen, umso unmöglicher wird es werden, das zu ändern.
Wie bei Süchten ist es schwierig zu erkennen, weil Verantwortung und Verpflichtungen auf wirklich gute und nährende Werte sein können, wann es nicht mehr angezeigt ist, sich diesen Regeln zu unterwerfen. Und etwas abhängig sein ist normal und sogar schön.
Aber eben nur so lange, wie sie wirklich frei-willig eingegangen werden und sie nicht in einen "Beziehungsburnout" führen. Diese Wortkreation soll die Ähnlichkeit zum jobbedingten Burnout aufzeigen, weil dort ähnliche Muster wirksam werden und Menschen krank machen. Der Schlüssel liegt in der eigenen Persönlichkeit, zwar ist das Umfeld beteiligt, bei uns ist es Dank Sozialstaat jedoch immer möglich, sich aus Abhängigkeiten aus destruktiven Beziehungen zu befreien.
Sehr viele Leute (mein Eindruck) verhaften trotzdem in Beziehungen, obgleich die unzufrieden und unglücklich sind. Sie fühlen sich betrogen, unter Druck gesetzt, emotional erpresst oder werden tatsächlich emotional oder körperlich missbraucht vom Partner. Die Gründe sind vielfältig und sehr individuell und ich glaube, weil das so oft passiert, merken viele gar nicht, was da wirklich abgeht. Und ihren eigenen Anteil daran.
Und wer nicht merkt, kann nichts ändern.
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