Einstellungssache?
In so einem Alter ohne Erfahrung - das ist kein Zufall, denke ich mir.
Du wirst wahrscheinlich schon in Situationen gewesen sein, wo es möglich gewesen wäre. Sieht man vielleicht erst im Nachhinein.
Ich habe so Leute schon kennen gelernt, und da waren doch meistens (bzw. seh ich das so) zwei ganz widerstrebende Dinge im Kopf. Ich mag mich da ganz sicher irren, aber Dein Beitrag riecht mir ein bisschen danach.
Auf der einen Seite eine Überhöhung des Weiblichen. Ein auf-den-Thron-stellen, etwas Entferntes das man liebt und bewundert. Etwas Reines usw. auf das man alles mögliche projiziert. Nicht unbedingt auf eine spezielle Frau, aber dann letztlich auf jede für die man sich interessiert. Da war dann ein emotionales Bedürfnis da, das gar nicht auf Gleichrangigkeit abzielte - die Frau ist was anderes, was besonderes.
Das mag auch ganz niedlich rüberkommen, aber wenn das so körperlos dann daher kommt, kann das sogar unheimlich wirken - so eine Art Übermutter-Rolle uä.
Auf der anderen Seite das *eigene sexuelle Bedürfnis*. Und Sex bedeutet eben nicht nur mit dem Schwanz "ich liebe Dich" zu sagen, sondern ist auch Begehren, Trieb, reine Geilheit. Sex ist älter als der Mensch, älter als das Säugetier, das Bedürfnis ist sehr tief. Da können auch sich liebende Partner gegenseitig zu einem Lustobjekt machen statt unter einem ständigen "Ich liebe Dich" - "Ich Dich auch" ruhig dahin zu kopulieren. Man befriedigt sein eigenes Bedürfnis eben mit einem anderen. Der ist dazu notwendig.
Für die Alt-Jungfrauen die ich da kennen gelernt habe, war das ein Zwiespalt:
Die Frau zu begehren, fürs eigene Bedürfnis, die man gleichzeitig so hoch hebt geht vielleicht noch.
Auf eine romantische Art und Weise usw.
Aber das Bedürfnis zu zeigen ist dann schon was anderes. Als sei es eine Art Benutzen, Entwürdigen. Ein Herabnehmen der Königin von ihrem Thron und sie im Thronsaal auf dem Boden eben einfach zu nehmen.
Das sind zwei Bilder, die sich eben nicht so leicht vereinbaren lassen.
Vielleicht unterschätzt Du ua. das sexuelle Begehren von Frauen. Für die der Akt kein Mitleidsakt ist, kein Gefallen sondern Ausdruck ihrer eigenen Lust.
Vielleicht kommen gerade deswegen aber auch Ängste hoch.
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, wie sich in all der Zeit der Enthaltsamkeit ein echtes, ausgeglichenes Verhältnis Deiner Sexualität entwickeln soll. Du wirst mit Sicherheit onanieren. Wenn Deine Phantasie Dein einziger Sexualpartner ist, dann kannst Du auf die Art und Weise gewissermassen noch weiter von den eigentlichen Bedürfnissen einer Frau entfernen, denn Du bist ja nur sexuell mit Konstrukten zusammen die so sind, wie sie für Dich in dem Moment sein sollen.
Ich würde das einfach mit Erfahrung aufbrechen. Darum würde auch ich Dir raten: geh zu einer Professionellen. Sicher - das wird nicht der beste Sex Deines Lebens, die Möglichkeit dass gar nicht das passiert was Du denkst das passiert, ist auch da.
Aber für die Psyche kann es einfach gut sein zu wissen:
ich hab das hinter mir. Ich habs erlebt. Das ist gegessen.
Um Dich in so einer Situation einfach zu erleben.
Dass es eben gut tut einen Menschen auf diese Weise zu spüren.
Das macht (bestenfalls) aus Deiner Vorstellung Realität, nimmt der Sache die Spannung, kann die Hürde zwischen emotionalen und sexuellen Ansprüchen senken und natürlich bei Dir einfach die Lust auf mehr davon wecken - was Dir eine andere Dynamik verleihen kann, weil Du besser weisst was los ist.
Bekommst Du dann erstmal mit, wie toll das ist eine Frau mit ihren Bedürfnissen zu erleben, wie schön wenn man sich gegenseitig seine Bedürfnisse befriedigt wird das so mit Dir laufen wie mit so gut wie jedem Mann in den letzten Jahrhunderttausenden: es klappt, es macht Spass, es ist schön.
Ich kenne aber keine Frau (nicht repräsentativ) die besonders drauf stehen würde, einen Mann in Deinem Alter "einzuführen" mit emotionalem Kontext. Nicht nur, weil man sich da selbst vielleicht nicht zuviel von erwartet sondern auch weil man sich eben fragt: wieso nicht? Stimmt da was nicht?
Zudem ein unerfahrener Mann ja auch damit unerfahren ist, wie es danach weiter geht.
Das Verhältnis zwischen zwei Menschen kann sich schon drastisch verändern wenn man miteinander im Bett war. Da kann die ein oder andere sich auch sagen: weiss nicht, wie locker der danach ist wenn er vorher schon so wenig locker damit umgegangen ist.
Auf Deine grosse Liebe zu warten usw. hat jedenfalls bislang nicht funktioniert, und wie ich glaube gab es doch wahrscheinlich schon Chancen in Deinem Leben auf sexuelle Erlebnisse.
Das wird Gründe haben, warum das dann sich nicht entwickelt hat.
Und vielleicht willst Du gar nicht mit einer Frau schlafen, die Du liebst weil das eben mit den verschiedenen Bildern von "Frau" und "Sexualität" nicht zusammen passt. Kann sein.
Erfahrung kann jedenfalls solche Bilder und Vorstellungen mit Realität ersetzen.
Drum: Im Zweifel Profi. Krieg es aus dem Kopf. Mit der Zeit wird das nicht von selbst besser, Dich vielleicht in Deinen Vorstellungen sogar in gewisser Weise isolieren - denn Du denkst ja sexuell, handelst sicher sexuell. Enthaltsamkeit kann da ganz seltsame Blüten bringen mit der Zeit.