Kailyn, manchmal verschafft einem auch unerwiderte Liebe ein Glücksgefühl. Dann nämlich, wenn diese Person gar nicht mehr geglaubt hat, zur Liebe fähig zu sein.
In dem genannten Beispiel etwa Maria: Vielleicht hat sie sich ja auf ihn eingelassen, weil sie dachte, sie ist eh zur Liebe nicht mehr fähig, also lässt sie sich auf eine Sexbeziehung ein, in der es um Liebe eh nicht geht. Dann stellt sie fest, dass sie sich in ihn verliebt. Dieses Gefühl, dass sie überhaupt wieder
Liebe empfinden kann, das steht dann tatsächlich erst einmal für sich! Das ist dann ein Glücksgefühl, dem egal ist, ob er diese Liebe erwidert oder nicht.
Kurz gesagt: Temporär ist dieses Gefühl sehr wohl lebensfähig und auch dazu geeignet, Glück zu empfinden.
Allerdings gilt dies nicht auf Dauer. Solange du
verliebt bist, ist alles schick, denn dieses Gefühl des Verliebtseins benötigt keine Erwiderung. Du kannst jemanden toll finden, ohne dass er dich auch nur wahr nimmt - alleine dieses Gefühl des Verliebtseins kann schon eine Befreiung sein.
Damit es aber wirklich in Liebe umschlägt, da bin ich dann wieder bei dir, Kailyn: Das kann dann nur Bestand haben, das finde ich auch, wenn es dann auch wirklich erwidert wird. Denn nur so lässt sich dann Glück auch konservieren, bzw. vervielfachen. Man sagt ja auch so schön: Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt. Und um es zu teilen, dafür benötigst du die andere Person dann doch.
Was dann tun, wenn der andere es nicht teilt?
Offen kommunizieren. Ist hier in dem Fall ja geschehen.
Und dann handeln. Entweder:
• Die Person, die sich verliebt hat, hier also Maria, muss sich sagen "den kriege ich nicht, auch nicht später. Also entweder ich fahre meine Gefühle herunter. Dann kann ich bleiben. Oder nicht, dann muss ich gehen."
oder:
• Maria packt es nicht, sich zu entscheiden und leidet. Dann, aber erst dann!, greift die Verantwortung für ihn. Es gilt für ihn dann einzuschätzen, ob es ihr gelingt, sich von ihm wieder "entlieben" zu können in absehbarer Zeit. Traut er es ihr zu, bleibt er. Glaubt er, dass es ihr nicht gelingt, und sagt er es ihr auch explizit genau so, dann muss er gehen. Ihr zuliebe! Aber auch sich selbst zuliebe, denn es ist auch eine Sache der Selbstachtung, mit niemandem zusammen sein zu wollen, der wegen einem selbst leidet.
Wenn eine Frau nur dann glücklich ist, wenn sie die 10% mit mir glücklich ist, aber die 90% ihres restlichen Lebens
wegen mir unglücklich ist, dann sorge ich lieber dafür, dass sie diese 10% auch nicht mehr hat, damit sie überhaupt die Chance hat, sich in jemand anderen zu verlieben, mit dem sie dann 90% der Zeit (oder mehr) glücklich sein kann. Denn wenn ich sie mag, dann möchte ich doch, dass sie glücklich ist. Insgesamt. Und nicht nur in meiner Gegenwart.