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Liebe zu empfinden macht nur glücklich, wenn man haben kann, was man begehrt. Bekommt man seinen Willen nicht, fühlt man sich deswegen unglücklich.
Öhm ja, genau das. Oder ist man allen Ernstes tatsächlich glücklich und empfindet es als total super und wunderschön, wenn man in jemanden verliebt ist, dieser aber diese Liebe nicht erwidert und man niemals eine Chance hat?
Ich glaube nicht. Die meisten sind gerade noch so glücklich, wenn sie sich zumindest auf irgendeine noch so abstrakte Weise Hoffnung machen können, zum Beispiel wenn sie bisher noch nie direkt Auge in Auge einen Korb vom demjenigen bekommen haben, in den sie verliebt sind, sodass sie sich zumindest noch sagen können "Eines Tages vielleicht... Möglicherweise..."
Aber sobald derjenige einem ins Gesicht sagt, dass er einen nicht liebt, kann mir keiner erzählen, dass er dabei breit grinst und total glücklich ist, weil einseitige Liebe ja völlig ausreicht, damit man glücklich ist.
Liebe beinhaltet immer einen Wunsch nach Erwiderung.
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Wenn die Erfüllung von Begehrlichkeiten glücklich macht, ist das eigene Glück abhängig vom Außen, und man macht sich zum Sklaven seiner Wünsche und Begehrlichkeiten.
Das klingt wunderbar blumig und philosophisch, aber Tatsache bleibt, dass selbstverständlich das eigene Glück mitunter von außen abhängt und davon, ob man bekommt, was man will und begehrt. Das fängt bei so grundsätzlichen Dingen wie Nahrung, Schutz und Sozialkontakt an und hört bei der Liebe, die man erwidert haben möchte, auf. Der Mensch hat überhaupt nur eine Existenzgrundlage, weil er begehrt. Wer nicht mehr begehrt und keine Ziele mehr im Leben hat, die er erreichen will (und sei es nur so etwas "einfaches" wie Glück, das eben von einer Summe an Gegebenheiten abhängt, oder der nächste Gehaltsscheck, oder der Wille zu leben an sich), hat keinen Grund für das Leben allgemein. Der Mensch
ist, weil er begehrt. Und wer begehrt, hat den Wunsch nach Erfüllung.
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Ich denke, die Botschaft war eher: Liebe ist etwas Wunderschönes.
Nein, die Botschaft war diese:
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Ist es nicht wunderschön verliebt zu sein? Auch unglücklich verliebt zu sein.
Auch unglücklich verliebt sein soll etwas Wunderschönes sein. Und das entzieht sich insofern meinem Verständnis, weil es ein Widerspruch in sich ist. Unglück ist für niemanden wunderschön. Niemand ist glücklich, wenn er unglücklich ist. Entweder macht es jemanden nicht unglücklich, wenn er nicht haben kann, wen er liebt (was ich bezweifle), oder jemand macht sich etwas vor. Denn wenn man wählen könnte, würde man wollen, dass die Liebe erwidert wird und man mit demjenigen zusammen glücklich ist, nicht getrennt voneinander.
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Gefühle zu verplempern heißt, dass man seine Gefühle nach den „Ertragschancen“ steuern kann? Wenn dem so wäre, dürfte es wohl kein „unglücklich verliebt sein“ geben. Solches Denken würde Liebe zu einem Investment degradieren, zu einem Geschäft, das nur gemacht wird, wenn Rendite und Ertrag stimmen. Oder auf den Punkt: Das eigene Ego vor die Gefühle für einen anderen zu stellen.
Liebe IST egoistisch. Da sollte sich keiner etwas vormachen und allzu arg romantisieren. Das Aufkommen von Gefühlen kann man nicht steuern, das ist richtig. Man kann aber sehr wohl ihren Ausgang steuern, beziehungsweise ihre dauerhafte Reise. In eine Freundschaft zu investieren, aus der nichts zurückkommt, ist genauso unsinnig, wie in eine Liebe zu investieren, die immer einseitig bleiben wird. Dabei verbaut man sich noch Chancen aufs Glücklichsein. Und Liebe, so unromantisch das für manche klingen mag, hat das Ziel des eigenen, persönlichen Glücks und ist immer hochgradig egoistisch und selbstzentriert. Liebe ist ein großartiges Gefühl, verliebt zu sein macht persönlich glücklich. Unglücklich verliebt zu sein macht laut Definition schon niemanden glücklich, weil die Liebe nicht erwidert wird - eine Liebe, die man erwidert haben möchte, die man begehrt, weil sie einen dann glücklich macht. Persönliches Glück ist rationaler Egoismus.
Und ja, ich stelle tatsächlich mich selbst in den Mittelpunkt meiner persönlichen Welt, denn ich bin meine Welt. Und sollte ich mich in jemanden verlieben, der diese Liebe nicht will, werde ich alles daran setzen, meine Gefühle umzulenken und sie lieber in jemanden zu investieren, der sie will. Ich habe drei Jahre damit verbracht, jemanden zu lieben, der mich nicht wollte. In diesen drei Jahren war ich nur unglücklich deswegen. Was soll daran schön und erstrebenswert sein? Ich hätte in dieser Zeit auch jemanden kennenlernen können, der meine Liebe gewollt und verdient hätte, war aber dafür nicht offen, weil ich sie lieber an jemanden verschwendet habe, der sie nicht wollte. Das hat mich glückliche Lebenszeit gekostet und ich habe nur eine begrenzte Zeit auf dieser Welt, die ich niemals wieder damit verbringen werde, mich in meinem Unglück zu suhlen, sondern ich werde sie so effizient wie nur irgendwie möglich nutzen.