"Fremdgehen" ist in meinen Augen ein Wort, das den Sachverhalt nicht richtig beschreibt.
"Untreu sein" beschreibt es besser und beleuchtet die verschiedenen Facetten.
In erster Linie: Untreue gegenüber sich selbst. Was hat man sich dabei gedacht, als man eine Beziehung begann und warum ist diese Beziehung plötzlich anders, erscheint unter einem ganz anderen Blickwinkel, der einen alle ehemaligen Vorstellungen einfach vergessen lässt? Sich von diesen eigenen Prinzipien zu lösen ist schwer genug, diese gedankliche Untreue gegenüber sich selbst dann aber auch noch mit der Beleidigung der bisherigen Partnerin zu krönen, indem man innerhalb dieser Beziehung mit einer anderen Frau intim wird macht die Angelegenheit nicht einfacher.
Und das ist natürlich auch eine willkommene Entschuldigung für die eigene Trägheit, Stumpfheit, wie auch immer man das nennen will: man kann ja diese Prinzipien gar nicht aufgeben, weil man sich doch anderen Menschen gegenüber verpflichtet hat, müsste aber eigentlich von Grund auf alles umkrempeln?! Das erfordert Mut und auch einen reichlichen Neglect gegenüber der eigenen Vergangenheit.
Natürlich mag ich mir auch vorstellen, dass es die Lust des Augenblicks gibt, die Gelegenheit, die egoistischere Naturen einfach genießen lässt, ohne an Folgen zu denken, aber ich mag nicht glauben, dass das die Regel ist. Im Gegenteil: untreue Menschen machen es sich oft sehr schwer, vor allem mit sich.