Die Neigung...
Rebecca_W:
Empfindet ihr diesen Unterschied ebenfalls? SEht ihr das als Problem oder ist das gar nicht wichtig, wie die Ausgangsposition ist?
...macht meiner Meinung nach nicht den Unterschied, sondern die Haltung.
Ein BDSMler mag neigungsmäßig so auf die Erde kommen, oder schon vorher so gewesen sein, ohne Praxis ist das alles nix.
Wie soll man es nun aber anstellen an praktische Erfahrungen zu kommen?
Ganz einfach, denkt sich der Mann: man fragt jemanden der sich auskennt, ob man mal mitmachen und dabei lernen darf.
Als Gefragte weiß frau nun immer noch nicht, ob er ein 'Ausprobierer' ist oder einer, der diese Neigung schon ein Leben lang spürt, sie aber bislang unterdrückt hat. Das ist auch egal.
Die Frage ist doch: Warum schreibt er eine Frau an und versucht hartnäckig, sie zu überreden?
Es ist nicht dominant und auch nicht devot, einer fremden Frau Vorwürfe zu machen, weil sie die eigenen Wünsche nicht erfüllt. Es ist schlicht und ergreifend unsympathisch.
Auch mit einem Mann der viel Erfahrung hat, möchte ich mich nach so einem Start nicht mehr treffen.
So ein Verhalten ist respektlos.
Ein devoter Mann, der mich nicht respektiert möge sich nackt und frierend in die Ecke stellen und auf Erlösung durch eine andere Frau warten,
einem dominanten Mann, der mich nicht respektiert, werde ich mich sicher nicht vertrauensvoll hingeben.
Liebe TE,
ich verstehe deinen Denkansatz und ich glaube auch, dass es so ist wie du beschreibst, manche Menschen sind aus dem tiefen Inneren heraus BDSMler und andere eher so interessierte Zuschauer die auch mal 'n büsschn mitmachen. Vergleichbar mit Homosexualität - aber ebenso wie diese auch nicht klar abgegrenzt.
Es ist gut, wenn man benennen kann, was man fühlt, es ist gut, wenn man miteinander kommunizieren kann und es passende Begriffe gibt.
Trotzdem ist es nicht immer möglich, Grenzen zu ziehen.
Ab wann ist man drin, ab wann steht man draußen?
Für mich ist es nicht wichtig, ob und wieviel man etwas ist. Oder präziser: - für mich ist es wichtig, dass der Moment immer ehrlich gelebt wird.
Meine Sexualität ist sehr offen, erst vor Kurzem erklärte ich einer platonischen, homosexuellen Freundin, dass ich jetzt wohl nicht mehr bi bin sondern immer mehr hetero werde - und sie lachte mich an und meinte: 'das hört sich ja an wie ein Heten-coming-out', daraufhin haben wir gelacht und noch ein Glas Wein getrunken. Es gibt wichtigeres auf der Welt.
Ebenso ist es auch mit BDSM.
Rebecca_W:
Sie leben einfach nur ihre Art der Sexualität und erfahren häufig erst später, dass es den Begriff BDSM gibt. Grade die Generation, die in der Jugend noch kein Internet zur Verfügung hatte. Aber das ist auch gar nicht wichtig, wie man das Ganze benennt, sondern, was man fühlt. "Damals" hat man einfach gemacht und auch immer jemanden gefunden, der das eben mochte oder auch nicht.
BDSM war auch bei mir immer schon da, ich kannte keine Begriffe dafür.
Ohne Internet und auf dem Land war es nicht leicht an Informationen zu kommen, vor allem, wenn man nicht weiß, wonach man sucht.
Die Sexualität wollte entdeckt werden und der eine Freund, den ich vor mehr als dreißig Jahren dazu überreden konnte mich zu fesseln, schreckte dann zurück, als auch noch verbundene Augen und Knebel dazu kommen sollten. Trotzdem hatten wir jahrelang eine schöne Beziehung mit schönem Sex. Aber irgendwann warf er mir im Streit meine 'Perversität' vor, noch abstoßender als meine andauernde Geilheit...solche Erlebnisse veranlassten mich, meine Fantasien hübsch verborgen zu halten.
Was ich sagen will: 'damals' habe ich nicht einfach gemacht. Zeitweise habe ich mich geschämt, dann wieder gab es die trotzige Weigerung, sich zu schämen und es gab auch schöne Vanilla-Erlebnisse. Das Leben nahm seinen Lauf.
War ich/bin ich Neigungs-BDSMler oder nicht?
Geht mir echt am Arsch vorbei.
Bin ich homo oder bi oder nicht?
Komplett egal.
Mein Umgang mit Menschen ist respektvoll und gern leidenschaftlich.
Aus dem BDSM Modus steige ich wieder aus, auch VanillaSex bestimmt nicht mein ganzes Leben.
Und Sex findet vor allem zwischen Menschen statt,
es macht nur dann Spaß, einen Bottom zu quälen, wenn er mir Spaß macht und ein Top kriegt mich nur dann auf die Knie, wenn er mich innerlich miauen lässt - Und ich habe festgestellt, dass es wirklich ganz individuelle Entscheidungen sind und nichts mit der jeweiligen Erfahrung oder so zu tun haben.
Aber generell gibt es Menschen, die bei dem was sie tun mit dem Herzen dabei sind
und Menschen, die anderen nacheifern und auf Trends achten