Da sieht man wieder exakt das, was ich bereits vor ca.15 Seiten schrieb:
Gleiches Verhalten wird bei Männern und Frauen völlig unterschiedlich bewertet.
Der Mann ist dominant, lässt sich von anderen Männern nicht die Butter vom Brot nehmen und setzt sich durch, die Frau ist "stutenbissig". (Woher kommt dieser unsinnige Ausdruck überhaupt? Ich habe viele Jahre Pferde besessen und konnte nur beobachten, dass es ranghohe und rangniedrige, friedfertige und Giftspritzen beiderlei Geschlechts gab. -Genau wie bei Menschen.)
Was immer wieder ins Auge springt, ist, dass ein Teil der Männer scheinbar unbedingt "Belege" der eigenen Männlichkeit, ab von Chromosomen und Geschlechtsorganen braucht.
Die hier schreibende Gruppe ist sicher nur sehr begrenzt repräsentativ, aber einige scheinen unter einer latenten Angst zu leiden, nicht "richtig" männlich zu wirken und deshalb dringend klare Vorgaben für männlich und weiblich zu brauchen.
Diese obskure Angst vor Identitätsverlust durch zu wenig klar definierte Männlichkeit führt ja sogar dazu, dass die entsprechenden Kandidaten sich die Deutungshoheit darüber anmaßen, was "echte" und "richtige" Frauen und was "wirklich weiblich" ist.
Niemand sagt, dass das allgemeingültig ist, aber bei Frauen erlebe ich das viel seltener und ich begreife einfach nicht, was diesen Männern solche Angst macht, dass sie Frauen, die nicht in ihr Schema passen, derart feindselig gegenüberstehen.
"Die Emanzipation ist die Büchse der Pandorra. Frauen, die ihre Klischeerolle und konservative Idealbilder ablehnen sind frustrierte, hässliche Zicken, die herumkeifen, weil sie eh keinen Mann abbekommen..." (Ich warte nur noch darauf, dass jemand von gottgewollter Ordnung spricht...)
Ich bin ehrlich fassungslos darüber, wie oft hier -gerne hinter der Fassade -"Gentleman" und "alte Schule"- diese misogyne Scheiße auftaucht, sobald nur ganz zart an der Oberfläche gekrazt wird.
Ich bin eine Frau. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, bei allem, was ich denke und tue.
Das hängt nicht davon ab, ob andere mich generell oder situativ weiblich finden oder nicht und niemand muss mir attestieren, dass mein Denken oder Handeln "weiblich" ist.
Ich bin nun einmal zufällig eine Frau und bleibe das auch bei allem, was ich tue.
Warum fällt es einigen Männern scheinbar so schwer, das ähnlich zu betrachten?
Warum definieren sie sich so stark ausgerechnet über diesen einen Aspekt, der zufällig, keine, Leisung, absolut nicht individuell und nicht (lassen wird hormonbehandlungen und geschlechtsangleichende Operationen mal kurz außen vor) beeinflussbar ist?
Irgendwo auf den letzten Seiten tauchte hier sogar die Äußerung auf, "stolz, ein Mann zu sein".
Das ist m.E. ungefähr auf derselben Ebene des Unfugs, wie "stolz, ein Deutscher zu sein".
Stolz kann man auf Dinge sein, die man geleistet hat, nicht auf etwas, was einem von Schicksal zugelost wurde. Man kann froh darüber oder zufrieden damit sein, aber Stolz bedarf einer Leistung jenseits solch zufälliger Parameter.