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Geht’s hinter dem Horizont weiter?

Geht’s hinter dem Horizont weiter?
Liebe Joy Community,

das eigene Weltbild kann ja eine ganz interessante Eigendynamik entwickeln. Egal ob es eher eng oder recht weit gefasst ist, ein jeder hat so seinen Horizont.

Die heutige Frage an Euch ist eine ganz persönliche.

Gibt es am Ende des eigenen Weltbilds lebenswertes Leben und / oder liebenswerte Liebe?

Interessant sind Geschichten von „Reisenden“, die den Blick über ihren ganz persönlichen Tellerrand gewagt haben.

Was war Euer Tellerrand und was habt Ihr vorgefunden?

Was hat diese Erfahrung mit Eurem Weltbild gemacht und mit Eurem Leben und Liebesleben?

Uninteressant und daher unerwünscht sind Bewertungen von Beiträgen und Beitragenden.

*herz*lich
GreenEyes_love
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Bezogen auf mein Weltbild gibt es nichts, was nicht denkbar,nicht verstehbar oder nicht nachvollziehbar wäre. Wenn es an den Aspekt des für mich praktikablen geht existieren Einschränkungen die im wesentlichen mit dem gesetzlichen Rahmen oder den eigenen Fähigkeiten, identisch sind. Das jenige was jenseits meiner Fähigkeiten oder Wollens liegt, aber noch im gesetzlichen Rahmen ist für mich tolerabel.

Mein Weltbild ist also nicht erweiterbar.
Ich wollte schon immer wissen, wie es hinter dem Horizont aussieht, da hat sich bis heute nichts geändert.
Allerdings gibt es bei mir auch Mauern und Grenzen, hinter die ich gar nicht schauen möchte. Da bin ich konsequent.
Hinter dem Horizont geht es immer weiter und immer weiter. Manchmal habe ich nach ein paar Metern genug gesehen, manchmal treibt mich die Neugier weiter.
Ich kehre aber auch immer wieder gerne in die "heimatlichen" Gefilde zurück, die ja den meisten Menschen Sicherheit und Geborgenheit bedeuten. Man sollte allerdings nicht sein ganzes Leben lang in der sicheren Kuschelecke verbringen, sonst läuft das Leben spurlos an einem vorbei.
*****608 Mann
3.311 Beiträge
Ich habe kein bestimmtes Weltbild, ich schaue gerne über den Tellerrand hinaus. Hier und da bin ich sehr neugierig am gucken und auch am ausprobieren. Aber auch bei dem einen oder anderen bin ich mit Vorsicht am schauen. Andere Dinge machen mir Angst, wo ich meine dieser Angst muss ich mich stellen um anschließend festzustellen, alles gar nicht so schlimm.
Was mich treibt ist die Neugierde, neue Erfahrungen zu sammeln.
Es gibt aber auch Augenblicke, da brauche ich meine Ruhe, da brauche ich keinen Tellerrand.
Ich bin auch nicht getrieben, ich gehe da schon mit Köpfchen überall ran.
Ich entwickel mich auch immer weiter und somit verändert sich auch mein Weltbild.
Ich habe bestimmte Vorstellungen vom Leben, die von der Realität oft in Frage gestellt werden, dass ist gut so. Ist für mich ein Lernprozesses. Und lernen werde ich bis ans Ende meiner Tage.
**C Mann
12.713 Beiträge
...nachdem ich praktisch mein ganzes Leben entweder im Ausland verbracht habe oder tägliche internationale Kontakte pflege, ob geschäftlich oder privat. habe ich ein anderes Weltbild als Menschen, welche nie über ihr Umfeld hinaus gekommen sind oder höchstens mal Urlaub auf Malle gemacht haben.
Ich sehe vieles gelassener, weil ich die Hintergründe kenne und mir kann keiner erzählen, dass die Asianten oder die Araber so und so ticken. Natürlich ecke ich damit gelegentlich an, wenn ich die volkstümliche Meinung nicht teile... Ich finde es wichtig, dass vor allem junge Leute die Gelegenheit nutzen, über den Tellerrand zu klettern und selbst Erfahrungen mit der anderen Seite machen. Dann kann man denen auch nicht mehr erzählen, dass die Araber alle Kameltreiber und die Asiaten alle nur Reisfresser sind....
Mir war es stets wichtig ...
vor der Horizonterweiterung meinen eigenen Standort zu erforschen, woher ich eigentlich komme, was mich ausmacht, seine Wurzeln aufzusuchen, sei es geschichtlich, biografisch, religiös, philosophisch, kulturell. Und auch die Grenzen kennenzulernen. Die Welt mag über dem Horizont hinaus grenzenlos zu sein, aber innerhalb ihrer Grenzen ist sie auch schon spannend genug.
Dass es darüber hinaus geht, ist weniger eine Sache des Wissens, sondern eines grundsätzlichen Vertrauens. Wie es jenseits des eigenen Standortes und des Heimatplanten aussieht, weiß ich nicht, bis auf wenige Ahnungen ausgenommen. Grenzerfahrungen gehören selbstverständlich für einen grundsätzlich offenen Geist dazu, mehr bedeuten sie aber auch nicht. Vieles bewegt sich bei mir in den Grenzen der Vernunft, einiges in meinen Träumen, der Sehnsucht und Ahnungen. Die Irrationalität gehört ebenso zu mir. Ich bin auch aufgrund meiner Lebenshaltung Mystiker und Rationalist zugleich, und kann beides gut miteinander vereinbaren - um der Schönheit des Lebens willen.
Mein Weltbild sind Weltenbilder, und daher mehrdimensional.
*****lnd Mann
27.765 Beiträge
Oh ja
ich bin fest überzeugt, dass man den Hafen verlassen muss, um sich neue Horizonte zu erschließen. Allerdings hatte ich vor Jahren mal gewagt, dazu hier einen Thread zu eröffnen, in dem ich wegen der von mir genannten Beispiele derart von den im Hafen weiter dümpelnden Menschen angegriffen wurde, dass das Thema nach wenigen Seiten geschlossen werden musste.

Daher appeliere ich auch jetzt an Leser-innen, denen das alles nicht geheuer ist, einfach still zu lesen, statt aggressiv zu bezweifeln, was Andere wissen oder zu wissen glauben.

Mein Umgang mit den erweiterten Horizonten ergab sich, als mich eine Bekannte aus Studienzeiten (Disco-Bekannte aus Heidelberg, nun im Rheinland lebend) ausfindig machte und mich auf das im Studium über Hypnose Gelernte ansprach. Ihr zuliebe beschäftigte ich mich mit dem Thema Hypnose neu und dann immer ausführlicher, auch dort, wo zunächst mein eigener Horizont zu eng schien. Aber mein Ehrgeiz war erwacht- ja, und immer, wenn ich glaubte, nun genug entschlüsselt zu haben, stieß ich auf Neues, Unerklärbares. Nun wagte ich mich auch an einen Traum heran, den ich in völliger Klarheit circa 30 mal erlebt hatte. In diesem Traum wird ein Landser durch eine mittelalterlich geprägte Stadt gehetzt. Er kann in eine von zwei Kirchen am Ende der Straße flüchten, wähnt sich auf der Empore nach einer kleinen Weile geschützt, schaut hinter einem die Empore tragenden Pfeiler hervor, sieht noch ein Mündungsfeuer- AUS! Der zweite Teil des Traumes zeigt die verwaiste Verlobte in ihrem Schmerz mit einer Ansage in die Zukunft verbunden.

Eine Dokumentation des ZDF zeigte mir auf, wo der erste Teil des Traums stattfand. Zufälligerweise hatte ich aus dieser Stadt Bekannte. Einer von ihnen recherchierte vor Ort, traf noch auf einen Pater aus dem zur Kirche gehörenden Kloster, der als Zeitzeuge das Geschehen 1:1 bestätigen konnte.

Bis dato hatte ich vehement Reinkarnationsgedanken abgelehnt, aber nun begann ich mich intensiv damit auseinander zu setzen, mit Bekannten und mit mir selbst. Und was ich dabei, meist sehr dicht, erfuhr, löste manchmal Schaudern aber meist auch weitere Neugier aus. Und wenn man also meint, sein jetziges Sein aus vorhandenen Daten über Vorfahren gänzlich entschlüsseln zu können, könnte man sicht total verrennen.

Es gab natürlich auch andere Geschehnisse, die aufzeigten, dass dort, wo unser Hafendümpelhorizont zu Ende ist, viel mehr sein muss.

Auch der weiß es wohl- und sein Musical heißt so:


Seinen Horizont zu erweitern, ist eine einfache Sache: Sitzt man im Liegestuhl am Strand auf ungefähr 60 cm Höhe, dann ist der Horizont hinten am Meer knappe 3 km entfernt. Steht man jedoch auf und schaut zum Horizont, dann ist er ca. 4,5 km entfernt - so gelingt es durch einfaches Aufstehen seinen Horizont um ungefähr 1,5 km zu erweitern.

Aber wie kommt man hinter den Horizont, im übertragenen Sinn? In eine neue Welt, zu einem neuen Weltbild, zu einer neuen Weltsicht?
Trotz allem, was man genetisch mitbekommen, was einen geformt, geschult, geprägt und die Welt wahrnehmen und einschätzen gelernt hat?
Wie wird man ein anderer?

Dazu gibt es seit langem einen simplen Test, um sich der eigenen Begrenztheit klar zu werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Neun-Punkte-Problem

Hand aufs Herz, wer wäre denn auf die Lösung gekommen?

Aber der Griff von innen nach außen ist nur die eine Richtung. Es gibt auch den Griff von außen nach innen, der einen aus der eigenen Welt herausholen vermag (die zweifellos bequemere Variante:).
Krankheit, Lobotomie oder Tod wären praktikable Lösungen hierzu, allerdings auch furchtbar endgültige.

Und wie wär´s mit Liebe? Holt einen ein liebender Mensch nicht aus der eigenen Welt relativ schmerzfrei heraus? Macht uns zu anderen als wir davor waren? Entführt uns in seine Welt? Und das als Prozess, weil sich dessen Welt wandelt? Und ist die Welt ganz generell plötzlich eine andere als sie zuvor noch war? Nämlich schlicht schöner?

Also bei mir war´s so, ist es so.
*********ti_be Frau
790 Beiträge
Ich erweitere täglich
meinen Horizont. Ich habe beruflich sehr viel mit Menschen zu tun und ich begegne jedem ohne Vorurteile und ich lasse mich gerne auf neue Menschen ein. Manchmal, eigentlich ziemlich oft, ist das eine Bereicherung für mein Leben. Manchmal stelle ich fest - nö, muss ich nicht unbedingt mehr von haben. Aber ein festgefahrenes Weltbild fände ich ziemlich langweilig. Man entwickelt sich doch täglich und stetig weiter und somit auch das Weltbild. Und da gibt es viele Möglichkeiten. Egal, ob man viel reist oder oder nicht. Einfach mal auf Menschen wieder richtig einlassen.
Der Tritt in den Arsch
Ich geh felsenfest davon aus, dass das Leben jeden irgendwann einmal fest in den Arsch tritt und man dann genau an seine Horizont angelangt ist. Hier liegt es dann an jedem selbst weiterzugehen oder eben zurückzurudern.
Mein Arschtritt hat mir die Tür geöffnet, die allgemein als Spirituell bezeichnet wird. Und hat mir gezeigt, dass die Welt um uns teilweise eklatant anders verläuft,als man es uns in der Schule und in der Gesellschaft weiß machen will.
Das hatte sehr positive als auch negative Eigenschaften für mich. Insgesamt bin ich froh das ich über den Horizont springen durfte. Eröffnete es mir doch eine weit aus größe Welt in der intressante und wunderbare Menschen, Erfahrungen und "Wunder" auftauchten und auftauchen.
Und mir tuen die Luete leid, die sich selbst diese Erfahrungen verwehren. Auch wenn ich sie verstehen kann. War auch ich ein felsenfest rational denkender Mensch... bis mir eben das Leben mit Anlauf in den Arsch trat.
*********erker Mann
11.919 Beiträge
Man muss nicht immer in die Ferne schweifen...
und die Welt bereisen um seinen Horizont zu erweitern.
Man muss nur alle Sinne öffnen und seine Umwelt wahrnehmen... andere Meinungen und Ansichten begreifen und verarbeiten...
Wissbegierig und Neugierig sein, bis am Ende der eigene Horizont erreicht ist... ob es dann noch weitergeht...?
So unbeständig das Wasser so unbeständig der Horizont..........
Ich finde und fand es schon immer wichtig verschiedene Weltbilder, Horizonte, Lebensstile o.ä. zu erleben/erlebt zu haben um mir das ständige warum wieso weshalb zu beantworten.
Es hat mir gelehrt erstmal nicht zu bewerten und später mir eine Meinung dazu zu bilden, tempomäßig je nachdem inwiefern mich etwas interessiert natürlich.
Man muss auch nicht alles gut finden oder schlecht oder miteinander teilen aber es ist manchmal durchaus interessant welch andere Ansichten es gibt, auch wenn es manche gibt die eher schwer nachzuvollziehen sind weil jeder ja irgendwie ein gewisses Raster in sich hat, die Gedanken nicht nur Gedanken sind sondern seine Gewohnheiten zu "Stricken" werden.
Aber sowas macht ja den Menschen aus, dafür mag man ihn oder nicht bzw. führen Charaktere Menschen zusammen oder nicht und bleibt natürlich da wo man sich mit am wohlsten fühlt.
Ich höre, sehe und lese mir so ziemlich queerbeet alles mögliche an, um bei Interesse auch wirklich zu verstehen und verstehen zu wollen was mich denn da bewegt und frage frage frage dann........die berühmten Löcher im Bauch.
Ob man dann nur mit dem Kopf schüttelt oder begeistert ist entscheidet mit der Wellenlänge ob ich mit dem Menschen eine Zugfahrt beginnen möchte, Haltestelle unbekannt, jederzeit möglich wenn die Gleise wieder entgleisen.
Das sowas auch weh tun kann ist klar......aber so ist das Leben, man soll Reisende nicht aufhalten.......ich halte auch keinen auf........ständig im Wandel, bei dem einen mehr bei dem anderen weniger.
Wenn dann jemand sagt "Ich steh mitten im Leben" muss ich immer lachen......wie will er denn weiter kommen ? Wars das ? Also wenn der schon das Leben für sich abgeharkt hat......Ich hoffe ihr versteht wie das gemeint ist........
Seinen eigenen Maßstab zu verlassen kann auch Platz für neue Horizonte schaffen.
Das ist wie gesagt nicht immer einfach aber - hat mir schon so manches Brett vorm Kopf genommen wenn man es sich mal wieder komplizierter macht als es eigentlich ist.
Andere Sichtweisen, Aha-Effekte etc. eröffnen mir die Möglichkeit Teile in meinem Leben zu (ver)ändern. Gewisse Dinge sind wie Nahrung für mich, andere wie Gift, manche haben sich wie ein Puzzleteil eingefügt und einige Dinge haben sich weiter entwickelt oder dem Ast auch neue Zweige gegeben. So mal ganz universell.
Und darum ändert sich bei mir immer wieder mal was bei den Horizonten und Co.
*******n_HH Frau
5.825 Beiträge
Wo liegt mein Horizont?
Als ich mit 18 auszog, um meiner Mutter und der Welt das Fürchten zu lehren... meinte ich mein Horizont sei keine Grenze mehr. So wütend und (be)frei(t), wähnte ich mich.
Rückblickend war es mehr Ideologie, statt eine reine Herzensangelegenheit, denn "meine Weltoffenheit" war begründet von einem strengen Wertesystem (gute Menschen/ böse Menschen) und das Raster war sehr durchschaubar, meine Welt in Wirklichkeit sehr klein (philosophisch war sie natürlich irrsinnig groß *lach*).
Heute bin ich wesentlich offener, weil ich erkannt habe welche Stellung der innere Frieden, mit Blick auf meine Neugier, Offenheit und die Akzeptanz des Anderen hat. Tolerieren werde ich trotzdem nicht alles !
Ich habe einige Brüche in meiner Biographie, mit meinem Lebensumfeld und bin zufrieden mit allem was ich in/ vor/ hinter meinen temporären Horizonten mitgenommen habe.
Das hat meinen Horizont erweitert und ...es wird weiter gehen.
Wir haben alles im Griff. Sind die erfolgreichen Manager unseres Ichs sowie des Lebens. Sind stets offen, sind bereit zu wachsen, uns zu entwickeln, Grenzen zu überschreiten, Horizonte zu erweitern, schließlich besteht der geheiligte Zweck unserer Existenz darin, das Maximum herauszuholen - warum sollte die Selbstoptimierung beim Körper und im Fitnessstudio aufhören!?

Dennoch hat die TE, denke ich, mit Geschichten, die hinter dem Horizont beginnen und jenseits des gewohnten Weltbildes liegen, etwas anderes gemeint. Eben dort, wo nicht unser übersteigerter Individualismus die Welt einheimst und sich unser Ego aufbläht, sondern wo die Geschehnisse von uns Besitz ergreifen, ohne dass es unsere Absicht war, ohne dass wir viel steuern können und unser Ich ein anderes wird als es zuvor war.

Prosaisch würde ich es am Beispiel des Reisenden so ausdrücken:

Der Augenblick, wenn man nicht mehr weiß, wohin der Weg geht. Ob er zu der Frau zurückkehrt, der man am Vormittag begegnet ist und beim Small Talk hat fallen lassen, in welchem Hotel man abgestiegen ist. Die Frau, die man am Abend wiedersehen wird, ohne dass man es jedoch weiß, geplant und auch nur ins Auge gefasst hat. Wenn man nicht mehr weiß, ob man eigentlich schon wieder unterwegs ist auf seiner kurz unterbrochenen Reise. Der Augenblick, wenn man beim Einsteigen in die Öffis wie immer nach dem Koffer greifen will, der aber immer noch im Hotel am Fußende des Betts liegt, weil man sich nur kurz noch die Beine hat vertreten wollen. Vor dem Hotel mit dem Hotelzimmer, wo eben diese Frau jetzt schon auf einen wartet, um einem beim Eintreten entgegenzufliegen, nachdem sie an der Rezeption einfach verbotenermaßen den Zimmerschlüssel an sich genommen hat. Weil sie plötzlich in ihrem Leben hat alles stehen und liegen lassen und ins Hotel geeilt ist, weil sie fürchtete, alles sei schon zu spät ... Denn so ein flüchtiger Mann ohne Verpflichtungen, ohne Bindungen, mit einer Beschäftigung oder auch keiner, die ihr jedenfalls nicht bekannt ist und sie auch überhaupt nicht interessiert, wie alles was äußerlich mit dem flüchtigen Mann zusammenhängt, der buchstäblich von einem Augenblick zum nächsten verschwinden kann. Schließlich braucht er nur seinen einzigen Koffer mit seiner Vergangenheit zu packen und ist für immer weg. Außer ein Zauber hat ihn erfasst und hält ihn mit Geisterhand zurück, wie auch die Frau ein Zauber erfasst und sie mit Geisterhand zu ihm führt. Der Augenblick, wo Wissen und Nichtwissen über einen anderen pure Zeitverschwendung ist, weil nur der Augenblick zählt.
*****lnd Mann
27.765 Beiträge
Mein Lieblingsspruch
stammt von Kierkegaard und heißt "Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden". Oft öffnen sich entsprechend erst spät die Horizonte, wird klar, wozu etwas sein musste, um Anderes zu bewirken. Man erkennt, wie alles ineinander greift, einem großen Uhrwerk mit zahlreichen Rädchen, die es bewegen, vergleichbar. Im Tarot bedeutet die Karte Tod vorrangig Ende eines Geschehens oder Zeitraums, das die Tür zu einem neuen Abschnitt öffnet. Liebeskummer erhält so eine andere Bedeutung, als wenn man sich voll auf das Ende eintrauert. Es lohnt sich zuweilen, die wenn-dann -Bedingungen des Lebens nachzuvollziehen. Wir wissen nicht, wie es anders hätte sein können, wohl aber wird der Sinn erkennbar, warum etwas kam, wie es kam.
*****erl Frau
3.049 Beiträge
Es gibt Menschen, die sich auf ihren Horizont zubewegen, um ihn zu erweitern.
Andere haben schon Schwierigkeiten, über den eigenen Tellerrand zu blicken.
*****erl:
Andere haben schon Schwierigkeiten, über den eigenen Tellerrand zu blicken.

Es gibt aber auch Leute, die permanent über den Tellerrand schauen, ohne jemals den Teller in voller Schönheit und Größe erkannt zu haben.

Deshalb bin ich auch bei der ganzen Horizont-Erweiterung etwas skeptisch. Natürlich kann man hinter jeden Horizont immer neues entdecken, aber wie hoch ist die Chance einer echten Bereicherung, wenn man schon das eigene Umfeld nur stark voreingenommen sieht?
wenn man schon das eigene Umfeld nur stark voreingenommen sieht?

Muss man denn sein Umfeld verlassen, um seinen Horizont zu erweitern? Fällt nicht auch eine andere Perspektive einnehmen darunter?
*****lnd Mann
27.765 Beiträge
Ganz und gar nicht
muss man sein Umfeld aus den Augen verlieren, aber manches wird prägnanter im Abgleich zwischen Umfeld und neuen Erfahrungen gesehen. Ich habe auch nicht meinen angestammten Glauben verlassen, obwohl sehr viele neue Einsichten ihn relativieren. Gar nicht in Frage kommt für mich, im Sinn meiner Horizonterweiterung zu missionieren. Das muss jede-r für sich selbst tun, zu neuen Horizonten zu gelangen. Auch dabei denke ich immer an Lessings Ringparabel in Nathan der Weise. Niemand weiß wirklich, wer die Wahrheit besitzt. Und ich kann nicht wissen, ob neue Horizonte mir nicht eine Fata Morgana vorgaukeln.
Es gibt
… von den alten Griechen, den sog. Vorsokratikern, eine schöne Anekdote, die diesen Zwiespalt von Horizonterweiterung und Bodenhaftung illustriert.

Thales von Milet und die thrakische Magd

Als der Philosoph beim Gehen die Sterne betrachtete, achtete er nicht mehr auf seinen Weg und fiel kopfüber in einen Brunnen.

Das beobachtete eine thrakische Magd, die hell auflachte und spottete: Er beobachtet die Sterne am Himmel und sieht nicht auf vor ihm liegt.

Es ist komisch. Die Magd, als Bild für einen einfachen Menschen, scheint mit ihrem Lachen und ihrem ironischem Kommentar zum Geschehen Recht zu haben. Der Philosoph, der in den Brunnen fällt, weil er den Himmel beobachtet, wird zu einer lächerlichen Figur, wie all die Träumer, Idealisten, Fantasten, Denker der Geschichten, die scheinbar immer wieder in den Brunnen fallen und also vorderhändig scheitern.

Das Lachen der Realisten, Pragmatiker, Positivisten, Naturalisten, Bodenhaftenden scheint berechtigt.


Aber wie sähe unsere Welt aus, wenn alle nur ihren Blick am Boden haben für einen sicheren nächsten Schritt in der Befürchtung, dass die Gefahr eines Brunnen größer ist als der Blick in eine andere Wirklichkeit.


Dieser Zweispalt der Erkenntnis durchzieht seither die gesamte Philosophie- und Menschheitsgeschichte.
Niemand weiß wirklich, wer die Wahrheit besitzt. Und ich kann nicht wissen, ob neue Horizonte mir nicht eine Fata Morgana vorgaukeln.


*hm* Ich denke jeder besitzt seine eigene Wahrheit, ebenso wie man auch in seiner eigenen Realität lebt. Diese kann ebenso bereits eine Illusion sein.
@ Clairvaux

Daher halte ich es gerne wie der großartige Herr Grebe...

„Ich bin immer auf dem Teppich geblieben, doch mein Teppich, der kann fliegen“
*********_love:
Ich bin immer auf dem Teppich geblieben, doch mein Teppich, der kann fliegen“

Dazu hat der bekannte Gert Scobel ein aufschlussreiche Zeitanalyse geschrieben:

Der fliegende Teppich - eine Diagnose der Moderne, Fischer-Verlag 2017.

Wir sind bodenlose, schwebende Existenzen im Raum der Freiheit auf dem Teppich.
Fernab von jeder Theoriegeschichte (Plato ist mit dem Theatet ein Vorsokratiker? Okeeeee ...) frage ich mich quasi als schmunzelnder thrakischer Knecht, was passieren muss, damit jemand seine Persönlichkeit, zumindest auch nur einige Features, ändert?
Denn ein anderer Blick auf die Welt, eine Positionsverschiebung, ein Hin- und Hertheoriesieren bringt da gar nichts - Erfahrungen müssen her; nicht wenige behaupten, Schmerzen müssen dazu her wie bei jeder Geburt, um die Haltung zur Welt zu ändern, den Horizont zu sprengen und ein neues Weltbild zu generieren.
Insofern kann man nur mit Lübke fordern: "Ihr müsst mehr Brunnen bauen!"
Die moderne Zivilisation zeichnet sich nur leider dadurch aus, dass alles kanalisiert wird ....:)
Niemand behauptet, dass Plato ein Vorsokratiker war. Thales von Milet zählt zu diesen.
Soviel zur philosophiegeschichtlichen Einordnung.

*******yme:
Denn ein anderer Blick auf die Welt, eine Positionsverschiebung, ein Hin- und Hertheoriesieren bringt da gar nichts - Erfahrungen müssen her; nicht wenige behaupten, Schmerzen müssen dazu her wie bei jeder Geburt, um die Haltung zur Welt zu ändern, den Horizont zu sprengen und ein neues Weltbild zu generieren.
Insofern kann man nur mit Lübke fordern: "Ihr müsst mehr Brunnen bauen!"
Die moderne Zivilisation zeichnet sich nur leider dadurch aus, dass alles kanalisiert wird ....:)


Mehr Brunnen bauen - ein Pragmatiker würde sicherlich zustimmen, dass die Welt mehr Brunnen braucht, 1. wegen der flächendeckenden Wasserversorgung, 2. damit mehr "Theoretiker", die lästigen kleinen Geniden, die in und über den Horizont schauen und den Blick der anderen stören, darin verschwinden.


Erfahrungen bringen dagegen auch nichts, wenn sie im Brunnen bleiben, d.h. subjektiv verbraucht werden oder gar noch schnell - wie so oft - und voreingenommen verallgemeinert werden, ohne reflektierende Grundlage der "Lebenstheoretiker" (nicht zu verwechseln mit dem Lebensmittelchemiker).


Alles wird kanalisiert? Wirklich? Ich dachte mehr bei Thales an Renaturierung.
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