Es kann auch durch eine Bevorzugung allein zu einer Ungerechtigkeit kommen. Wenn ich das auf ein anderes Beispiel übertrage wird es deutlicher: Wenn es zwei Personen gibt und ich einer Person einfach so Geld gebe und der anderen nicht, dann habe ich die Person, der ich kein Geld gegeben habe, schlecht behandelt, indem ich ihr kein Geld gegeben habe, aber der anderen schon, ich habe also durch eine Bevorzugung einer Person die andere schlecht behandelt. Inwieweit so etwas bei der Attraktivität und bei der Partnerwahl eine Rolle spielt, weiß ich nicht, aber ich denke, da könnte etwas dran sein, dazu muss ich mir aber mehr Gedanken machen.
Hier wird allerdings etwas deutlicher, aber auf eine andere Art, als du beabsichtigt hast. Allein der Umstand, dass du die Vergabe von Zuneigung in Vergleich bringst mit der Vergabe einer Sache, und dazu Geld, lässt tief blicken. Aber gut, bleiben wir in deinem Beispiel. Du gibst also einer Person Geld und der anderen nicht und gehst davon aus, dass das eine Bevorzugung der einen bzw. eine Herabstufung der anderen begründet. Wie
@****yn schon geschrieben hat, stimmt das nicht. Zunächst einmal deswegen, weil du davon ausgehst, dass es automatisch einen Vorteil darstellt, wenn du der einen Person Geld gibst. Vielleicht will sie dein Geld aber gar nicht, vielleicht braucht sie es auch nicht? Und selbst wenn, dann ist es dein Geld und du kannst damit machen und es geben, was und wem du willst. Für denjenigen, der es nicht bekommt, ändert sich
nichts. Er hatte es vorher nicht und jetzt auch nicht - eine Herabstufung findet nicht statt. Du nimmst ja nicht ihm das Geld und gibst es dem anderen oder wedelst ihm damit vor der Nase rum, versprichst es ihm und brichst dein Versprechen, etc. Wenn er sich dadurch herabgestuft fühlt, weil er weiß, dass du es jemand anderem gegeben hast, dann ist das sein Problem, wenn auch eines, das menschlich nachvollziehbar ist. Es
fühlt sich eben so an, als würde einem etwas verweigert oder ein anderer begünstigt, aber nur dann, wenn man glaubt, man habe einen Anspruch darauf.
Und diesen Anspruch gibt es einfach nicht. Du siehst das Problem beim Gebenden, weil er nicht allen gleich gibt oder jemanden aus bestimmten Gründen nichts geben will. Und ehrlich gesagt macht es den Eindruck, als würdest du verlangen, dass er jedem gleichermaßen geben soll und sprichst ihm damit das fundamentale Recht darauf ab, nach eigenen Wünschen und Gutdünken eine Wahl zu treffen. Das ist ein Punkt in deiner Argumentationskette, mit dem ich unter anderem ein Problem habe. Aber wie gesagt, der Vergleich mit dem Geld hinkt, und zwar gewaltig. Meine Zuneigung ist kein beliebig nachreproduzierbares und durch Tausch und Handel generierbares Wertesymbol.
Aber: Da gibt es noch eine weitere Art, jemanden attraktiv zufinden: Nämlich eine abwertende: Wenn ich eine dicke Person oder mit sehr heller Hautfarbe (Albino) oder jemanden mit Down-Syndrom nicht attraktiv finde, dann stufe ich diese Person ab, nicht (nur) weil man nicht meinen Ansprüchen genügt, sondern weil diese Person eine Eigenschaft hat, die ich als abstoßend empfinde. Diese Person wird sogesehen für mich zu einem Menschen "2. Klasse". Ich kann immer noch nett zu der Person sein, sie wertschätzen, doch ich würde mit meiner Wertschätzung niemals so weit gehen, dass ich diese Person als einen Partner betrachte bzw. Sex mit diesem Menschen haben will, da diese Person eine abstoßende Eigenschaft hat.
Zudem denke ich auch, dass Menschen bei Personen, die sie unattraktiv finden, denken könnten, dass diese Person "nicht würdig ist, ein Partner zu sein" bzw. "es nicht verdient hat, mit einem Sex zu haben". Das ist also eine sehr arrogante Haltung, die ziemlich versteckt ist, die doch bei vielen Menschen auftauchen kann, auch unbewusst. Das ist nicht fair und ich denke es wäre wichtig herauszufinden, wie man solche Gedanken bei verschiedenen Menschen - aber auch bei sich - erkennen kann.
Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass die von dir im Beispiel angeführten Menschen es brauchen, von mir und allen anderen attraktiv gefunden zu werden, da sie sonst herabgestuft und damit nicht vollwertig wären, nach deinem Verständniss. Mit Verlaub,
das wäre in meinen Augen eine recht arrogante Haltung, egozentrisch dazu, da alles nur in Relation zur eigenen Handlung und Sichtweise betrachtet wird. Niemand braucht die Zuneigung von jemand anderem, um ein ganzer Mensch zu sein. Findest du denn alle Menschen gleich attraktiv? Und was ist, wenn eine Person, die Interesse an dir hat eine oder mehrer Eigenschaften mitbringt, die dir nicht gefallen? Gehst du dann trotzdem mit ihr ins Bett? Und wenn ja, warum?
Und wie kommst du darauf, dass es arrogant sein sollte, wenn jemand beispielsweise nicht mit dir schlafen will, völlig Wurst weswegen? Du unterstellst dazu, dass jemand einen nicht als 'würdig' empfinden würde, oder es jemand nicht 'verdient hat, mit einem Sex zu haben', sollte sich die Person dazu entscheiden, beispielsweise nicht mit dir schlafen zu wollen. Allein das Vokabular! Und wieder: Zu sagen, dass eine Person arrogant wäre, wenn sie beispielsweise nicht mit dir ins Bett gehen wöllte, das wäre tatsächlich arrogant. Und auch sehr viel mimimi.