*********_Mann:
Ist es in Ordnung, jemanden Anhand von bestimmten (äußerlichen, also körperlichen) Kriterien schön zu finden?
Ja. Wo kommen wir denn hin, wenn wir ein schlechtes Gewissen haben, weil uns bestimmte Merkmale einfach gefallen?
*********_Mann:
Wenn man bestimmte Kriterien festlegt (ob bewusst oder unbewusst, z.B. durch Triebe) wen man attraktiv findet, benachteiligt man dann nicht andere Menschen, die nicht diesen Kritierien entsprechen?
Nein. Inwiefern werden Menschen benachteiligt, die man nicht schön findet? Willst du ihnen irgendwelche Rechte wegnehmen? Ihnen in irgendeiner Weise Schaden zufügen? Glaubst du, nur weil du sie nicht schön findest, minimiert das ihre Chance, einen Partner zu finden oder glücklich zu sein? Bei 82 Millionen in Deutschland lebenden Menschen, 7 Milliarden Menschen weltweit?
Mal ehrlich: Hält man sich selbst nicht fälschlicherweise für enorm wichtig, wenn man glaubt, man könne jemandes Leben zerstören, nur weil man selbst ihn nicht attraktiv findet?
*********_Mann:
Wenn man zum Beispiel eine Frau nur dann attraktiv findet, wenn sie dünn ist, ist es dann nicht unfair gegenüber Frauen, die nicht dünn sind?
Und was ist mit Eigenschaften, die man nicht selber zu verschulden hat, z.B. die Körpergröße? Wen man jemanden ab einer bestimmten Größe attraktiv findet, ist es dann nicht unfair gegenüber den Menschen, die kleiner als diese bestimmte Wunschgröße sind? Vor Allem, da man selber nichts für seine Körpergröße kann, da es biologisch determiniert ist, man hat es also nicht selbst zu verschulden.
Warum sollte das in irgendeiner Weise unfair sein?
Es ist unfair, Menschen anhand von Zufällen der Natur zu entrechten. Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied zwischen der Grundlage, alle Menschen als Individuum zu respektieren, und davon auszugehen, dass ihre
Performance gleich ist.
Ersteres bezieht sich auf das Individuum als Mensch, völlig frei von subjektiver Wertung. Jeder Mensch besitzt Rechte, jeder Mensch besitzt Würde.
Letzeres bezieht sich allerdings auf den Lebensauftritt eines Menschen. Und der Auftritt, die Leistung, ist nicht gleich. Unfair wäre es, wenn man mich zwingen würde, gegen meine eigenen Interessen zu handeln. Wenn man mir ein schlechtes Gewissen einreden würde, weil ich für mich Menschen für Sex, Beziehung, Freundschaft wähle und das anhand von Kriterien, die mir wichtig sind. Wenn man von mir verlangen würde, meine Prioritäten zu ändern, Abstriche in meinem eigenen Leben zu machen, nur damit ich irgendjemandes Gefühle nicht verletze.
Abgesehen davon: Wird ein Mensch wirklich glücklich, weil er aus Mitleid "erwählt" wird? Was gäbe mir das für ein Gefühl, wenn mich jemand nicht will, weil er mich toll findet, sondern um "gerecht" zu sein? Diese Art von falscher Zuneigung kann sich mir gegenüber jeder bitte schenken, denn ich fühle mich nicht geschmeichelt, wenn mich jemand "gnädigerweise" nimmt, obwohl er mich gar nicht toll findet. Ich will nicht, dass mich jemand nimmt, obwohl er mich nicht attraktiv findet. Das ist nicht schmeichelhaft. Das ist respektlos, denn die Botschaft lautet: Ich bin auf jemandes Mitleid angewiesen, um Liebe zu bekommen.
Unterschiedlich zu sein gibt Menschen die Motivation und die Chance, das Beste aus sich zu machen. Ein sehr kleiner Mann hat die Gelegenheit, dieses "Defizit" mit anderen Eigenschaften völlig auszubooten, sodass es niemanden mehr interessiert, dass er klein ist. Wenn wir uns zu jedem hingezogen fühlen sollen, obwohl wir ihn nicht attraktiv finden, gibt das Menschen eine Ausrede, sich nicht mehr anzustrengen. Dass "schöne" Menschen es automatisch leichter hätten, ist ohnehin ein absoluter Trugschluss.
*********_Mann:
Und ist es dann wirklich in Ordnung Menschen anhand bestimmter äußerer Kriterien schön zufinden und andere Menschen hässlich? Niemand möchte doch von einem anderen Menschen als unattraktiv empfunden werden, ist es dann in Ordnung einen Menschen an sich unattraktiv zu finden?
Ja, das ist alles in Ordnung. Das heißt doch nicht automatisch, dass man diesen Menschen als minderwertig betrachtet. Man findet ihn optisch nur einfach nicht attraktiv. Menschen anhand ihres Äußeren wie Dreck zu behandeln, DAS ist ein Problem. Menschen anhand ihres Äußeren nicht attraktiv zu finden, ist KEIN Problem. Geschmäcker sind unterschiedlich.
Wenn mich jemand unattraktiv findet, ist das eben so. Ich kann doch nicht erwarten, dass mich jeder attraktiv findet. Natürlich ist das ein Dilemma, wenn ich mich für jemanden interessiere, derjenige mich aber nicht attraktiv findet. Das sticht erstmal. Aber genauso wie er Kriterien hat, nach denen er wählt, habe ich ja auch Kriterien, nach denen ich wähle. Und ich kann mich doch nicht über Oberflächlichkeit beschweren, wenn ich bei jemandem aus dem Raster falle, wenn ich selbst vielleicht genauso oberflächlich wähle.
Zudem flaut mein Interesse ziemlich schnell ab, wenn ich erstmal festgestellt habe, dass sich jemand nicht für mich interessiert. Warum sollte ich Ressourcen an jemanden verschwenden, der mich nicht will? Warum lege ich Wert darauf, dass mich jemand will, obwohl er mich ganz offensichtlich nicht will?
*********_Mann:
Stuft man einen Menschen durch das Festlegen von bestimmten morphologischen (also äußeren, körperlichen) Kriterien nicht ab auf das Level einer Maschine, wird der Mensch dadurch nicht entmenschlicht? Wird der Mensch nicht zu einem Objekt gemacht - das meinte zum Beispiel Immanuel Kant.
Es geht also nicht mehr um den Menschen an sich, sondern dass der Partner ein "Roboter" oder eine Art "Spielzeug" ist, der bestimmte äußerliche Kriterien erfüllt, man sieht also nicht in das Innere eines Menschen.
Das ist doch ziemlich weit hergeholt. Menschen haben nunmal einen Körper. Menschen haben aber auch einen Sinn für individuelle Schönheit. Und Menschen streben danach, ein glückliches Leben zu führen, zusammen mit Menschen, mit deren Wertvorstellungen sie konform gehen. Unglück in seinem Leben zu akzeptieren, ja, es geradezu herauszufordern, indem man sich etwas oder jemandem hingibt, für das man keine Liebe, keine Bewunderung, keine Begeisterung empfindet, ist ein Paradebeispiel dafür, seinen eigenen Selbstwert mit Füßen zu treten.
Zudem verachte ich Kant. Ganz ehrlich. Der Mann hat die Philosophie gänzlich von der Vernunft getrennt, gedachte dem Menschen nur ein begrenztes Bewusstsein zu und hat großen Wert darauf gelegt, menschliche Interaktionen und die Realität schwammig zu mystifizieren. Zudem legte er die Selbstaufopferung als moralische Pflicht fest und behauptete, dass eine Handlung nur dann Wert besitze, wenn sie selbstlos ist - wenn der Akteur kein Verlangen danach hat, sondern sie rein aus einem Pflichtgefühl gegenüber anderen tätigt.
Wer Kants Philosophie akzeptiert, der verdient sie auch.
*********_Mann:
Wenn man jemanden also anhand bestimmter äußerlicher Kritierien schön findet und sich die Partnerwahl anhand dessen richtet, fokussiert man sich nicht auf das Innere des Menschen und somit auch nicht an den Menschen an sich. Man mag also den Partner deswegen, weil er bestimmte äußerliche Merkmale erfüllt, nicht wegen seinem inneren Wert. Ist das aber in Ordnung?
Mal abgesehen davon, dass ich persönlich noch niemanden kennengelernt habe, der seine Partner wirklich
ausschließlich nach dem Äußeren wählt und sie selbst dann noch bei sich behält, wenn sie unausstehliche Idioten sind, ist doch jeder seines eigenen Glückes Schmied. Ich kenne durchaus oberflächliche Menschen, die nur einen bestimmten "Typ" haben, oder nach den immer gleichen, sehr strengen optischen Merkmalen auswählen, oder vom Äußeren aufs Innere schließen. Bei keinem von denen hielten Beziehungen sonderlich lange. Die meisten haben sogar Probleme damit, einen Partner zu finden.
Auch hier: Die Werte, die man im Leben hat, sind genau die, die man verdient. Wer nur Wert auf das Äußere legt, hat es auch nicht anders verdient, wenn ihm genau das zum Verhängnis wird. Warum sollte ich mich darüber aufregen?
Und wenn er damit glücklich wird - gut für ihn! Dann hat er für sich und sein Leben alles richtig gemacht.
*********_Mann:
Ist es also in Ordnung, wenn man andere Menschen unattraktiv findet und den Partner anhand äußerlicher Kriterien wählt, aber nicht deshalb weil sie oder er ein besonderer Mensch ist bzw. wegen dem Menschen an sich?
Ja, das ist in Ordnung. Jemand, der seine Partner nur nach dem Äußeren wählt (wie gesagt: DAS kenne ich wirklich nicht. Ich kenne es nur, dass jemand seine Partner
auch nach dem Äußeren wählt, oder das Äußere nur die Eintrittskarte ist, aber kein Garant für einen dauerhaften Aufenthalt), der passt eben nicht zu mir, weil ich damit nichts anfangen kann. Und gerade weil so jemand nicht zu mir passt, ist es mir auch total egal, ob er mich nun attraktiv findet oder nicht.
*********_Mann:
Und wie soll man sich verhalten, wenn jemand einen nicht attraktiv findet?
Das ist halt so. Blöd natürlich, wenn man denjenigen toll findet, weil man dann schon auch will, dass derjenige einen toll findet. Aber wenn dem nicht so ist - schade. Aber da gehen die Wertvorstellungen ja auch ganz offensichtlich auseinander und man würde ohnehin nicht zueinander passen. Ist also kein Drama.
*********_Mann:
Man könnte meinen, dass die Äußerlichkeit nicht so eine wichtige Priorität bei der Auswahl des Partners hat, aber das denke ich nicht. Ich meine sogar, dass das Aussehen eines der wichtigsten Kriterien ist, einen Partner zu wählen. Aber stimmt das wirklich? Und wie viele Menschen ziehen andere Eigenschaften am Partner (wie z.B. nett sein) vor und zwar so, dass das Äußere in den Hintergrund rückt?
Ich bin so ein Mensch, der andere nur attraktiv finden kann, wenn mich der Charakter anzieht. Und ich mag nette Menschen. Sehr sogar. Ich weiß aber durchaus, dass die Art, wie ich Menschen für mich auswähle, nicht der Norm entspricht und für die meisten das Aussehen mindestens genauso wichtig ist, wie der Charakter. Ich bin weder besser, noch schlechter als die anderen. Jeder wählt, was ihm wichtig ist. Jeder hat das
Recht dazu, das zu wählen, was er für sich selbst am Besten erachtet. Übernimmt er sich bei seinen Auswahlkriterien, wird er die Konsequenzen schon merken.
*********_Mann:
Kann man dann überhaupt jemanden auf eine faire Weise attraktiv finden? Wenn ja, wie?
Nein. Und darum darf es auch nicht gehen. Diese Art, Menschen "gleichzumachen", zerstört ihre Individualität, ihre Identität.
Wenn ich Menschen nicht attraktiv finde, dann aus gutem Grund. Wenn ich Menschen nicht mag, dann aus gutem Grund. Der Grund mag für andere nicht gut sein, aber für MICH ist er es. Ich bin niemandem etwas schuldig, außer mir selbst.
*********_Mann:
Gibt es auch eine Hierarchie "der Schönen und Hässlichen", bei der bestimmte Menschen von den meisten Menschen als attraktiv angesehen werden, weiter unten sind Menschen, die von weniger Menschen als attraktiv angesehen werden bis hin zu den Menschen, die von den meisten Menschen als unattraktiv angesehen werden? Und wenn es so eine Hierarchie gibt, ist es ok diese Hierarchie aufrecht zu erhalten, in dem man auch dabei mitmacht Menschen in die Skala von "sehr attraktiv" bis "sehr unattraktiv" zu unterteilen?
Ich denke, diese Hierarchie gibt es, aber sie unterscheidet sich auch von Region zu Region (Schönheit hat auch kulturelle Hintergründe). Die Sache ist, dass solche Hierarchien dann wirklich nur Gruppentendenzen zeigen und in der Interaktion mit Individuen einfach keinerlei Bedeutung mehr haben.
Diese Bewertungssystem sind mir allerdings zu blöd, weil ich einfach sehr schlecht darin bin, optische Attraktivität einzuordnen. Zumindest für mich selbst. Ich gehe in der Regel davon aus, wie andere denjenigen bewerten würden, denn wenn ich selbst nicht mehr sehe als das Äußere und das in einer neutralen Pose, mit neutralen Gesichtszügen, ist dieser Mensch für mich genau das: Ein Neutrum. Ich kann ihn schlichtweg nicht bewerten.
Anders sieht es aus, wenn er ein Lächeln hat, das mir gefällt, eine Körperhaltung einnimmt, die mir gefällt, etc.
*********_Mann:
Ich weiß, dass ich das niemals unterstützen könnte, da mir Gerechtigkeit
Ich sehe in deinen Bemühungen keine Gerechtigkeit, sondern den Versuch der Gleichmacherei. Menschen sind aber nicht gleich. Sie sind nicht gleich attraktiv oder unattraktiv. Sie sind alle unterschiedlich. Diese Individualität anzuerkennen halte ich für wichtig. Und ich halte es für wichtig, dass man Attraktivität nicht mit "besserer Mensch" verwechselt, oder Unattraktivität mit "schlechterer Mensch". Ich kann jemanden unattraktiv finden, bzw nicht anziehend, und ihn dennoch wahnsinnig gern haben. Ich kann ihn nicht anziehend finden und ihn dennoch warmherzig behandeln. Ich kann jemanden sogar absolut abstoßend finden und ihn trotzdem mit aller Würde und Respekt behandeln, die er als Mensch verdient hat.
*********_Mann:
Und ich will mich lieber darauf fokussieren, wie Menschen innerlich aussehen, ob es Ihnen zum Beipiel gut geht und wie man ihnen helfen kann, wenn es einem nicht gut geht.
Dann mach das - niemand hält dich auf.