@*******vet. Ihr lebt Eure Freiheit einvernehmlich oder tretet ihr eure Gefühle auch mit Füßen?
Wenn mit "Gefühle mit Füßen treten" gemeint ist, so zu leben, wie es den eigenen Bedürfnissen entspricht, auch wenn einer von uns mal nicht vollständig einverstanden ist, dann treten wir uns gegenseitig ständig auf die Füße. Nur haben wir es dann nicht so mit Fremdvorwürfen, sondern mehr mit Selbstfürsorge. Denn meistens liegt es nicht an den Entscheidungen des Partners, wenn ich verletzt bin, sondern daran, dass meine Vorstellungen einer Überprüfung unterzogen gehören. Diese Verletzungen passieren nämlich immer nur dann, wenn einer von uns meint, der andere müsse gemäß dem eigenen Bedürfnis seine Entscheidungen gefälligst aber auch zu treffen haben.
Vergleichbar war es, als ich meine Zweitbeziehung fröhlich ins Drama führte, weil ich nicht rechtzeitig zu meinen Bedürfnissen stand und meinen Mund gehalten hatte. Mein Mann war Leidtragender, weil er mein Gejammer ertragen musste. Er hätte es zu gerne gesehen, wenn ich umgehend konsequent die destruktive Kiste beendet hätte. Habe ich aber nicht, ich habe erst einmal weiter gehofft und gelitten. Doch der Point of no return war längst überschritten. Ich habe gemacht, was ich wollte. Ob es ihm gefiel oder nicht.
Anders herum hatte er eine Zweitbeziehung, uh, ging für mich gar nicht. Da muss ich durch, weil: seine Entscheidung und seine Glückseeligkeit. Das hielt dann auch nicht lange. Nicht wegen mir, sondern weil meine Intution als Außenstehende da klarer gesehen hat, wie umgekehrt auch.
Manchmal muss man den anderen auch mal sein Ding machen lassen, ohne sein Einverständnis zu geben. Und das aushalten, was dann an Gefühlen da ist. die Dinge regulieren sich nämlich von ganz alleine, dann ist zu viel Drama einfach deplaziert.
Wir Polys reden da von so Dingen wie Selbstfürsorge, Raum geben, Gefühle zulassen können und die Persönlichkeit des Partners nicht verbiegen wollen, weil wir alle erwachsene Menschen sind, die ihren Weg suchen bzw. gehen. Das tut manchmal weh, klar. Manchmal fühlt es sich hart und fiese an, wenn der andere tut, was er gerade möchte, anstatt aus falscher Rücksicht einem Ideal zuliebe für die Einhaltung der Regeln zu kämpfen, die dieses Ideal verkörpern. Manchmal hat der, der tut was er will, auch schlechte Gefühle deshalb. Diese Ruhe, wie in monogamen Beziehungen, basiert dort nicht darauf, bloß niemandem auf die Füße zu treten oder mit ihnen, sondern das schwächste Glied sorgt für die meisten Turbulenzen, also die Person, die am schlechtesten für sich selbst sorgen kann. Und die Liebenden, die am besten für sich selbst sorgen können, stützen und stärken das Netzwerk. Das ist dann das Ding, andere nicht für die eigenen Gefühle ständig verantwortlich zu machen.
Bedürfnisse, die sich melden, gehören dabei freilich ausgesprochen, egal ob deshalb jemand angefressen sein wird. Dann kann man schauen, wie man was am besten Regeln kann, viel Hilfe zur Selbsthilfe, wenn derjenige das möchte, nur lösen und Entscheidungen treffen kann nur derjenige das, der konkret davon betroffen ist.
Und ich meine, eine gute monogame Beziehung funktioniert im Kern ganz genauso. Alles andere wäre eine Verlagerung der Verantwortung für die Gefühle des Partners. Woraus Verstrickungen entstehen, die nach vielen Jahren eingefahrener Ruhe dann mal so eskalieren können wie hier. Einer hat Bedürfnisse, die gegen das Wir stehen, der Partner fühlt sich verraten und verkauft und beginnt um seine Rechte zu kämpfen und ist ganz verzweifelt. Das findet seinen Ausdruck in dem Spruch: "Du liebst mich nicht mehr, wenn du DAS willst und durchziehst." In Wahrheit, weil der Partner das nicht will, er es auch will, sich aber verkneift, es nicht darf und so weiter. Und eigentlich ist es höchst egozentrisch dem Partner diesen Vorwurf zu machen, ihn nicht mehr zu lieben. Ehrlicher wäre: "Hey, Du blöde Ziege, funktioniere gefäligst wieder so, wie ich mich geliebt fühle und höre auf, so einen Scheiß zu machen, der mich Angst und Bange werden lässt und mich so wütend macht, weil ich mir auch meine heimlichen Fantasien verkniffen habe, dir zu Liebe übrigens, und jetzt dankst Du es mir SO? Rebellion!"
Das ist aber natürlich nur meine Erfahrung und meine Realität, andere Menschen können das ganz anders empfinden und sehen, das ist mir bewusst. Ich habe das nämlich früher auch mal anders gesehen, allerdings aufgrund von Konditionierungen was "man so macht und gefälligst nicht".
Der liebe TE hat jetzt so viele verschiedene Perpektiven gelesen, dem ist bestimmt schon ganz schwindelig geworden.
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