Monogame Liebesweise auf Selbstwert- und Kontrollprobleme zu reduzieren ist mir zu eindimensional und auch einfach falsch.
Das kann auch eine ganz andere Motivation haben. Ruhe zum Beispiel.
Ach komm, die Ruhe hat man ganz fantastisch, wenn der Partner ab und an nicht Zuhause ist und man die Bude alleine für sich hat.
Die Ruhe der Monogamen betrifft die Themen Kontrolle und Selbstwert nun einmal in dem Augenblick, wo der Partner diese Vorstellung von Monogamie nicht mehr teilen möchte. Egal weshalb. Denn wer macht sich in dem Moment selbst ver-rückt? Doch der, der die stringenten Wertvorstellungen besitzt und sie dem Partner überstülpen möchte, um eben emotional Ruhe zu haben. Ich will monogam leben, also musst Du gefälligst monogam bleiben, weil ich sonst aus meiner Ruhe komme, weil DU falsch bist, wenn Du meine Wünsche nciht teilst...
Angeblich konstruieren wir Menschen uns die Realität so hin, wie sie uns gefällt. Dann kann man sich es doch hinkonstruieren und glücklich sein, wenn die Partnerin mal das eine oder andere sexuell und beziehugstechnisch für sich herausfinden möchte. Denn nervös macht man sich nur selbst mit den eigenen inneren Glaubenssätzen und Wertvorstellungen. Mir hat nämlich vor wenigen Wochen gerade so eine radikale Konstruktivistin erklären wollen, dass alle Realität nur ganz subjektiv eingebildet ist, auch alles Leiden, man muss nur das Positive sehen, dann fühlt sich auch alles wieder ganz toll an und man ist glücklich. Ja, ist ein bisschen ironisch gemeint, weil ich gerade den Eindruck habe, Monogamie ist das einzig Richtige, alles andere schrecklich falsch und wer nicht mehr monogam leben möchte, der Teufel in Person.
Positives geschieht gerade ganz viel. Sie ist sehr lieb zu ihm, der Sex wird aufgepeppt und ist großartig, raus aus der Routine, hinein ins Leben, einfach mal den Staub von den alten Talaren wischen und gucken, was da noch so kommt im Leben. Sich bewusst werden, den anderen Menschen sehr zu lieben, was ist daran verkehrt oder kann verletzen?
Mir kommt es so vor, dass sie sich total verrannt hat.
Mir kommt es so vor, als wenn sie ganz genau weiß, dass ihr Partner von ihr erwartet monogam zu sein und sie sich mit einem Hilfeschrei in dieses Treffen stürzt, um den Druck loszuwerden, die diese partnerschaftlichen Vorstellungen auf sie ausüben. Gerade, wenn man um Anfang bis Mitte 40 ist, zieht man Bilanz, gerade wenn man den geliebten Partner nicht verletzen will, obwohl Monogamie auch Monotonie ins Leben bringt, neben der schönen Ruhe, das noch nicht alles gewesen sein kann, bringt das ein heilloses Durcheinander mit sich. Eins weiß sie aber sicher: so wie bisher möchte sie nicht weitermachen. Sie möchte Veränderung, auch eigene sexuelle Erlebnisse haben, wo er ihr mit seinen Wertvorstellungen natürlich arg im Weg steht und die vollständige Trennung droht.
Wer wäre da nicht durch den Wind, zu wissen, dass wenn man die eigene Bedürfnisse nun nicht lebenslang bis zum Sarg unterdrücken will, den geliebten Menschen gehen lassen muss, weil der nicht mitgehen will. Diese Unsicherheit ist nicht einseitig, sondern beidseitig. Genau deshalb versucht sie ihm doch zu zeigen, dass er nicht unwichtig ist oder weniger geliebt wird, nur weil es da noch jemanden anderen geben könnte.
Ich sehe die Ängste auf beiden Seiten. Nur wer streng monogam leben will, gibt dem anderen keinen Raum, diese Bedürfnisse zu erfüllen, außer heimlich oder sie lebenslang zu unterdrücken. Dem Monogamen wird jedoch nicht befohlen, sich andere Frauen suchen zu müssen, der darf ja einseitig monogam bleiben. Ich finde, da kann man auch ohne Therapeuten, die auch zumeist monogam gestrickt sind und die Therapie entsprechend beeinflussen werden, sich einfach mal überlegen, warum man dem Partner seins nicht gönnen will, wenn man selbst doch eh nur einen Menschen für sich braucht, der ja nicht häufiger weg sein wird, als wenn er ein neues Hobby anfängt.
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