Tatjana, Candide
Dominanzgedanke, Dominanzsymbolik, Dominanzgeste das sind sehr unterschiedliche Dinge, die man nicht einfach durcheinanderwerfen kann, ohne die eigene Argumentation in Frage zu stellen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Tiere sich beim Deckakt darüber Gedanken machen, oder über Einvernehmlichkeiten reflektieren. Wer ihnen zuschaut, sieht ein Spiel widerstreitender Instinkte. Der Interpretationsspielraum ist sehr groß, da wir nicht einmal sagen können, was ein anderer Mensch tatsächlich sieht oder empfindet, wenn man über die Farbe Rot spricht.
Der Mensch funktioniert zunächst einmal genauso, es sei denn man würde die vergleichende Verhaltensforschung und die Evolutionstheorie für blanken Unfug halten. Aber er unterliegt zusätzlich kulturellen Vorgaben und Prägungen seiner Lebenserfahrungen, sowie den Gegebenheiten des gerade aktuellen Umfelds (z.B. der Partner oder Zuschauer). Darüber hinaus kann er sein eigenes Verhalten und Empfinden reflektieren und auf dieser Basis in einem gewissen Maße steuern. Und dann kann er auch noch seine Reflektion zur Kenntnis nehmen, oder auch nicht, bewußt oder unbewußt. Die Sache ist komplex.
Das ändert aber für mich nichts daran, daß die biologische Basis ebenso wie kulturelle und andere Einflüsse nicht einfach verschwinden, nur weil sie nicht in unser Bewußtsein gelangen, oder wir sie aus guten oder schlechten Gründen nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
Daß die einvernehmliche Entscheidung zur Unterwerfung und Herrschaft ein freier Willensakt sein kann, würde ich bestätigen. Daß daraus dann ein hirarchiefreies Verhältnis entsteht, halte ich trotz weit verbreiteter Meinung, für eine Illussion. Mit Ausnahme von Gefangenen aller Art begeben sich die meisten Sklaven freiwillig in die Sklaverei, wie Kant schon feststellte - aus Bequemlichkeit und Feigheit. Oder aus Lust würde ich nicht nur mit Blick auf das BDSM hinzufügen.