Hey Kailyn,
da du meinen Beitrag so gnadenlos auseinandergepflückt hast, will ich mal darauf eingehen.
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Hast du das Gefühl, sie ist deine Seelenverwandte, aber sie ist gerade an dir vorbeigelaufen? Dann drehe dich um, lauf ihr ein paar Meter hinterher und sprech sie an, bevor sie weg ist.
Wer das Gefühl hat, ich sei seine Seelenverwandte, nur weil ich an ihm vorbeigelaufen bin, der spreche mich bitte NICHT an. Das ist creepy. Derjenige kennt mich doch gar nicht, also immer langsam.
Überspitzte Formulierungen und Sarkasmus online zum Ausdruck zu bringen, ist schwierig. Habe ich leider schon oft gemerkt und nichts dazugelernt.
Das Wort "Seelenverwandte" war nicht bierernst gemeint, sondern sollte nur verdeutlichen "Wenn der Mann die Frau so attraktiv findet, dann soll er ihr halt hinterherlaufen, wenn es denn sein muss". Ich bin auch einer Frau letztens hinterher. Halt ein paar Meter. Ich habe ihr ein Kompliment zu ihrer Erscheinung gemacht, da sie sehr auffällig und anders gekleidet war als ihre Umgebung. Ich fand sie attraktiv.
Das war alles überhaupt kein Problem. Sie hat gesagt, sie hat einen Freund. Ob das stimmt oder nicht, hinterfrage ich dann nicht groß. Es heißt für mich dann meist: Entweder hat sie einen Freund oder sie hat kein Interesse und sagt das durch die Blume. Das ist dann auch in Ordnung.
Das war jetzt auch nicht meine Seelenverwandte. Wie gesagt, das Wort ist ein Witzchen gewesen.
****yn:
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Anzuerkennen, dass die Frau eben sehr oft in eine Bedrohungssituation gerät
Das, glaube ich, stimmt so nicht. Bezogen auf das Individuum gerät Frau höchst selten in Bedrohungssituationen und statistisch gesehen sind die häufigsten Gewaltopfer von Männern andere Männer. Bei weitem!
Frauen werden häufiger Opfer sexueller Übergriffe, aber insgesamt leben Männer schon deutlich gefährlicher. Ich finde es nicht gut, wenn der subjektive Eindruck entsteht, hinter jedem Busch lauere ein Triebtäter und Frau könne sich nur noch mit Taser auf die Straße trauen.
Das ist mir alles durchaus bewusst. Die Frau interessiert sich aber nicht dafür, ob ich als Mann mit einem anderen Mann aneinandergeraten könnte, wenn ich sie anspreche. Sie interessiert es, ob ich jemand sein könnte, der IHR möglicherweise gefährlich werden könnte.
Du siehst dich selbst nicht in der Opferrolle. Ich finde das toll, ja sogar fantastisch!
Aber das trifft längst nicht auf alle Frauen zu! Wer die Mainstreammedien und Social Media verfolgt, sieht ganz genau, in welche Richtung die Diskussion derzeit geht.
Und du hast sicherlich auch den einen oder anderen Beitrag hier gelesen, der in eine andere Richtung geht.
Was die Bedrohungssituation angeht, ist es absolut der Fall, dass Männer öfter Gewalt durch andere Männer erfahren.
Frauen jedoch werden viel zu oft Opfer sexueller Gewalt. Das muss ich als Mann einfach als Realität akzeptieren. Und ich habe dann die Wahl, wie ich mit der Situation umgehen kann. Zum Beispiel kann ich mich darum bemühen, mich achtsamer (sozial angemessener) in bestimmten Situationen zu verhalten. Ich kann zumindest versuchen, der Frau das Gefühl zu geben, dass man sich in einem sozialen Rahmen bewegt, der in Ordnung ist und dass von mir keine Bedrohung ausgeht. Vertrauen aufbauen.
****yn:
******ing:
Allerdings laufen viele Frauen mit Handy vor dem Gesicht und Kopfhörer in den Ohren durch die Straße. Meist sieht die Frau einen Mann also gar nicht. Sie kann demnach auch gar keine Signale senden, weil sie gar nicht merkt, dass der Mann überhaupt da ist. Man könnte also versuchen, auf sich aufmerksam machen. Und sich dann miteinander unterhalten.
Ich trage Kopfhörer, damit mich niemand anspricht. Ich höre brüllend laut Musik, damit ich das auch gar nicht erst mitkriege. Sobald ich am Handy bin oder Kopfhörer trage, ist das buchstäblich eine Mittelfingergeste: Lasst mich in Ruhe. Wer da den Schneid hat, mich anzusprechen, läuft Gefahr, dass er mich instant nervt, obwohl ich grundsätzlich Fremden gegenüber extrem freundlich bin.
Bitte. Dann bist du eben unfreundlich. Er kannte das Risiko. Und falls nicht, lernt er draus. Wenn jemand auf keinen Fall angesprochen werden will, sendest du sicherlich deutlichere Körpersignale aus, unabhängig davon, wie laut du Musik hörst.
Ich sage zwar, dass es immer in Ordnung ist, eine Frau anzusprechen. Dass heißt aber nicht, dass es immer sinnvoll ist. Denn manchmal passt es einfach auch nicht. Fertig.
Und? Wirst du angesprochen, wenn du das so handhabst?
****yn:
Ich finde es insgesamt ein bisschen merkwürdig, die Frau zum scheuen, hilflosen Reh herunterzureden, auf die man immer achtgeben muss, damit sie sich nicht bedroht fühlt. Mit Situationen, in denen ich mich ernsthaft bedroht fühle, kann ich gut umgehen, denn das sind Situationen, in denen ich laut und auch handgreiflich werde und es darauf anlege, dass die ganze Welt das gerade mitbekommt.
Ich fühle mich aber nicht bedroht, nur weil ein Mann anwesend ist, oder mich anspricht. Und ich finde auch, dass Männer nicht unbedingt die Schiene fahren sollten, sich von vornherein deeskalierend zu verhalten, denn zu existieren oder jemanden anzusprechen macht einen Mann nicht zur Bedrohung. Du lieber Himmel, Frauen und Männer sind doch keine Antagonisten.
Schön, dass du das so siehst. Sag das aber bitte bloß nicht zu laut (oder bitte noch viel lauter!). Denn egal wie sehr ich deine Ansichten teile und schätze, es gibt mittlerweile genügend Frauen, die das vollkommen anders sehen und dir aufgrund solcher Aussagen "internalisierten Sexismus" unterstellen.
Ich weiß nicht, ob du Nachrichten liest oder guckst, aber es dürfte einem relativ schwerfallen, nicht darauf aufmerksam zu werden, dass wir uns in einem forcierten Kulturwandel befinden. Die Gesellschaft gibt den Rahmen vor, in dem interagiert werden kann.
Frauen sagen, sie fühlen sich bedroht oder wir leben in einer "Rape Culture". Die Medien reden von "toxic masculinity", dem "unterdrückenden Patriarchat", von "heterosexuellen, weißen Männern", die Minderheiten unterdrücken und an allem Schuld sind, was schlecht ist auf dieser Welt.
Floppt ein Film an den Kinokassen oder bekommt der "Falsche" den Oscar, sind es die Frauenhasser, die daran Schuld sind.
Die Wenigen, die auch nur etwas Kritik an der derzeitigen Massenhysterie äußern, werden als Sexisten und "ewig Gestrige" gebranntmarkt, die sich nichts sehnlicher zurückwünschen als die "unterwürfige Frau, die den Mann bekocht und die Klappe hält". Darüber hinaus ist man auch gleich noch jemand, der Vergewaltigungen bagatellisiert und sexuelle Übergriffe verteidigt.
Und da es oft "weiße, heterosexuelle Männer" sind, die sich kritisch äußern, wird ihre Meinung ohnehin lediglich als der Versuch gewertet, ihre "Vormachtstellung" unter allen Umständen zu bewahren. (So die Medien und der Dritte Welle Feminismus)
Ich muss für mich selbst auch Konsequenzen in Betracht ziehen, die ich als überzogen betrachte. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass sein Gegenüber dieselben Ansichten vertritt wie man selbst. Vielleicht sieht sich mein Gegenüber als Opfer. Als Spielball von Männern.
Manche Frauen fühlen sich wegen einer ganze Menge Dinge bedroht, erdniedrigt, unterdrückt oder angegriffen. Dinge, die mit mir als Mensch mitunter gar nichts zu tun haben.
Es gibt bereits Männer, die angezeigt worden sind, nur weil sie eine Frau angesprochen haben. Das ist nicht der Normalfall, aber es ist Teil dieser Realität.
Das hält mich nicht davon ab, eine Frau anzusprechen. Aber es gibt bereits größere Männerbewegungen, die gar nicht mehr alleine mit einer Frau in einem Raum sein wollen - weder bei der Arbeit noch privat - aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen. Weil jedes Kompliment als sexuelle Belästigung gewertet werden könnte und sich einige Frauen aktiv darum bemühen, die Karriere des Mannes zu zerstören. Und das bisweilen sehr erfolgreich. Oder Aufgrund von falschen Anschuldigungen, unbeholfenen Anmachversuchen oder dummen Witzen ihren Job, ihr Ansehen in der Gesellschaft, ihre Familie, ihr Geld, ALLES zu verlieren.
Und auf der anderen Seite gibt es eine zu hohe Vergewaltigungsrate mit einer ebenfalls zu hohen Dunkelziffer. Das Problem ist, dass viele Vergewaltigungen schwer nachweisbar sind, aufgrund der Tatsache, dass Mann und Frau meist alleine bei der Tat sind und am Ende Aussage gegen Aussage steht. Dann folgen noch Opferstigmatisierung und die Angst, mit jemandem darüber zu sprechen, nach Hilfe zu suchen, die Angst, nicht ernst genommen zu werden, Schuldgefühle und Scham, etc.
Das alles ist ein Fass ohne Boden. Und die Gesellschaft steht gerade vor einer großen gesellschaftlichen Spaltung. In den USA und Kanada ist es besonders stark. Aber es findet auch in Europa statt.
Ich persönlich habe das lange Zeit verfolgt, möchte mich aber wieder auf das Positive im Leben konzentrieren. Ich vermeide Clickbaitartikel von Medien, die ihr Geld nur noch damit verdienen, Männer und Frauen gegeneinander aufzubringen. Die Mainstreammedien brechen gerade zusammen. Da wird mit allen Mitteln gearbeitet, um noch etwas Quote zu machen.
Ich gehe lieber wieder auf die Straße und spreche persönlich mit Menschen. Und es gibt dort immer wieder Leute, die sich sehr darüber freuen, angesprochen zu werden. Natürlich gibt es auch Menschen, die irritiert sind. Logisch. Mit manchen unterhält man sich auch nur kurz und merkt, dass man nicht so richtig warm miteinander wird. Und jede dieser Interaktionen ist völlig in Ordnung.
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******ing:
Mal eine andere Frage: Wie oft seid ihr einfach an einer Person vorbeigelaufen, die ihr als interessant oder attraktiv empfunden habt.
Noch nie. Ich empfinde Menschen auf den ersten Blick nicht als interessant oder attraktiv. Fremde sind für mich größtenteils Neutren. Aufmerksam werde ich meist auf Kleidungsstücke und Accessoires, hinter denen ich eine bestimmte Attitüde vermute. Reicht aber in der Regel nicht, um mich ernsthaft zu interessieren. Schon gar nicht, um das Gefühl zu haben, da stünde jetzt mein "Seelenverwandter" vor mir, den ich unbedingt ansprechen muss.
Dachte ich mir schon. Das ist aber, glaube ich, schon einer der größeren Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer sind stark visuell veranlagt (sagt die Wissenschaft und ich), wenn es darum geht, eine Frau als attraktiv einzustufen. Mann sieht sich die Frau an und denkt "Die finde ich attraktiv!"
Bei der Frau ist es vermutlich vor allem das Verhalten des Mannes, welches sie als attraktiv oder unattraktiv empfindet. Die Frau sieht sich den Mann an und denkt "mal schauen, wie er sich verhält".
Und Anziehung ensteht oft erst in der Interaktion miteinander. Ich schreibe häufig Interaktion, weil Körpersprache ein großer Teil des Ganzen ist. Es ist sogar wichtiger
wie etwas gesagt wird als der
Inhalt des Gesprächs. Genauso wie ein Lächeln nicht nur ein Lächeln ist und ein Blick nicht nur ein Blick. Es gibt unterschiedliche Arten, sich nonverbal auszudrücken.
So... auch auf die Gefahr hin, danach öffentlich gesteinigt, ausgepeitscht und gevierteilt zu werden, drücke ich mal "Antwort speichern".