Soweit ich mich erinnern kann, wurde ich auf der Straße noch nicht gezielt nach einem Date oder meiner Nummer gefragt.
Mir ist bewusst, dass das vielleicht seltsam oder unrealistisch klingt aber ich sage es wie es ist: ich spreche fast täglich Frauen auf der Straße an.
Nicht weil ich ein cooler Typ bin oder ein super Aufreißer. Es diente anfangs vordergründig der Angstbewältigung.
Lasst mich das ein wenig weiter ausführen:
Die meiste Zeit meines Lebens hatte ich panische Angst Menschen anzusprechen.
Rückblickend erinnere ich mich, dass ich schon als Kind Panik hatte Brötchen zu kaufen.
Man könnte sich ja bei dem kleinen Satz „Ich hätte gerne 10 Brötchen, bitte.“ versprechen!
Oder man müsste den Satz nochmal wiederholen, weil man ihn zu leise gesagt hat und würde sich DANN versprechen…
Oder die Brötchen sind schon ausverkauft und man müsste sich dann für andere entscheiden und das kostet wieder Zeit und man müsste mehr als einen Satz sprechen, den man sich vorher nicht sorgfältig im Geiste griffbereit ausgebreitet hat…
Leider haben sich solche und ähnliche Denkmuster bis ins Erwachsenenalter verfestigt und weiterentwickelt.
Dadurch fiel es mir immer schwer Frauen anzusprechen.
Sie könnte ja schon vergeben sein. Womöglich bin nicht ihr Typ. Wahrscheinlich will sie nicht angesprochen werden, weil sie müde ist und...blah blah blah
Irgendwas habe ich mir immer ausgedacht um meine Angst zu rechtfertigen.
Es dauerte, bis ich mir bewusst wurde, wie destruktiv sich solche Muster auf mein Leben auswirkten.
Als es dann endlich „Klick“ machte, war ich wie besessen diese Strukturen in positive Bahnen zu lenken.
Ich setzte mir zwei Ziele, die ich jeden Tag erreichen wollte:
1. Spreche die erste Frau die dir begegnet an, egal was sie gerade macht, mit wem sie zusammen ist. Keine Ausnahmen!
2. Spreche eine Frau an, die du sympathisch findest.
Was soll ich sagen? Es war ein Desaster!
Ich stotterte rum, bekam Körbe ohne Ende, manche liefen sogar vor mir weg.
Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht getasert oder mir Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden ist.
Es war einfach zu viel Wollen und zu wenig Können bei meinem Vorhaben.
Schnellvorlauftaste, da ich merke, dass ich vom Thema abkomme:
Nach den ganzen Körben, arbeitete ich an mir und an allem was vor dem Ansprechen alles stimmen sollte, wenn ich ein bestimmtes Ziel (Telefonnummer, Date, Sex) erreichen möchte.
Jetzt ist es so, dass es für mich natürlich ist (sogar selbstverständlich), dass ich Frauen anspreche, die mir gefallen.
Klar, gibt es immer noch Körbe aber die schmerzen nicht mehr. Ich nehme es mit Humor und freue mich auf die nächste Gelegenheit.
Zudem ist es oft so, dass das Gespräch mit einem Lächeln auf beiden Seiten endet.
Alleine deshalb, lohnt es sich Frauen anzusprechen.
Man kann einfach nichts dabei verlieren.