Ärzte sollten sich als Unternehmer (Dienstleister) sehen, tun sie aber leider nicht. Sie übersehen auch, dass wir Patienten zahlenden "Kunden" sind, allerdings werden Kassenpatienten eher wie Bittsteller behandelt. Da Privatpatienten ihre Rechnungen selbst bezahlen und bei ihnen oft höhere Sätze abgerechnet werden können, werden sie auch besser behandelt. Doch auch Kassenpatienten "bezahlen", wenn auch durch ihre Krankenkasse. Und solange das Gesundheitssystem so krankt und ein Arzt für einen Kassenpatienten nur € 34,00 - € 44,00 pro Quartal abrechnen darf bzw. diesen Betrag von der Krankenkasse gezahlt bekommt, wird er sich kaum länger mit einem solchen Patienten beschäftigen, denn sonst zahlt er als Arzt drauf. Da bleibt keine Zeit für lange Gespräche oder ausführliche Untersuchungen.
Wir hatten bislang zwar fast immer Glück mit unseren Ärzten, sind allerdings auch fast nie krank (Gott sei Dank), allerdings lassen wir uns unprofessionelles Verhalten von Ärzten auch nicht mehr gefallen. Bislang haben wir damit Erfolg, oder wir wechseln den Arzt.
Auch mir ist es schon passiert, dass ich fast gestorben wäre an einer Fehlgeburt, während meine damalige Frauenärztin nur meinte, das sei eine Blutung. Die Notärtin wollte gar nicht kommen, als ich morgens fast verblutend auf der Toilette saß, so hat mein Mann mich ins Krankenhaus gebracht, und die sind dort bei meinem Anblick fast umgefallen. Ich wurde auf eine Trage gelegt, bekam Infusionen und wurde sofort notoperiert.
Als ich mit meinen Zwillingstöchtern schwanger war, wurde mir in der 21. Woche bei einer Routineuntersuchung (Vorbereitung für die Geburt dort) von einer Ärztin im Krankenhaus kundgetan, dass ich ja wohl nicht erwarten dürfte, "in meinem Alter" (ich war 32!) noch gesunde Kinder zu bekommen. Dann wurde mir vorgeschlagen, meine eine Tochter mit einer Spritze ins Herz abzutöten und die andere leben zu lassen, aber ob diese das dann überleben würde, sei nicht gewiss! Und das nur, weil der eine Zwilling etwas kleiner als der andere war und die Ärztin irgendwelche Auffälligkeiten im Gehirn bemerkt haben wollte. Was für ein Einfühlungvermögen! Ist nicht ein gewisses Maß an psychologischer Ausbildung Pflicht während des Medizinstudiums?
Mein Mann und ich haben die Ärztin sowas von rund gemacht und ich bin Türen knallend dort raus ... Am nächsten Tag stand ich bei meiner Frauenärztin in der Tür, schilderte ihr, was mir passiert war, und sie war völlig entsetzt! Sie rief sofort einen befreundete Arzt an, der dort in diesem Krankenhaus auf der Station Oberarzt gewesen war und inzwischen seine eigene FA-Praxis hat, ich bin dort am nächsten Tag zur Untersuchung hin (mit Doppler-Ultraschall usw.) und siehe da - es war alles in Ordnung!
Ein Vierteljahr später allerdings wurde meine eine Tochter in meinem Bauch nicht mehr genug versorgt, und ich musste 8 Wochen vor dem Termin in die Klinik - und zwar genau in das Krankenhaus! Der o.a. Arzt meinte, sie seien dort die Besten, er würde dort anrufen und dafür sorgen, dass ich dort "anständig" behandelt würde. Was er auch tat, ich bin dann auch in das Krankenhaus, war auch alles in Ordnung dort, allerdings hat mein Mann sich gleich am ersten Tag dort jene gewisse Ärztin gegriffen und ihr sehr deutlich gemacht, dass wir uns eine derartige Behandlung nicht nochmals gefallen ließen ... Und siehe da, Madame le docteur war ausgesprochen freundlich und zuvorkommend ... Sogar der FA. kam noch vorbei und hat nach mir gesehen. Da wusste Madame dann, voran sie war.
Es lief dann auch alles Weitere reibungslos, nur kam eines Tages eine andere Ärztin zu mir und meinte, ich solle doch mal meinen Zigarettenkonsum überdenken!?!?!?!? Wie???? Ich rauchte nicht und werde das auch nie tun ... Ich empfahl ihr, ein großes "NR" auf meine Akte zu malen, da ich Nichtraucherin sei ... Da die meisten Frauen dort mit vorzeitigen Wehen lagen und rauchten, dachte sie wohl, ich täte das auch.
Bei der Entbindung hat dann allerdings die PDA nicht richtig gewirkt und ich habe mitbekommen, wir sie mir den Bauch aufgeschnitten haben (Arzt: "Das kann aber gar nicht sein!" - Ich: Nach Luft schnappend, rot anlaufend, keuchend ... - Arzt: "Sofort Vollnarkose!").
Nach der Entbindung wurde bei mir eine Lungenentzündung diagnostiziert, der "Herr Internist" wollte ständig vorbeikommen und ich sollte auf ihn warten und nicht zu meinen Kindern gehen, doch wer nicht kam, war - der Herr Internist. Wir haben den Krankenschwestern dann klipp und klar gesagt, er wisse ja, wo er uns erreichen könne, wir gingen jetzt zu unseren Kindern und würden hier nicht unnütz auf jemanden warten, der nicht käme. Ich habe den Internisten die ganzen 10 Tage nach der Entbindung nicht zu Gesicht bekommen, der Herr ist nie erschienen, ich bin dann nach Hause und habe mich anschließend von einem Lungenfacharzt durchchecken lassen. Es war aber alles soweit wieder in Orndung, denn Medikamente hatte ich in der Klinik ja immerhin bekommen ... auch ohne den Herrn Internisten.
Ich habe diese Missstände meiner FA. geschildert und sie war schlichtweg entsetzt, allerdings ist uns bislang so etwas nicht wieder passiert. (In den USA wäre ich jetzt eine reiche Frau, wenn ich die Klinik verklagt hätte ... )
Inzwischen lassen wir uns auch lange Wartezeiten und schlechte Behandlung durch Ärzte nicht mehr gefallen, und wir fahren ganz gut damit, dass wir uns höflich, aber bestimmt beschweren.
Doch unsere jetztigen Ärzte sind gut und wir haben keinen Grund zur Beschwerde.
Wir haben auch schon Erfahrungen mit Ärzten im Ausland gemacht, da meine Familie dort lebt, und dort waren die Ärzte durchweg freundlicher, hatten mehr Zeit und waren auch sehr viel einfühlsamer. Die Behandlung und die Aufmerksamkeit, die mein Vater, als er im Sterben lag, und auch wir bekamen, hätten wir hier in Deutschland so nicht erfahren!
Leider können die deutschen Ärzte bei unserem derzeitigen Gesundheitssystem nicht viel Zeit und Geld in Patienten investieren, doch bei der Ausbildung, der Verantwortung und der Menge an Arbeit, die ein Arzt heute oft leisten muss, sollte er eigentlich auch "anständig" verdienen, und das tun viele Ärzte nicht mehr.
Daher muss es schnell gehen und genügend Zeit für den Patienten bleibt keine mehr, und für eine gründliche Anamnese oder längere Gespräche oft auch nicht. Doch so kann eine erfolgreiche Behandlung ja gar nicht gewährleistet werden! Das hat dann aber wenig mit Inkompetenz zu tun, obgleich einige Ärzte das scheinbar sind.
LG, Thova (w)