Ich vermisse bei Ärzten
vor allem sehr häufig die sogenannten Soft Skills, in diesem Fall die Fähigkeit, sich auf das Gegenüber menschlich einzustellen.
Das Problem ist, dass die westliche Medizin vor allem eine Apparate- und Chemiemedizin ist. Sie arbeitet fern vom Menschen als Individuum und entsprechend müssen wohl im Studium auch die Schwerpunkte gelegt werden.
Anders kann ich mir manche Erlebnisse nicht erklären.
Beispiel 1: ich war eine Risikoschwangere, von Anfang an. Dementsprechend besorgt und ängstlich war ich. Nun gibt es ja diese magische Schallgrenze von 12 Wochen. In den ersten 12 Wochen ist das Risiko einer Fehlgeburt besonders hoch, danach sinkt es deutlich ab. Ich nun also total erleichtert und stolz in der 14. Woche zum Arzt, sage wie erleichtert ich bin dass ich die 12 Wochen überstanden habe und der Typ? Erzählt mir eine Horrorstory von einer Patientin die er gerade hat, deren Kind wäre in der 14. Woche im Bauch abgestorben und sie hätte es gar nicht bemerkt. Vor so was wäre man nie sicher, da könne immer was schief gehen...
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Das war nicht der einzige Lapsus dieser Art, den der Arzt sich mit mir geleistet hat. Erst als ich ihm deutlich gesagt habe dass ich an seinen Stories von behinderten oder tot geborenen Babys nicht interessiert bin und ihm sagte, dass ich seit Tagen Albträume hätte davon, hielt er sich zurück. Allerdings mit der Bemerkung: "Naja, wenn Sie auch SO sensibel sind..."
Ich habe den Arzt gewechselt.
Ein anderer Fall: ein Kardiologe diagnostiziert bei mir ein Herzproblem. Eines, das mich den Rest meines Lebens begleiten wird. Es ist - zumindest im Moment - nicht dramatisch, aber mit so einer Nachricht muss man ja erst mal fertig werden. Nun wurde bei diesem Herzproblem in bestimmten Situationen lange die prophylaktische Einnahme von Medikamenten propagiert. Ich hatte dazu etwas gelesen und habe ihn danach gefragt. Folgender Dialog entstand:
"Was meinen Sie denn dazu? Halten Sie diese Prophylaxe für notwendig?"
"Jaaa, also es gibt da neue Richtlinien, nach denen macht man das jetzt heute nicht mehr. Jedenfalls nicht in Ihrem Fall."
"Hm. Das klingt nicht als wäre das auch Ihre Meinung. Was meinen Sie denn selbst?"
"Ich halte mich an die Richtlinien."
"Na super. Aber Sie werden doch eine eigene Meinung..."
"Ja also wenn Sie mich fragen, ich hab da schon eine Patientin sterben sehen. Die hat eine Infektion bekommen und hatte nachher faustgroße Eiterbeulen im Gehirn, neurologische Ausfälle, tja und damit macht man es dann natürlich meist nicht mehr lang."
"????????????"
"Ja, also in ihrem Fall..Da haben die wohl schon recht mit den Richtlinien. Haben Sie sonst noch Fragen?"
"Ähm. Ähm... Nein. Danke."
Zuvor bei der Untersuchung hatte der Arzt schon versucht mir meine Diagnose zu erläutern indem er meinen Kopf mit einem Zentralrechner verglich und den Magen, das Herz, etc mit Laptops.
"Joah, und wenn es oben im Rechner nicht stimmt, da können Sie dann noch so lang an den Laptops rumschrauben, da kriegen Sie die Ursache halt nie raus."
??????
Dann erzählte er mir noch das Märchen vom Froschkönig.
Auch dieser Arzt wird mich definitiv nicht wiedersehen.
Das Grundproblem ist hier das Funktionieren, das in der westlichen Medizin in den Fordergrund gestellt wird. Die Organe müssen funktionieren, wenn sie es nicht tun, werden sie behandelt. Der Mensch wird dabei leider übersehen. Manche schaffen es einfach nicht, in den fünf Minuten, die ihm pro Kassenpatient zur Verfügung stehen, ein wenig Menschlichkeit zu zeigen.
Ich finde das traurig. Und ich prangere es an.
Und die Geschichte von dem Klinikarzt, der mir die Behandlung verweigerte, als ich mit vorzeitigen Wehen ins Krankenhaus kam, habe ich noch nicht erzählt. Seine Begründung auch hier "Es gibt Richtlinien. Vor der xx Woche werden Sie nicht behandelt, da hätte Ihr Kind ohnehin keine Überlebenschance."
Wir sprachen über ein Wochenende. Dieses Wochenende verbrachte ich ohne Medikation in der Klinik. In Todesangst um mein Kind, mit ständigen Wehen. Am Montag hatte ich dann die x. Woche erreicht und selbstverständlich bekam ich Medikamente.
So.
Und nun kommt Ihr.