Liebe Shiroi!
Gestern habe ich wieder einmal in „Leben mit Behinderung“ hereingeschaut und bin dabei auf deine Frage gestoßen. Ja, sie ist mir auch schon bald nachdem du sie stelltest aufgefallen. Damals hatte ich nur kurz überlegt, etwas dazu zu antworten. Aber ehrlich gesagt, war sie mir zu allgemein gestellt. Wahrscheinlich hätte ich es getan, wenn du etwas von deinem Erlebnis als 15jährige geschrieben hättest.
Inzwischen ist es nicht nur deine Betroffenheit, die mich auffordert, sondern auch meine, die durch manche sehr unfreundliche AWs ausgelöst wurde.
Ich habe jetzt den thread allerdings nur teilweise gelesen. Auf manches werde ich mich beziehen, manches wurde vielleicht auch schon geschrieben und es wird nun doppelt.
Was ich bisher ein wenig vermisst habe, ist der Hinweis, dass es nicht DIE/DEN RollstuhlfahrerIn gibt. Das wird mir selber immer wieder bewusst, wenn ich „spezielle“ Rollstuhleinrichtungen (Rolli-WC, Rolli-Hotelzimmer, Auto-Einstiegshilfen, viele Hilfsmittel…) erlebe. Was für den einen optimal ist, ist für den anderen kaum brauchbar. Grundsätzlich wird’s wohl auch bei der schönsten Sache so sein.
Eines ist mir im Umgang mit anderen Rollisten auch noch oft aufgefallen. In ganz ähnlicher Weise und Diktion wie bei manchen SM-Themen hier im Forum meinen manche scheints, richtiger zu sein als andere. Ich glaube ein MS(Multiple Sklerose)ler ist einem Querschnittler ähnlich fremd wie umgekehrt oder wie einem Nicht-Rollisten.
Nun endlich konkret zu deiner Frage. Ich sitze also wegen MS im Rolli.
(Deine Fragen kommen nun nicht in deiner Reihenfolge und wahrscheinlich auch nicht vollständig; aber da du ein geprüftes Mitglied im Club bist, kannst du mir auch gerne CMs schicken, wenn du noch was wissen willst – antworten kann ich auch ohne Prüfung;-) ).
Und ich sitze erst einige Jahre im Rolli. An die Zeit vorher erinnere ich mich nur zu gut und gerne. Zur Not und mit einer Haltemöglichkeit kann ich also noch stehen. Sex ist so allerdings nicht mehr. Und Schwäche und Koordinationsprobleme betreffen den ganzen Körper. Mein „bestes Stück“ verdient diese Bezeichnung so gesehen besonders wirklich. Die Erektionsfähigkeit finde ich nicht beeinträchtigt (ich bitte, dass jetzt keiner einen Woodoo-Fluch ausspricht!!). Allerdings sind die zwei überlästigen Dauerprobleme Clonus und Spastik bei Erregung oft ins Unerträgliche und bis zu kaum erträglichem Schmerz gesteigert.
Sogar der Spruch mit „Finger und Zung´ …“ stimmt für die Finger nicht. Durch die Spastik muss ich da oft aufpassen, ihr nicht weh zu tun. Es gäbe dann schon noch einige Problemchens. Die lasse ich jetzt aber weg.
Ja, ich genieße den Sex mit meiner Liebe sehr. Ich mag lange Spielchen, wenngleich die manchmal recht skurril anzusehen wären. Aber es sieht eh keiner zu
. Und ich denke zugegeben öfters schade, dass wir das früher nicht noch öfter gemacht haben. Manches haben wir erst entdeckt, als es schon nicht mehr sooo gut ging. Aber ins Jetzt mitnehmen kann man eh nichts.
Ja, die möglichen Kohabituationsstellungen sind klarerweise eingeschränkt. Und dann ist da noch der Effekt, dass ich nachm Orgasmus völlig entspannt bin, aber so, dass ich mich vom Rücken nicht mehr aufn Bauch drehen kann. Manchmal kostet es da sogar die ganze Kraft, die Hand ausm Gesicht zu heben, wenn sie zufällig da zu liegen kommt.
So, liebe Shiroi, über eine Reaktion von dir würde ich mich freuen. (Manchmal wollte ich in diesem Forum schon selber MSler diese Frage stellen; diverse Reaktionen w.o. beschrieben haben mich jedoch davon abgehalten.)
LG
M von masiu