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BDSM in der Vergangenheit, wie war das genau?

**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
BDSM in der Vergangenheit, wie war das genau?
Inspiriert durch einen anderen Foren-Thread, keimte in mir mal die o.g. Frage auf.
BDSM in der Vergangenheit.
Mich würde mal, so als BDSM-Beginner, interessieren, wie die Generationen vor mir, Baujahr 1974, ihr BDSM / SM / Bizarr-Sex, ausgelebt haben.
Welche Vor- und Nachteile seht ihr zu heute. Welche Möglichkeiten der Gleichgesinnten-Findung gab es damals überhaupt, welcher Kenntnissstand war damals aktuell, welche Auslebungsorte gab es damals überhaupt, welche Magazine, Zeitschriften usw. gab es damals, wie ist man damals überhaupt zusammengekommen und wo, welche Gerätschaften und Materialien wurden damals verwendet, wurde mehr selbst konstruiert als heute, welche Presse-Mitteilungen gab es damals überhaupt zum Thema usw. usw.

Ich bin mal, besonders auf Zeitzeugen-Informationen von "damals" gespannt. Klar, alles hat ja irgendwie ja auch so seinen Anfang, aber wo war der genau und wie ist die subkulturelle Entwicklung zu deuten. Ich spreche mal so von einer Zeitspanne von 1920 - 1970er Jahre.
*********xFour Paar
447 Beiträge
Spannend!!
Danke fürs Erstellen des Themas! *top*
Da sind viele spannende Fragen bei. Mit Antworten kann ich allerdings nicht dienen *lach*
**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
Thema.
Ja, danke. Bin aber mal sehr gespannt auf Anekdoten und Erfahrungen von damals.
Vor gut 20 Jahren ca wollte ich einen Stammi besuchen
Der inserierte in den Schlagzeilen meine ich mich zu erinnern
Bewerbung wurde verlangt dann ein 2 Std Telefonat und danach ein Face to Face check mit dem Leiter um dann festzustellen das die 7 traurigen Gestalten die diesen Stammi besuchten so gar nicht die waren mit denen ich mich austauschen wollte

Irgendwann kam dann die SZ das war so 2004 in mein Leben.
40000 User gab es da zu der Zeit Heute sind es 250000 oder mehr
Anmeldung ging nur mit Personalausweisnummer
Alle waren damals richtig gallig darauf zu spielen
Ein paar PNs hin und her telefonieren und dann wurde sich getroffen
Die größeren Clubs kamen dazu Catonium ect
300 Leute und mehr,man kannte sich
Einige Herrenhäuser im Osten wurden hergerichtet O Partys über das ganze WE satt
Stammtische mit bis zu 60 Leuten vereinzelte auch noch mehr,schossen wie Pilze aus dem Boden
Wenn man am Anfang noch eine Party verpasste musste man bis zur nächsten 6 Wochen "hungern"
Jetzt gab es jedes We zig Partys,der Nachteil keine war mehr so richtig gut besucht
Auch die Teilnehmer zahlen auf Stammtischen ging zuruck der Austausch fand im Netz statt
Das wiederum rief eine Menge zwielichtige Gestalten auf den Plan die in der neu geschaffenen Anonymität
viel Schindluder trieben.
Die "alten Hasen" zogen sich in Private Spielkreise zurück
Alles wurde ein wenig Fetisch lastiger BDSM lief oft mehr im Hintergrund.
**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
Hi Seelenfänger,
ja, vielen Dank erstmal für Deine Sicht der Entwicklung. Ich habe ja jetzt nicht so viele Erfahrungen und Erlebnisse dahingehend.
Eine kleine Anekdote gibt es allerdings von mir, kann aber sein, das ich es schon mal wanders erklärt habe.
Als ich 13 Jahre jung war, also im Jahr 1987 genau, brachte ein Kumpel meines gleichaltrigen Cousins ein paar sog. "bunte Heftchen" mit. Wir saßen dann, als heranwachsende Typen in seiner Bude und blätterten mit roten Köpfen diese Heftchen durch. Soweit so gut. Darunter war allerdings tatsächlich ein Sado-Maso-Heft. Ich kann mich leider nicht mehr an den genauen Titel und den Jahrgang des Hefts erinnern, sorry. Dort sah ich das erste Mal überhaupt, Menschen in schwarzer Lack- und Lederkleidung, die sich halt "folterten". Also Brennessel- und Andreaskreuz-Szenerien, Peitschen und viele Ketten. Das ist seit damals in mir hängengeblieben. Meine Kumpels, incl. Cousin, hatten das wohl wieder vergessen oder für nicht wichtig erachtet, anders als bei mir, da dieser Eindruck mich sehr beeindruckt hatte. Nur wusste ich damals nix über BDSM-Auslebung, wo man sich trifft, wie man Kontakte macht, das ganze Drum-Herum war mir ja total unbekannt. Etwas später, waren wir als Youngsters in Paderborn halt unterwegs, Eis essen, ins Kino gehen, LPs kaufen besonders bei mir ein bekanntes Phänomen, und halt auch mal cool sein und in einen Porno-Shop gehen, denn die gab es bei uns auch desöfteren. Dort habe ich wohl auch mal wieder ein paar schwarze Heftchen und Videos gesehen, da kam mir das mal wieder in den Sinn. Aber an eine echte Auslebung war da auch noch nicht z denken. Irgendwann hatte ich das Ganze auch wieder verdrängt aber nicht vergessen, sonst wär ich ja im Heute und Jetzt auch nicht hier. Die ganzen kleinen Porno-Lädchen gibt es allerdings nicht mehr, nur noch ein NOVUM-Markt.
**********ue_MV Paar
989 Beiträge
(sie schreibt)
Als ich vor 21 Jahren angefangen habe, lief das alles mehr auf Insiderbasis.
Man kannte jemanden der auf einer Mailingliste war oder jemanden über IRC Chat kannte und so kam man dann per persönlicher Einladung an die "guten Partys".
Spielzeug machte man selber, besorgte es im Baumarkt, Reiterladen oder per Empfehlung von wenigen Leuten, die so Dinge wie Peitschen, Fesseln etc mehr oder weniger professionell selbst herstellten.
In Sexshops gab es da nämlich den heftigen Perversenaufschlag. So, dass dort kaum jemand kaufte.

Dresscode war wesentlich liberaler.
Ich denke gerade an ein berüchtigtes Hawaihemd. *zwinker*
********chaf Mann
7.948 Beiträge
JOY-Angels 
Das klingt jetzt verdächtig nach "ich bin soooo lange dabei, ich erzähle euch jetzt, wie schwierig es damals war, in your face!" *lol*

Dennoch finde ich das Thema spitze! *ja* Denn wenn es mit einem gewissen Augenzwinkern geschieht, bin ich da volle Kanne dabei, diesbezüglich geben Erinnerungen an "damals" auf jeden Fall jede Menge her ... *liebguck*

Mir jedenfalls wurde "erst" 1990 (als ich "schon" 20 Jahre alt war) bewusst, dass es fürs Fesseln doch Menschen gibt, die außer mir auch drauf stehen. Namentlich in Form von Magazinen, die ich an der Reeperbahn fand (ich war da frisch nach HH gezogen).
Es beruhigte sehr, weil ich dann wusste: Ok, ich bin nicht alleine. Zwar waren mir die Magazine eindeutig zu sehr Porno, aber es war ein Ansatzpunkt! Genau genommen: Ich bin zwar pervers, aber nicht verrückt. *g*

Die "Schlagzeilen" vom Charon-Verlag öffneten mir dann auch Augen. Vor allem die Leserbriefe. Es gibt also auch ganz normale Menschen! Die das abseits von Porno miteinander machen! Hach ... *liebguck*

Spannend ist die Zeit aber eher heute als damals. Denn damals ließ sich das alles nur indirekt konsumieren. Ich wusste nicht wirklich, was ich mag und was nicht. Denn das gibt es nur im direkten Erleben zu erfahren.
Ein Segen, dass es, nicht nur in Hamburg, nun Clubs gibt, die ganz offiziell genau hier Begegnungen ermöglichen.
Ich mag sie nicht mehr missen.
Und trauere deswegen jenen Zeiten, in denen es (vor dem Internet!) nicht wirklich Möglichkeiten gab, Gleichgesinnte zu treffen, mal so gar nicht hinterher.
*zwinker*
*******958 Frau
9.875 Beiträge
SM - früher im vergleich zu heute

ein pers.text den ich am 12.10.12 für ein forum geschrieben habe
und der auf meinem Profil, als HP, hinterlegt ist.
Bei den Angaben zu Jahren bitte auf heute hochrechnen. Danke

ich blicke auf über 35 jahre, reales sm leben, zurück
früher und heute teilweise so unterschiedlich wie sonne und mond

kontakte zu sm
früher:
ich habe auf dem land, tiefste provinz gelebt, weit und breit (für damalige verhältnisse) keine stadt in der nähe
der ort bestand aus 400 seelen (wobei die vermutung naheliegt das sie auch die kühe mitzählten) und zwei dorf-spelunken
die nachbardörfer wahren auch nicht wirklich attraktiver. sex und erotik wahren weitum ein tabu-thema, abgesehen von den platten stammtischgesprächen. doch trotzdem gab es die einen oder anderen, die in kleiner runde offen über sich und ihre art leben sprachen. so das man darüber auch in kontakt zu sm’lern kam und somit auch zu dem, was man heute “szene” nennt.
man traf sich gemeinsam in kleinen, streng geheimgehaltenen privatclubs. rein kam man nur, wenn man jemand kannt der einen mitnahm und vorstellte. die kreise, in welchen ich mich bewegte, wahren tw. im wallis (genau am anderen ende der schweiz ich wohnte), im kt. graubünden, am bodensee schweizerseite oder sehr oft auf der deutschenseite. die kommunikation verlief über telefon (damals noch fest an der wand verschraubt) per briefpost und mund zu mund weiter sagen. funktionierte übrigens damals prima. es wurde ein termin vereinbart wo und wann und wer zusagte ist , ausser wirklich höherer gewalt, auch erschienen.

heute:
ein mausklick und schon hat jemand das gefühl bereits mitten drin zu sein
events zu hunderten im net angeboten, mittels klick wird oft schnell angemeldet und in der hoffnung es gibt was besseres , tun dies einige gleich bei 3 events am gleichen tag, erscheinen tun einige jedoch zu keinem

partyverlauf
früher:
kleine, wie schon erwähnt, geheime, räume, gewölbekeller oder privatwohnungen
alle meist mit einer bar ausgetattet wo man sich hinsetzte und locker flockig unterhielt, über all möglichen themen
ohne zwang, ganz locker. die einrichtungen je nach örtlichkeit sehr unterschiedlich. ein strafbock und ein grosser stabiler tisch mit an allen ecken ösen wahr jedoch überall vorhanden. an einigen orten gab es auch ein kreuz, streckbank ketten von der decke. im grunde wie heute, nur oft einfacher aber nicht weniger funktional meist sogar muldifunktional wenn ich mich so an die tische zurückerinnere.
wer lust hatte zu “spielen” tat dies ohne grosses aufheben daraus zu machen. man stand einfach auf, und begann (meist begann es sowiso schon an der bar. wer lust hatte gesellte sich mit gerührendem abstand als zuschauer dazu. oder wurde aufgefordert mitzumachen. man kannte sich ja meist.
wer sich wirklich daneben benahm flog gnadenlos raus. jeder lebte dabei sein ganz eigenes sm. die einen hart bis sehr hart, andere eher soft, einfach zwanglos wie es jedem gefiel. peitschen, fesseln etc. brachte jeder selbst mit. wer nichts dabei hatte, pech gehabt. gv gab es oft während oder nach der “session” geblasen wurde da wo es gerade gefiel ob an der bar oder oder

heute:
achtung ich schreibe hier von öffentlichen veranstaltungen nicht privaten in kleinem kreis!
öffentliche tw. massenveranstaltungen. tw. durchorganisiert bis zur position die sub zu füssen ihres partners einnehmen muss. (veranstalter sind da in den vorgaben tw. sehr kreativ)
meist eeht es mehr um sehen und gesehen werden. “spielt” man kommen zuschauer tw. so nahe das es jegliche grenzen überschreitet. fast jede sub wird als freiwild betrachtet und einige doms haben das gefühl, das sie sich frei und ungefragt bedienen können. spiele werden öfters lautstark kommentiert im sinne von: ach das tut doch weh, der haut ja richtig. ich würde da viel härter schlagen, wiso nimmt der nicht die gerte und so weiter
gv ist an sm anlässen eher verpönt, ein dom der seine eigene partnerin vögelt wird schräg angesehen. die sub jedoch von andern vögeln lassen das ist dann wieder genehm.

kleidung
früher:
jeder hat sich gekleidet wie es zu ihm passte, die einen dunkel, andere ganz bunt. manche in lederhosen, manche in jeans, im sommer auch mal shorts, sogar blusen mit blümchenmuster wahren erlaubt. man kleidete sich meist so wie man sich zu einem essen in ein gutes retaurant gewandet hätte. (klar konnte man auch uniform oder o-ähnliche kleider tragen wahr aber meist nur für spezialanlässe wie z.b. ein geburtstag (die wurden oft sehr ausschweifend gefeiert) oder silvester etc. aber es wahr immer so das die kleidung kein hindernisgrund für einlass wahr.

heute:
bei vielen veranstaltungen gibt es bereits eine kleidervorschrift die sich dresscode nennt. einlass meist nur in LLL oder fantasie etc. ob jemand sm lebt oder nicht wird via kleidung definiert. egal wie lange jemand sm lebt, hat man kein dresscode ist man kein sm’ler und findet keinen einlass. erinnert mich öfters eher an fasching wie an sm. sehen und gesehen werden ist oft trumpf

tabus:
gab es auch schon früher aber nicht in form von listen. man sprach kurz wiso das oder jenes nicht (z.b. geht geundheitlich gar nicht oder heute nicht) und das wahrs. kein tam tam

grenzen
ja auch die gab es früher. doch auch hier ohne jegliche liste stopworte? ein fremdwort man blieb während der “session” im dialog. nein kein gequassel und lamentieren, sondern beobachten sich wirklich aufeinander einlassen. top verstand wann ein schrei eine grenze anzeigt oder pure lust.
sklavenverträge, neigungsbögen, strafbücher und co. habe ich, bevor das internet einzughielt nicht gekannt und ich verweigere mich solchem auch bis heute erfolgreich, den ich weiss ja das es super ohne al das geht und prima erfüllend gelebt werden kann.
es gab auch keine männer die meinen sie müssten eine fremde frau gleich mit sub oder sklavin etc. ansprechen. umgekehrt erwartete auch kein mann das man ihn gleich mit: herr, meister, dom etc. anspricht. wir hatten unsere reale namen oder schwerzhafte spitznamen. kalr nannte man seinen partner auch SIR etc. doch dann handelte es sich um partner mit welchen man schon länger zusammenwahr und das auch dann nicht als muss sondern eher als kosename.

manchmal frage ich mich: wie konnten wir nur ohne internet sm leben?

für mich pers. wahr früher in dem bereich vieles einfacher, freier und offener
und trotzdem wahr früher nicht alles besser doch für mich pers. trotz verdeckten clubs etc. einfacher

und bitte lest das ich nicht alle schreibe sondern stets einige oder viele. den auch früher gab es negative wie positive menschen im bereich sm, wie es diese auch heute gibt.

wurde ein etwas langer beitrag
doch er hätte noch viel länger werden können wenn ich alles zu früher und heute reingepackt hätte.
**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
An anaid 1958
Wow bin begeistert von deinen Ausführungen. Du sprichst doch in deinem Bericht von den frühen Achziger Jahren wenn ich jetzt richtig guergerechnet habe. *zwinker*
*****din Mann
737 Beiträge
*ggg*

ich glaube anaid war auf den selben party´s wie ich.
dem ist nichts hinzu zu fügen.

Odin
*******958 Frau
9.875 Beiträge
*********_a_74:
Du sprichst doch in deinem Bericht von den frühen Achziger Jahren wenn ich jetzt richtig guergerechnet habe. *zwinker*

Mitter der 70er Jahre finge es an
Oh je, früher war alles viel früher.
Ich hab erst nach einem guten Jahrzehnte mitbekommen das dass, was ich da mache, einen Namen hat und es sich dabei um etwas handelt was nicht jeder mit sich machen lässt.
Aber stimmt. Anfang der 80ger war die Szene noch sehr privat und tolerant.
Heute ist sie zum großen Teil kommerziell. Ist nicht mehr meins
**********ue_MV Paar
989 Beiträge
Hmmm das klingt fast wie die gute alte Carpe Noctum oder Bardeparty aber ja (M part ) kann das was anaid bestätigen wobei es auch heute noch "halboffizielle" Partys gibt die man aber weniger im Joyclub oder Sklavenzentrale findet. Dahin bekommt man immer noch über Stammtische und persönliche Bekanntschaften Bescheid.
*****a_S Mann
8.126 Beiträge
JOY-Angels 
Früher alles besser?
Hier mal ein Beitrag von einem mittel-alten, also so alt wie der TE, aber immerhin schon seit über 20 Jahren in der Szene und mit so viel Gespür für geschichtliche Entwicklungen, dass er denkt, auch was dazu sagen zu können:

Ich denke, dass man die Entwicklung - zumindest in ihren Grundzügen - mit der in der Schwulen/Lesben-Szene vergleichen und grob in 3 Phasen unterteilen kann: Wenn man ganz weit zurückgeht, war das (mehr oder weniger) verboten, und die Leute haben das sehr heimlich gemacht in hermetischen - und nicht ungefährlichen - Zirkeln. Ich denke, wir können alle froh sein, dass die Zeiten vorbei sind.
Eine zweite Phase beginnt nach der sexuellen Revolution, in der alternative Sexualität zwar erlaubt ist, aber man nicht so leicht an Kontakte und Partys gekommen ist, dafür Szene-Zeitschriften und Vitamin B brauchte. Gerade für junge Frauen war dieser Weg oft durchaus noch angstbehaftet. Am Ende dieser Zeit (90er) bin ich in die Szene gekommen.
Und seit etwa 20 Jahren sind wir in einer dritten Phase, die durch das Internet und die Komerzialisierung der Szene geprägt ist.

Ich verstehe schon, dass man an der dritten Phase einiges blöd finden kann, aber wenn ich mir von meinen jungen Szene-FreundInnen erzählen lasse, wie sie mit ihrer Sexualität aufgewachsen sind, dann höre ich, dass sie sich schon mit 14 im Internet informieren konnten, dass BDSM und Fetisch "ganz normal" sind, und es viele Leute gibt, die damit viel Spaß haben. Sie konnten mit 16 übers Internet Kontakt zur SMJG aufnehmen und ab 18 über einschlägige Communities Kontakte knüpfen oder Partys besuchen. Und auch junge Frauen mussten keine Angst haben, weil sie immer auch andere Frauen kennengelernt haben, mit denen Sie diese Schritte gemeinsam gehen konnten.
Ich muss sagen, dass ich mir so etwas sehr gewünscht hätte, als ich Ende der 80er jugendlich war. Und ich hätte in den 90ern gern einen Joyclub gehabt, mit dem ich in meiner Unistadt hätte Kontakte knüpfen können.
**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
an Milena-S
ja, erstmal Dir auch vielen Dank für Deine Ausführungen. *top*
Uns trennt ja nur ein Lebensjahr, GRINS, aber ich bin ja erst seit ca. 2 Jahren dabei, obwohl ich ja meinen BDSM-geprägten Erstkontakt in Magazinform bereits als Youngster in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre hatte. *gruebel*
Du beschreibst halt in der Phase-1, ich denke mal Du meinst die 1950er Jahre-Ära, das es Magazine gab. Kannst Du welche benennen, oder hast du tatsächlich schon mal so alte explizite Printmedien gesehen oder gar besessen.? *zwinker*
*****a_S Mann
8.126 Beiträge
JOY-Angels 
Mit Magazinen meine ich z.B. die "Schlagzeilen". Laut Wikipedia "Ursprünglich das Zentralorgan des SM-Sündikats Hamburg, der ersten offenen SM-Gruppe Deutschlands, wurde es schnell kommerziell und zu einem der zentralen Magazine der deutschsprachigen BDSM-Subkultur. Die erste Ausgabe erschien im November 1988 in einer Auflage von 200 Heften." Man sieht also, viel eher ging das mit Magazinen und öffentlichen Gruppen nicht los. Im Grunde also in der Zeit, als wir Jugendliche waren. Die älteren hier können mich aber gern verbessern.

Klar gab es vorher schon Porno-Magazine in diese Richtung, aber über die konnte man nicht wirklich Kontakte knüpfen und Partys finden - in den 50ern schon gar nicht. Da gab es wohl das Bizarre-Magazin in New York (wikipedia: John Willie), aber die reale "Szene" waren die hier schon beschriebenen privaten und konspirativen Treffen, an die man nur durch Kontakte kam.
****000 Mann
19.043 Beiträge
Wer an der Geschichte des (BD)SM interessiert ist, findet hier einiges: http://www.datenschlag.org/dachs/index.html

Beispiel:
http://www.datenschlag.org/dachs/dachs1950_1959.html
***********- 1959:

Anfang der 50er Jahre
Für kurze Zeit erscheint monatlich zum Bezugspreis von DM 2,- (EUR 1,-) die Zeitschrift "Tribüne der Zeit - Familienmagazin für freie Meinung und Diskussion". "Diese Zeitschrift", schreibt Peter Franzen, "war in ihrer Richtung völlig eindeutig. Das geht schon aus den Veröffentlichungen ihrer Leser, die in der 'Diskussion über den Wert der körperlichen Züchtigung' permanent zu Worte kamen und besonders aus den Inseraten klar hervor. Stil und Ausdruck kennzeichnen sie als Erotikum, dessen einziger Zweck die sexuelle Erregung der Leser war." Das Magazin war wohl aus der Rubrik "Tribüne" der im gleichen Verlag erscheinenden "Allgemeinen Gerichtszeitung" hervorgegangen, in der Leser sich zu Wert und Unwert der körperlichen Züchtigung äußern konnten. "Es darf nicht weiter wundernehmen, daß in der 'Allgemeinen Gerichtszeitung' eines Tages ein redaktioneller Hinweis stand, daß es geraten sei, die Diskussion in der 'Tribüne' abzubrechen. Alle Interessenten für dieses Thema wurden aber gleichzeitig auf die 'Tribüne der Zeit' hingewiesen, in der weitere 'interessante Fragen über Erziehung und die körperliche Züchtigung' angeschnitten werden sollten. Der Verlag hatte damals bereits Schwierigkeiten, denn die 'Gerichtszeitung' war an jedem Zeitungskiosk für jeden Menschen, auch für Jugendliche, käuflich zu erwerben." 1954 schreitet der Staatsanwalt ein, einige Ausgaben werden beschlagnahmt und die "Tribüne der Zeit" eingestellt.
Es handelt sich vermutlich um die einzige und womöglich erste Zeitschrift, in der damals sadomasochistische Kontaktanzeigen relativ offen aufgegeben werden konnten; Franzens "Flagellomanie" enthält eine Faksimile-Anzeigenseite der "Tribüne".
(Fra56 http://www.datenschlag.org/b … verzeichnis/key/f.html#Fra56, S. 228ff.)
("Tribüne der Zeit, Familienmagazin für freie Meinung und Diskussion", Hrsg: Gerichts- und Kriminalverlag OHG, Helmut Adam und Walter Merkel, Augsburg, Frauentorstr 25, Telefon 8273, Verantwortlicher Redakteur: A. Saule)


oder auch:

ab 1950
Zurückkehrende schwule US-Veteranen des Zweiten Weltkriegs schließen sich in den USA zu Motoradclubs zusammen und bilden die heute als "Old Guard" bezeichnete schwule sadomasochistische Subkultur. Sie ist von starren Regeln, einer starken Abschottung nach außen und einem ritterlichen Ehrenkodex geprägt. Die Zahl der Tops soll die der Bottoms um den Faktor zehn übertroffen haben.
Die Old Guard prägt mit ihrem schwarzen Leder, dem Links-Rechts-Code für die Identifizierung als Top oder Bottom und der Ablehnung des Switchens bis ins 21. Jahrhundert fast alle späteren SM-Subkulturen im Westen, ob hetero- oder homosexuell.
(Bal93 http://www.datenschlag.org/b … verzeichnis/key/b.html#Bal93)



Mich würde mal, so als BDSM-Beginner, interessieren, wie die Generationen vor mir, Baujahr 1974, ihr BDSM / SM / Bizarr-Sex, ausgelebt haben.

Ich bin BJ 1966 und habe BDSM ab ca. 16 nur bei der Selbstbefriedigung ausgelebt (Schlicht, weil es für mich keine andere Möglichkeit gab), ohne wirklich zu wissen, was ich da mache.
Also ich wusste schon, dass das nicht dem Durchschnitt entspricht, was ich mache, aber dass das BDSM heißt, wusste ich anfangs nicht.
Ohne Internet, auf dem Dorf und in der gehobenen spießigen Mittelschicht, in der ich groß geworden bin, war ein Kontakt zu BDSMlern fast unmöglich. Ich habe jedenfalls nie welche kennengelernt.
Irgendwann erfuhr ich dann (war das ein Artikel im Stern?), dass es BDSM gab und die Schlagzeilen. Faszinierend für mich, Sehnsucht war da... aber ich verband es mit Schmuddel und Rotlichtmilieu. NIE hätte ich mich getraut, da hinzugehen oder mir entsprechende Hefte zu kaufen oder auf irgendwelche Anzeigen zu antworten, *nene*. Die Hemmschwelle war riesig. Unüberwindbar für mich.
Mit dem Beginn des Internets wurde es zwar etwas einfacher, sich zu informieren. Doch kam ich mit meinen Suchbegriffen fast nur auf Seiten von Dominas oder Bordellen... kostenpflichtig und stets mit dem Risiko, sich einen Virus einzufangen. Also habe ich das schnell wieder gelassen (meine zwei, drei Versuche mit hochrotem Kopf waren einfach zu schambesetzt).
Das Geilste für mich war, als ich einmal nach einem aufblasbaren Gummisessel (die waren damals in) für meine Nichte suchte und plötzlich sehr erregende Geschichten fand, *lach*. Heutzutage wäre das nicht mehr möglich, weil die Suchmaschinen anders funktionieren.
Erst mit Ende 40 traute ich mich dann tatsächlich in ein Forum. Aber nur deswegen, weil dies aussah wie ein ganz schlichtes Forum (hätte auch für Gärtner oder Hundefreunde oä sein können), keinen komischen Sex-Namen hatte und das, was ich las, nicht pornomäßig wirkte.
Im übrigen bis heute die beste Entscheidung meines Sexlebens, *gg*.
*****a_S Mann
8.126 Beiträge
JOY-Angels 
Vielen Dank für den interessanten Link @****000! Dieses Ausnahme-Magazin "Tribüne" zeigt aber im Grunde den Zeitgeist - verdeckt und heimlich - und erinnert in trauriger Weise an Darknet-Seiten, in denen heute Leute mit verbotenen Sexualfantasien Kontakte zu Gleichgesinnten suchen. Wie gesagt, wir können sehr froh sein, dass heute nicht mehr Schwule, die sich heimlich im Park treffen, nach §175 verurteilt werden, und wir ganz öffentliche Queer-Szenen und BDSM/Fetisch-Partys haben.
Hier noch Auszüge aus dem schönen Link von @****000:

In den 1970ern:
In den USA und Europa werden Hunderte von schwulen Lederbars eröffnet und schwule Motorradclubs gegründet. In New York gründen Masochisten die erste bekannte SM-Gruppe in den USA, die Eulenspiegel Society (TES). Bis 1975 erreicht sie eine Stärke von etwa 125 Mitgliedern.
August 1973: In Hamburg findet das bis dahin größte schwule Ledertreffen mit etwa 470 Gästen in der "Loreley-Bar" statt.
Aber: 1973 In Deutschland wird der §131 Abs. 3 StGB verabschiedet, der bei Strafe jede mediale Schilderung von Aktionen gegen Menschen verbietet
Der MSC Berlin veranstaltet sein erstes Ledertreffen. Diese Treffen finden seitdem jährlich statt und haben jeweils eigene Namen. 1976 nehmen knapp 600 Männer teil, 1977 etwa 1000.
Der "Stiefel", eine Zeitschrift mit Clubnachrichten der deutschsprachigen schwulen Lederclubs, erscheint viermal jährlich. 1978 Der MSC Berlin wird ein eingetragener Verein
> Wir sehen also: In den 70ern blüht die schwule Kultur auf und als Subkultur dieser eine schwule BDSM/Fetisch-Kultur, aber noch keine echte heterosexuelle bzw. weibliche BDSM/Fetisch-Szene!

In den 1980ern:
etwa 1980: In München entsteht eine SM-Gruppe, die sich etwa 1992 den Namen "FreieS/München" gibt.
1983: In London wird der SKIN TWO Club gegründet, aus dem das gleichnamige Fetisch/SM-Magazin hervorgeht. In Berlin wird "Spaß & Macht" gegründet, die erste SM-Lesben-Gruppe in Deutschland.
1986: Peter W. Czernich gibt eine deutsche Version des britischen Fetischmagazins "Skin Two" heraus.
Aber: März 1987: Der Anwalt der deutschen Zeitschrift "Tempo" versichert während einer Verhandlung der BPjS, Tempo werde künftig keine "Macho-, Sado-Maso und ähnliche" Kontaktanzeigen mehr annehmen.
1987: Die erste bekannte heterosexuelle SM-Organisation Deutschlands, das S/M-Sündikat Hamburg (s.o.)
> Wir sehen also: Eine einigermaßen öffentlich kontaktierbare heterosexuelle und lesbische BDSM/Fetisch-Szene gibt es in Deutschland erst ab Mitte der 80er!
****000 Mann
19.043 Beiträge
*****a_S:
Eine einigermaßen öffentlich kontaktierbare heterosexuelle und lesbische BDSM/Fetisch-Szene gibt es in Deutschland erst ab Mitte der 80er!

ja, allerdings. Und das ist noch nicht so lange her, als dass es nicht durch einen weiteren gesellschaftlichen Wandel (weg von Offenheit) auch ganz schnell wieder zurück gedreht werden könnte.

Noch eine nette Fundstelle:
1964
Gründung eines schwulen Lederstammtisches in Köln, der in privaten Räumen stattfindet und von sechs bis acht Leuten besucht wird.
Erstes bekanntes SM-Treffen in Deutschland.
(Angaben der MS Panther Köln unter home.t-online.de/home/essip-np/panther.htm)


**********audia
4.914 Beiträge
Themenersteller 
Entwicklung.
Wow, bin begeistert. Man sieht ja in der Chronologie, das quasi in fast jedem Jahrzehnt etwas in die Richtung BDSM-Leder-Fetisch-Homo-Hetero-Bi usw."angestartet" gegründet wurde. Sozusagen eine dekadenweise Pionierarbeit von Menschen mit den besonderen Neigungen.
****al Mann
3.026 Beiträge
Mitte der 90er ist "Deutschland einig Schmerzensland" (iirc Seitenblick-Verlag) erschienen, in dem es neben mehreren Berichten aus beiden Teilen Deutschlands auch einen kurzen Gesamtüberblick über die Entwicklungen in BRD und DDR gab.

Dieses Ausnahme-Magazin "Tribüne" zeigt aber im Grunde den Zeitgeist - verdeckt und heimlich - und erinnert in trauriger Weise an Darknet-Seiten, in denen heute Leute mit verbotenen Sexualfantasien Kontakte zu Gleichgesinnten suchen.

Übrigens nicht nur auf juristischer Ebene.
Die ersten wissenschaftlichen Arbeiten im deutschsprachigen Raum, die deutlich über Forensik und Abschreiben alter psychologischer Lehrmeinungen hinausgingen, gab es auch erst in den 90ern.
*******mlos Frau
2.511 Beiträge
bj 57; das, was mein Freund seinerzeit mit mir veranstaltet hat, bzw was ich mit mir hab machen lassen , haben wir beide für nicht normal gehalten, mit niemandem außerhalb darüber gesprochen und im
Happy WEEKEND eine Anzeige aufzugeben war gar nicht in unseren Köpfen, die hätte sich auch keiner
von uns getraut zu kaufen...dann wüßte ja ein Außenstehender davon....

so war das als ich 20 war ..vor 40 Jahren und nach meiner Hochzeit gabs dann sehr sehr lange nix in der
Richtung...bis ich von einer kollegin erfahren habe, was die so umtreibt ...und dann fing da wieder was an in mir, was erfüllung finden wollte die es zu Haus nicht gab..
*****a_S Mann
8.126 Beiträge
JOY-Angels 
"Pionierarbeit"
Ja @*********_a_74, und im Grunde haben meine ersten Schritte in die Szene diese in ganz kleinen Teilen nachgezeichnet. Es war Mitte der 90er-Jahre. Das Internet war noch so klein, dass es keine Hilfe war und auch noch kaum jemand sich so eine Entwicklung vorgestellt hatte:

Meine ersten Kontakte zur Szene waren die Zeitschrift Tempo, Talkshows im Privatfernsehen und Sexshops. Dort ein Kontaktanzeigen-Magazin gekauft - BDSM-Kontakte waren fake, wollten Geld haben, Leute betrügen. Dann im Schwulen-Zentrum meiner Uni-Stadt Kontakt zur Lederszene aufgenommen - war nett, aber leider nur Männer da. Endlich in den Schlagzeilen Kontakt zu einem Stammtisch in der Nachbarstadt bekommen, etwa 15 Personen, alle älter als ich, aber immerhin auch Frauen. Über diese Kontakt nach Nürnberg aufgebaut. Dort bei der (so zumindest nach Auskunft des dortigen Stammtisches) ersten öffentlichen BDSM/Fetisch-Party mitgeholfen. Türsteher gemacht (mit 67kg :-D). Polizei kam vorbei, um sich das sicherheitshalber anzuschauen. Hat aber geklappt, waren vielleicht 50 Leute da. Ende der 90er die erste große BDSM-Party in Essen (von SMart Rhein Ruhr) und Fetisch Messe/Party in Köln (von Marquis) mitgemacht - tief beeindruckt gewesen und weitere Kontakte geknüpft.
****al Mann
3.026 Beiträge
Meine ersten Kontakte zur Szene waren die Zeitschrift Tempo, Talkshows im Privatfernsehen und Sexshops.

Gerade das gute alte Fernsehen (Meiser mit iirc der SZ-Crew, "Unter deutschen Dächern" in der ARD) hat da in der ersten Hälfte der 90er einiges zur Öffentlichkeitsarbeit beigetragen. Dazu ein paar Titelstories in Stern und Spiegel, zuerst 1990 über Sina-Aline Geißler und ihr erstes Buch. Damals schon ein kleiner Hype lange vor SoG.
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