Unsicherheiten (auf welchem Gebiet auch immer) würde ich nicht als kompliziert bezeichnen. Nicht jeder hat im Rahmen seiner Sozialisierung gelernt, seine Gefühle zu artikulieren. Das ist leider so.
Frauen mögen, wenn es darum geht, Gefühle zu artikulieren, prozentual den größeren Anteil haben. Aber auch das liegt wohl eher im Aufwachsen begründet. Männern auch noch meiner Generation fällt es häufig schwerer, sich zu öffnen, so meine persönliche Beobachtung. In meiner Kindheit war es noch so, dass Jungs sich unter Kontrolle zu haben hatten, die Starken sein sollten, nicht weinen durften. Mädchen gestand man Emotionalität, Schwäche und Weinen hingegen allgemein zu. Im Wissen darum gehe ich heute aber auch anders damit um.
Bei der Erziehung meines Kindes hat dies viel von mir mitbekommen, (komplexe
) Emotionalität gelernt. In anderen Familien, insbesondere mit männlichen Nachkommen, habe ich die Beobachtung gemacht, dass im Vergleich zu der Zeit, als ich aufwuchs, vieles zum Positiven gewendet hat. Es wird insgesamt mehr über Gefühle gesprochen, ich sehe - gerade im Umgang der Väter mit ihren Kindern - mehr offensichtliche (!) Liebe. Nicht dass die Väter unserer Generation weniger geliebt hätten, aber heutzutage „darf“ auch ein Mann Gefühle zeigen. Ist natürlich nicht allgemein gültig, und dies sind nur meine bescheidenen und nicht empirisch belegten Beobachtungen. Dass die Wissenschaft sich intensiv mit Genderfragen auseinander setzt, weiß ich schon. Hab aber jetzt keine Lust, Studien rauszusuchen
.
Schwenk zurück zum Thema: Frauen überfordern häufig Männer mit ihrer Emotionalität, Komplexität. Zumindest im Ausmaß derselben. Manche Männer können trotzdem gut damit umgehen, bezeichnen dies bei ihren Frauen/Partnerinnen liebevoll als emotionale Vielfältigkeit. Andere wiederum bezeichnen dies eher als Kompliziertheit. Alles eine Frage des Betrachtungsstandpunktes. Aber Himmel nochmal, wie sollen „die Männer“ denn „uns“ denn noch verstehen, wenn selbst wir Frauen uns noch nicht einmal untereinander einig sind?
Unsicherheiten jeglichen Geschlechts würde ich persönlich niemals als kompliziert betrachten. Sie komplizieren unter Umständen Vieles, das ist wahr. Empathie und Verständnis auf beiden Seiten hilft meines Erachtens da am meisten. Bloßes Draufhacken à la „Männer sind alle so, Frauen sind alle so“ erscheint mir zu billig. Es bedarf einiger Arbeit, mit Komplexitäten umzugehen, aber das ist in jedem Bereich so. Und es bedarf da in jedem Fall auch Menschen, die sich darauf einlassen, mit ihrerseits all ihren Stärken und Schwächen. Gegenseitiges Verständnis hilft ungemein, bedeutet aber auch, dass man seinen mitunter festgefahrenen Standpunkt mal verlassen muss, auch wenn es unter Umständen unkomfortabel ist.
mal ne Runde Liebe und Verständnis füreinander in den Raum wirft
Jeanne